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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Putsch also am ersten September statt«, sagte Asa finster.
    »Du musst Jelzin warnen«, sagte Jewgeni. »Er muss Verbindung zu den Kommandeuren aufnehmen, die vielleicht regierungstreu sind.«
    »Es ist gefährlich, potenzielle Kräfte auf ihre Unterstützungsbereitschaft abzuklopfen. Die Leute könnten in Panik geraten. Die Verschwörer könnten Wind davon bekommen und die Regierungstreuen verhaften lassen. Abgesehen von vereinzelten Panzereinheiten und Gruppen von Afghanistan-Veteranen ist Boris Nikolajewitsch ganz und gar nicht sicher, wen er zur Verteidigung des Weißen Hauses mobilisieren kann.«
    »Er muss das Volk mobilisieren«, sagte Jewgeni.
    »Ja, das Volk, auf alle Fälle. Das Volk ist unsere Geheimwaffe, Jewgeni. Die Menschen wissen, dass es Boris Nikolajewitsch mit der Erneuerung Russlands ernst ist. Er nimmt die Wahlen im Juli ernst – zum allerersten Mal in unserer tausendjährigen Geschichte haben die Russen in freien Wahlen einen Präsidenten gewählt. Wenn die Krise kommt, werden die Russen sich daran erinnern, wie Jelzin sich bei seiner Amtseinführung von Patriarch Alexi feierlich hat segnen lassen.«
    »Ich hoffe, du hast Recht, Asa. Ich hoffe, Jelzin behält die Nerven und kneift nicht gleich, wenn’s brenzlig wird.«
     
    Der Zauberer kaufte sich eine Fahrkarte, zwängte sich durch das Drehkreuz und trat vorsichtig auf die Rolltreppe, die hinab zur Arbatsko-Pokrowskaja-Linie tief unter der Erde führte.
    Auf dem Bahnsteig ließ er sich mit dem Menschenfluss treiben, der zu den Zügen strömte. Auf halbem Wege entdeckte er Leo Kritzky am verabredeten Ort. Er saß auf einer Kunststoffbank und las die englischsprachige Moscow News. Er blickte auf, als ein Zug einfuhr. Seine Augen glitten über die massige Gestalt des Zauberers hinweg, als würde er ihn nicht kennen. Eins musste Torriti ihm lassen; sosehr er ihn auch verabscheute, der Mann war ein Profi. Kritzky stand auf, warf die Zeitung in einen Abfalleimer, ging mit raschen Schritten zum Zug und sprang hinein, als die Türen sich bereits schlossen. Torriti fischte die Zeitung aus dem Abfalleimer und überflog die Schlagzeilen, während er auf den nächsten Zug wartete. Handels- und Kreditbank wegen Verdachts der Geldwäsche angeklagt. Gorbatschow verbringt Sommerurlaub auf der Krim. Als der Zug einfuhr, drängte Torriti inmitten der Menschenmenge zu den Türen.
    Der Zauberer stieg mehrmals um, achtete darauf, stets als Letzter aus- und einzusteigen. Eine weitere Rolltreppe brachte ihn schließlich wieder auf die Straße, wo er in einem Spielwarengeschäft verschwand und durch eine Hintertür in eine Gasse gelangte, die in eine andere Straße führte. Er winkte ein Taxi heran und fuhr zurück ins Hotel Ukraine. In seinem Zimmer schloss er sich im Badezimmer ein, riss das obere rechte Viertel von Seite vier ab und erwärmte es über einer nackten Glühbirne. Sekunden später erschien ein mit Zitronensaft geschriebener Text.
     
    Tag X ist der 1. September. General Warennikow, Befehlshaber der Bodentruppen, plant vom KGB-Komplex in Maschkino aus, die Dserschinski-Division des KGB, Einheiten der Kantemirow-Division und des Taman-Garderegiments sowie der Rjasan-Luftlandedivision zwecks Kontrolle strategischer Punkte in Moskau einzuschleusen. Gorbatschow soll unter Hausarrest gestellt werden, während die Verschwörer den Notstand ausrufen und die Kontrolle über die Regierungsorgane übernehmen. Es muss dringend etwas geschehen, bevor es zu spät ist.
     
    Torriti schrieb die Nachricht auf einen winzigen Zettel, den er in seinem linken Schuh versteckte. Das abgerissene Zeitungsstück verbrannte er in einem Aschenbecher und spülte die Asche in der Toilette hinunter. Dann verließ er das Hotel, ging zu einer Telefonzelle um die Ecke und wählte die Nummer, die der Rabbi ihm für den Fall gegeben hatte, dass er sich dringend mit den Israelis in Dresden in Verbindung setzen musste.
    Eine Frau meldete sich. » Pashalista? «
    »Ich habe gehört, Sie verkaufen seltene Perserteppiche zu günstigen Preisen«, sagte Torriti.
    »Von wem haben Sie die Information?«
    »Von jemandem namens Ezra.«
    »Ezra, der Gute. Er vermittelt uns von Zeit zu Zeit Kunden. Kommen Sie doch vorbei, und wir zeigen Ihnen Perserteppiche, bei denen Ihnen das Herz übergeht. Haben Sie meine Adresse?«
    »Ja, die habe ich.«
    Torriti hängte den Hörer ein, genehmigte sich einen stärkenden Schluck aus dem fast leeren Flachmann, stellte den Kragen seines zerknautschten,

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