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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Straße hinter ihrem Haus kam, wartete sie schon auf ihn, und sie fielen einander in die Arme. Aufgeregt erzählte er ihr, was passiert war: Die Putschisten hatten den Tag des Aufstands vorverlegt; er war mit nach Foros geflogen; Gorbatschow wurde in seinem Ferienhaus gefangen gehalten. Marschall Jasow würde sämtliche Militäreinheiten in Alarmbereitschaft versetzen. Binnen Stunden würden Panzer und Kampfgruppen strategische Positionen in Moskau besetzen. Anschließend sollte bekannt gegeben werden, dass Gorbatschow einen Schlaganfall erlitten und sein Amt niedergelegt hatte und dass die Regierungsgewalt sich jetzt allein in den Händen des Staatskomitees für den Ausnahmezustand befand.
    Asa nahm die Neuigkeiten ruhig auf. Es kam ja nicht unerwartet, sagte sie, nur der frühe Zeitpunkt war eine Überraschung. Sie wollte sich das Auto eines Nachbarn leihen und auf der Stelle zu Boris Nikolajewitsch fahren, um ihn zu warnen. Jelzin würde sich ganz bestimmt im Weißen Haus verbarrikadieren und von dort aus versuchen, die demokratischen Kräfte zum Widerstand aufzurufen. Falls die Telefonleitungen im Weißen Haus nicht gekappt wurden, konnte Jewgeni sie vielleicht über die Geheimnummer von Jelzins Büro erreichen, die sie ihm gegeben hatte. In der Dunkelheit legte sie ihm sanft eine Hand in den Nacken. »Pass gut auf dich auf, Jewgeni Alexandrawitsch«, sagte sie.
     
    Asa steuerte den kleinen Lada durch die menschenleeren Straßen der Hauptstadt. Sie bog auf den Kutusowski-Prospekt und fuhr aus Moskau hinaus Richtung Ussowo, wo Boris Jelzin seine Datscha hatte. Als sie an einer roten Ampel hielt, spürte sie plötzlich, wie der Boden unter den Rädern des Wagens vibrierte. Es war wie die Vorboten eines Erdbebens. Sie hörte das Rumpeln im selben Moment, wie sie die Ursache des Lärms sah. Eine lange Kolonne Panzer, die in Richtung Moskauer Innenstadt rollten, kam in Sicht, in jedem Geschützturm ein Soldat mit Lederhelm und Schutzbrille. Mit einem Mal verschmolz das Zittern der Erde mit dem Rhythmus von Asas Herzschlag; der Putsch, bis eben noch mehr oder weniger ein abstrakter Begriff, war durch den Anblick der Panzer schmerzhafte Wirklichkeit geworden.
    Kurz vor dem Dorf Ussowo bog Asa in eine schmale, unbefestigte Straße und hielt vor einem von Mauern umgebenen Grundstück. Sie klopfte an das Fenster des Wachhauses, in dem zwei junge Soldaten dösten. Einer von ihnen erkannte sie und öffnete rasch das Tor.
    »Sie sind ja früh auf den Beinen«, sagte er.
    »Ich wollte aus Moskau raus sein, bevor die Straßen verstopft sind«, erwiderte sie.
    Asa parkte den Wagen neben der aus Holz und Backsteinen gebauten Datscha und ging über die Veranda zur Hintertür. Im Wald um das Haus herum war noch kein Vogelgezwitscher zu hören. Sie nahm den Ersatzschlüssel aus seinem Versteck unter einem Geranientopf, schloss die Tür auf und betrat die Küche. Über die Holztreppe stieg sie ins obere Stockwerk und klopfte leise an die Tür am Ende des Flurs. Als sich nichts rührte, klopfte sie lauter. Eine unwirsche Stimme rief: »Wer zum Teufel ist denn da?«
    »Boris Nikolajewitsch, ich bin’s, Asa Isanowa. Ich muss dringend mit Ihnen sprechen.«
    Auf dem Flur gingen Türen auf, und Jelzins Töchter Lena und Tanja spähten verängstigt aus ihren Zimmern. »Was ist passiert?«, fragte Tanja, die jüngere von beiden.
    Jelzin, der sich rasch eine Hose über sein Nachthemd gezogen hatte, öffnete die Tür des Zimmers. »Geht wieder ins Bett«, rief er seinen Töchtern zu. »Kommen Sie rein«, sagte er zu Asa. Er wusste, dass sie keine guten Nachrichten brachte. Er deutete auf einen Stuhl, zog einen zweiten heran und setzte sich ihr gegenüber. »Sie haben also was von Ihrem Informanten gehört?«, fragte er.
    Asa nickte. »Ich habe mich gegen halb zwei mit ihm getroffen«, sagte sie und erzählte, was sie von Jewgeni erfahren hatte.
    »Die Panzer rollen schon durch Moskau«, fügte sie hinzu.
    Jelzin fuhr sich mit drei dicken Fingern durch das graue Haar und starrte grübelnd auf den Boden. Dann schüttelte er mehrmals den Kopf, als würde er mit sich selbst argumentieren. »Wie sind Sie hergekommen?«, fragte er.
    »Ich hab mir von einem Nachbarn das Auto geliehen.«
    Er blickte zur Seite, mit nachdenklicher Miene; Asa kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er verschiedene Szenarien durchspielte. »Ich muss unbedingt ins Weiße Haus«, sagte er schließlich. »Ich bin sicher, dass der KGB mich festnehmen lassen will.
    Moskau

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