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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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ja in den möglichen Panikverkäufen, falls Fondsmanager und Zentralbanken und ausländische Institutionen den Eindruck bekommen hätten, der Dollar wäre im freien Fall. Wichtig war auch, dass wir die Bereitschaft der Federal Reserve Bank, den Dollar zu stützen, und ihre nahezu unbegrenzten Mittel dazu in den Medien publik gemacht haben. Demzufolge kam es nicht zu den Panikverkäufen, auf die die Russen gesetzt hatten.«
    Reagan nickte ernst. »Es kam also nicht zu, äh, Panikverkäufen.«
    »Zudem wussten wir, dass einflussreiche Sowjetagenten in den Zentralbanken von Japan, Hongkong, Taiwan und Malaysia sowie ein Wirtschaftsberater im Umfeld des westdeutschen Kanzlers ihre Banken zu einem Ausverkauf amerikanischer Schatzanleihen bewegen sollten. Es ist uns gelungen, diese Agenten zu neutralisieren. Einer wurde wegen sexueller Belästigung einer Minderjährigen festgenommen, die anderen wurden überredet, einen längeren Urlaub zu nehmen. Alle fünf, so möchte ich hinzufügen, werden demnächst arbeitslos sein. Abschließend können wir feststellen, dass sich Andropows Plan, unsere Währung und Wirtschaft zu destabilisieren, als Sackgasse erwiesen hat.«
    Reagan kniff die Augen zusammen. »Sie meinen, Andropow persönlich steckt hinter dieser, äh, CHOLSTOMER-Sache?«
    »Wir vermuten, dass der KGB nicht ohne ausdrückliche Anweisungen des Generalsekretärs gehandelt hätte«, sagte Casey.
    »Hmmmmm.« Reagan war sichtlich verärgert. »Da könnte ich richtig wütend werden, wenn ich daran denke, dass dieser Andropow die Unverfrorenheit besessen hat, unsere Währung anzugreifen.«
    Casey witterte Morgenluft. »Andropow müsste mal daran erinnert werden, dass man die Regierung Reagan nicht ungestraft angreift.«
    Reagan blickte finster. »Mein Vater hat immer gesagt, Zorn ist bitter, Rache ist süß.«
    Casey erkannte seine Chance. »Ganz genau, Mr. President. Wir könnten Andropow da treffen, wo er am verwundbarsten ist –«
    James Baker war aufgesprungen. »Jetzt mal ganz langsam, Bill.«
    »Wir sollten nichts überstürzen«, pflichtete Bill Clark bei.
    Doch Reagans Aufmerksamkeit war geweckt. »Wo ist Andropow denn verwundbar?«, fragte er.
    »In Afghanistan. Wenn wir Ibrahims Freiheitskämpfer mit Stinger-Raketen versorgen würden, wäre das für Andropow sehr unangenehm.«
    »Dieser Ibrahim ist ja kein Marxist«, sinnierte Reagan. »Und Andropow ist einer.«
    »Ibrahim ist tot«, warf Bill Clark ein, doch der Präsident hörte gar nicht hin.
    »Das Beste daran ist«, sagte Casey unbeirrt, »dass wir die Stinger nicht mehr erst liefern müssen. Die haben sie ja schon. Es fehlen nur noch die Zündmechanismen, die wir ausgebaut haben.«
    »Sie sollten das ganz vorsichtig abwägen, Mr. President«, sagte James Baker unbehaglich.
    »Es wäre eine großartige Möglichkeit, uns für Vietnam zu rächen«, sagte Casey beschwörend. »Da haben wir über neunhundert Flugzeuge verloren, viele davon durch russische SAMs.«
    Reagan stützte das Kinn in die Hand. »Wenn man mal alles bedenkt«, sagte er langsam nickend, »könnte Bill da wirklich richtig liegen.«
    Der Präsident blickte zu Baker und Clark hinüber. Beide sahen weg. Casey hatte sie ausmanövriert, und das wussten sie.
    »Wenn das Ihre Meinung ist, Mr. President –«, sagte Clark.
    Casey, der seit Monaten versuchte, die Mudschaheddin mit Stinger-Raketen zu versorgen, bedachte Baker und Clark mit seinem berühmten ausdruckslosen Blick. »Die Details können Sie beide getrost mir überlassen.«
    Und noch bevor irgendwer etwas sagen konnte, hatte er das Zimmer verlassen.
     
    Ein frischer Wind fegte das Laub über die Pennsylvania Avenue vor dem Weißen Haus, als Anthony leicht humpelnd mit Maria zu einem französischen Restaurant ging.
    »Na, was für einen Eindruck hattest du von unserem Präsidenten?«, fragte er.
    Maria schüttelte den Kopf. »Er wirkt wie ein Komparse, der den Präsidenten spielt, und nicht wie der richtige Präsident. Er spult ein Programm ab, er sagt Dialogzeilen auf, die für ihn geschrieben worden sind. Gott allein weiß, wie da drin überhaupt noch Entscheidungen getroffen werden. Und was meinst du?«
    Statt einer Antwort rezitierte Anthony:
     
    »Ob nun gewählt oder ernannt,
    Er hält sich für von Gott gesandt,
    Und weil das gesalbte Haupt so trieft,
    Ihn keiner in die Finger kriegt.«
     
    »Wo hast du das denn her?«, fragte Maria lachend.
    »Ogden Nash.«
    Sie stellte sich ihm in den Weg. »Anthony McAuliffe, versuchst du,

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