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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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der ehemalige Leiter der Abteilung Sowjetrussland ein russischer Maulwurf war, dann machen die Hackfleisch aus uns, budgetmäßig und auch sonst. Wir haben schon genug Probleme, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass wir gebraucht werden.«
    Plötzlich kam Tessa ein Verdacht. »Hängt Dads Flucht irgendwie mit den Telefonnummern zusammen, die wir aus den russischen Gewinnzahlen ermittelt haben?«
    »Absolut nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«
    »Schwöre es, Jack«, verlangte Tessa.
    Jack zögerte keine Sekunde. »Ich schwöre es.« Er konnte förmlich den Zauberer hören, damals in der Berliner Basis, wie er beim Grab seiner Mutter schwor, dass SNIPER und RAINBOW nicht Teil der Kontrastbrei-Meldungen gewesen waren, die er verschickt hatte, um Philby zu entlarven … Wie mühelos einem Spion doch Lügen über die Lippen kamen! »Ihr habt mein Wort«, fügte er jetzt hinzu. »Mein Ehrenwort.«
    Tessa schien erleichtert. »Gott sei Dank. Das wäre schwer zu verkraften gewesen.«
    Vanessa sah ihre Schwester an und erklärte ganz ruhig: »Ich glaube, ich hasse ihn.«
    »Nein, du hasst ihn nicht«, sagte Tessa. »Du bist wütend auf ihn und auf dich, weil du ihn noch immer liebst.« Ein schmerzliches Lächeln erschien auf Tessas Gesicht. »Es ist, als wäre er gestorben, Vanessa. Wir werden um ihn trauern.«
    Tränen strömten Vanessa über die Wangen. »Nichts wird mehr so sein, wie es mal war.«
    Jack starrte aus dem Fenster. »Für keinen von uns«, murmelte er.
     
    Reagans Schauspielerinstinkte erwachten, als er die Fernsehkameras sah. Geschickt dirigierte er Anthony und Maria Shaath durch das Oval Office und baute sich so auf, dass die Scheinwerfer die Schatten unter seinen Augen verschwinden ließen. »Wenn man gut ausgeleuchtet wird, kann einen das um zehn Jahre jünger machen«, sagte er zu niemandem Bestimmten. Blinzelnd sah er sich im Raum um. »Würde bitte jemand die Vorhänge zuziehen?«, rief er. »Wir kriegen zu viel Licht von hinten.« Er wandte sich seinen Besuchern zu. »Solange gedreht wird«, sagte er zu ihnen, »sollten Sie mich ansehen, und, äh, immer schön lächeln, während wir plaudern.« Er drehte sich zu den Kameras. »Alles klar, Jungs, los geht’s.« Er nahm Marias Hand in seine und rief mit dieser zutiefst ehrlichen und leicht atemlosen Stimme, die das ganze Land so liebte: »Wir Amerikaner lieben nun mal Geschichten mit Happy End, vor allem, äh, wenn es dabei um unsere Landsleute geht.«
    »Können wir noch einen Take machen, Mr. President?«, rief einer von den Fernsehjournalisten.
    »Klar. Sagt mir, wenn ihr so weit seid.«
    »Es sind zu viele Leute im Raum«, beklagte sich der Produzent. »Das lenkt ab.«
    Der Pressesprecher des Präsidenten scheuchte ein paar Sekretärinnen und einen der beiden Männer vom Secret Service aus dem Oval Office.
    »Okay, Mr. President. Action.«
    Reagans Augenwinkel warfen Falten, und ein verkrampftes Lächeln erhellte sein markant attraktives Gesicht. »Wir Amerikaner lieben nun mal Geschichten mit Happy End, vor allem, äh, wenn es dabei um unsere Landsleute geht.«
    »Großartig!«
    »Prima.«
    »Alles im Kasten«, erklärte der Produzent.
    »Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte Reagan zu dem Fernsehteam und geleitete Anthony und Maria zur Tür.
    Bill Casey traf sich mit Reagan in dem kleinen Zimmer neben dem Oval Office , in das sich der Präsident nach Fototerminen zurückzog. »Glückwunsch, Bill«, sagte Reagan. »Ihre Leute haben bei der Geiselbefreiung großartige Arbeit geleistet. Wie ich höre, sind die, äh, Umfrageergebnisse für mich um sechs Punkte gestiegen.«
    »Bill Clark ist hergekommen, um Sie über diese CHOLSTOMER-Geschichte zu informieren«, erklärte James Baken der Stabschef im Weißen Haus, dem Präsidenten.
    Der Sicherheitsberater sagte: »CHOLSTOMER ist der Codename für den Plan der Sowjets, die US-Währung und unsere Wirtschaft zu destabilisieren.«
    Reagan forderte Casey mit einer Handbewegung auf fortzufahren.
    »Wie Sie wissen, Mr. President, hat die CIA Informationen über CHOLSTOMER zusammengetragen, so dass es keine Überraschung für uns war. Am Stichtag war die Federal Reserve Bank gut vorbereitet und hat sofort Stützungskäufe getätigt, als es Anzeichen für einen großen Dollarverkauf auf dem Devisenmarkt gab. Wir wussten, dass die Russen nur über dreiundsechzig Milliarden Dollar verfügten, daher war es für unsere Zentralbank ein Leichtes, das aufzufangen. Die eigentliche Gefahr lag

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