Die Company
Gorbatschow höchstens einen Brief schreiben. ›Lieber Michail, mir sind da Informationen in den Schoß gefallen, die ich gerne an dich weitergeben möchte, blablabla.‹« Ebby schwang die Füße auf den Boden, hievte sich aus dem Drehstuhl, kam um den Schreibtisch herum und lehnte sich dagegen. »Hast du eine Idee, was wir sonst noch machen könnten, Jack?«
Jack mied den Blick seines Freundes. »Ehrlich gesagt, nein, Ebby. Wie du immer sagst, uns sind mehr oder weniger die Hände gebunden.«
Jack sah in dem schwarzen Notizbüchlein nach, das er stets bei sich hatte, zog dann das abhörsichere Telefon über den Schreibtisch heran und wählte eine Nummer. Es meldete sich eine Zentrale, die ihn zum Clubhaus durchstellte. Der Barkeeper bat ihn, kurz am Apparat zu bleiben. Er musste lange warten, was bedeutete, dass der Zauberer tief ins Glas geschaut hatte. Als Torriti sich schließlich meldete, klang seine Stimme lallend. »Fällt Ihnen nichts Besseres ein, als mich bei meiner Lieblingsbeschäftigung zu stören?«, fragte er angriffslustig.
»Ich kann mir denken, was das für eine Beschäftigung ist«, entgegnete Jack.
»Na, wer hätte das gedacht! Wenn das nicht der unverdrossene Kämpfer McAuliffe höchstpersönlich ist! Was liegt an, Freundchen? Ist der Zauberlehrling mal wieder mit seinem Latein am Ende? Muss der gute alte Zauberer ihm aus der Patsche helfen?«
»Hast du was zum Schreiben, Harvey?«
Jack hörte den Zauberer rülpsen, dann den Barkeeper um einen Stift bitten. »Schieß los«, röhrte Torriti ins Telefon.
»Worauf schreibst du?«
»Meine Handfläche, Kumpel.«
Jack nannte ihm die Nummer seiner sicheren Leitung und bat Torriti, sie noch einmal vorzulesen. Wundersamerweise hatte er sie gleich richtig notiert.
»Schaffst du es bis zu einer Telefonzelle in Santa Fe?«
»Schaffe ich es bis zu einer Telefonzelle in Santa Fe?«
»Wieso wiederholst du die Frage, Harvey?«
»Um mich zu vergewissern, dass ich sie richtig verstanden habe.«
»Okay, trink eine Kanne starken Kaffee, nimm eine kalte Dusche, und wenn du stocknüchtern bist, such dir eine Telefonzelle und ruf die Nummer an, die ich dir gegeben habe.«
»Was ist für mich drin?«
»Ein bisschen Abwechslung von deinem eintönigen Rentnerdasein. Die Chance, eine Rechnung zu begleichen.«
»Mit wem?«
»Mit den Bösen, Harvey, für den ganzen Dreck, mit dem sie dich all die Jahre beworfen haben.«
»Ich bin dabei, Kumpel.«
»Hab ich mir gedacht, Harv.«
Es war schon dunkel, als Jack und Millie in der Klinik eintrafen. Anthony, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, wartete in der Eingangshalle auf sie, in der einen Hand einen Strauß langstieliger Rosen, in der anderen eine Kiste Zigarren.
»Es ist ein Junge«, rief er aufgeregt. »Genau zweitausendsiebenhundertzwanzig Gramm schwer. Wir streiten uns noch, ob er Emir nach ihrem Vater oder Leon, nach meinem, nun … nach meinem Patenonkel heißen soll.«
»Wie geht’s Maria?«, fragte Millie.
»Erschöpft, aber selig«, sagte Anthony, als er mit ihnen zum Treppenhaus ging. »Sie hat sich großartig gehalten. Der Kleine kam mit offenen Augen raus, hat einen Blick auf die Welt geworfen und angefangen zu brüllen. Vielleicht wollte er uns damit was sagen, was meinst du, Dad?«
»Das Lachen kommt noch«, versprach Jack.
Maria, inzwischen Moderatorin beim Fernsehen, saß im Bett und stillte das Neugeborene. Während sie und Millie darüber rätselten, mit wem der Kleine die größte Ähnlichkeit hatte, trat Jack, den der Anblick einer stillenden Frau verlegen machte, den Rückzug in den Korridor an, um sich eine von den Zigarren seines Sohnes anzuzünden. Anthony leistete ihm Gesellschaft.
»Wie läuft die Arbeit in deinem Laden?«, fragte Jack seinen Sohn.
Drei Jahre zuvor hatte das State Department, das von Anthonys Erfahrungen in Afghanistan beeindruckt gewesen war, ihn von der Company abgeworben, um ihm die Leitung einer streng geheimen Operation zur Überwachung islamischer Terroristengruppen anzuvertrauen. »Das Weiße Haus macht sich große Sorgen wegen Saddam Hussein«, sagte er.
»Für uns ist die Sache der reinste Drahtseilakt«, sagte Jack. »Niemand weiß genau, was wir mit Saddam machen sollen, und weder das State Department noch das Weiße Haus helfen uns weiter.«
»Das passt«, sagte Anthony. »Sie würden ihn gern loswerden, aber sie haben Angst, dass der Irak ohne ihn auseinander bricht, was den iranischen Fundamentalisten in der Region freie Hand
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