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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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und das Geschäft perfekt machen.«
    Torriti sah zu Jack hinüber und tippte sich mit dem Finger auf die Nasenspitze. »Wo? Wann?«
    Otto schlug eine kleine katholische Kirche in Spandau vor, nicht weit von der U-Bahn-Station. »Sagen wir gegen elf.«
    »Wenn die Sache hinhaut, schulde ich dir was«, sagte Torriti.
    »Harv, Harv, die Sache ist so gut wie geritzt.«
    Mit Daumen und Zeigefinger legte der Zauberer langsam den Hörer auf die Gabel, als befürchtete er, der Apparat könne explodieren. »Harv, Harv, die Sache ist so gut wie geritzt«, äffte er Otto nach. »Das wüsste ich aber.« Seine schlaffen Wangen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. Er holte tief Luft, warf einen Blick auf die Wanduhr und rieb sich dann voller Vorfreude die Hände. »Alle Leute an Deck!«, brüllte er.
    »Wieso hat beim Gespräch mit Otto deine Nase gezuckt?«, wollte Jack wissen.
    »Mein Freund Otto ist Doktor Otto Zaisser, der zweite Leiter einer Organisation namens ›Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit‹, die mit einer kleinen Finanzspritze von ihren Freunden beim CIA vor gut zwei, drei Jahren entstanden ist. Ihre Zentrale sind zwei baufällige Häuser in irgendeiner Nebenstraße« – Torriti deutete mit einer Hand in die allgemeine Richtung des amerikanischen Sektors – »voll gestopft mit Kisten. Die Kisten sind voll mit Karteikarten, auf denen die Namen von Leuten stehen, die spurlos hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden sind. Otto ist der Spezialist für subversive Schelmenstreiche. Letztes Jahr hat er Briefmarken mit dem Porträt von Stalin gefälscht und ihm eine Schlinge um den Hals verpasst; zigtausend Briefe wurden damit beklebt und in den Osten geschickt. Die Kampfgruppe schickt aber auch schon mal Agenten los, die die eine oder andere kommunistische Eisenbahnbrücke in die Luft jagen.«
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum deine Nase gezuckt hat«, wandte Jack ein.
    »Wenn Otto wirklich an Durchschläge von Briefen von Anton Ackermann hätte rankommen können, hätte er sich die fünfundzwanzigtausend Dollar erbettelt oder geborgt und die Briefe selbst gekauft. Dann hätte er sie für fünfzig Riesen an den Rabbi verscheuert. Der Rabbi hätte uns das Zeug für die bescheidene Summe von fünfundsiebzig Riesen angeboten, oder umsonst, wenn wir ihm dafür verraten könnten, wo sich Israels Staatsfeind Nummer eins, der frühere Leiter der Gestapo-Abteilung für ›Judenangelegenheiten‹ Adolf Eichmann in Südamerika versteckt hält.«
    »Die Durchschläge könnten echt sein – das weißt du erst, wenn du sie siehst.«
    Mit einem Augenzwinkern schüttelte Torriti den Kopf. »Zufällig weiß ich, dass Ackermann seine Briefe nicht diktiert – er ist paranoid, was Mikrofone angeht. Deshalb schreibt er seine Briefe mit der Hand und steckt sie selbst in spezielle Umschläge, die Spuren hinterlassen, wenn jemand sich daran zu schaffen macht.«
    »Dann ist dein Freund Otto also gar nicht dein Freund?«
    »Wissentlich oder unwissentlich legt er einen Köder aus.«
    »Was willst du jetzt machen, Harvey?«
    »Ich werde anbeißen, Kumpel.«
     
    Jack steuerte das Taxi an den Bordstein vor der Kirche. Er senkte das Kinn auf den Hemdkragen und sagte: »Whiskey-Leiter – alle in Position?«
    Die Beobachter meldeten sich einer nach dem anderen.
    »Whiskey eins, roger.«
    »Whiskey zwei, roger.«
    »Whiskey drei und vier, auf Position.«
    »Wie sieht’s drinnen aus?«, fragte Jack.
    Ein Rauschen ertönte. »Whiskey fünf und sechs, alles klar.«
    Torriti, bekleidet mit einem alten Regenmantel und in der Hand eine Flasche Gin, öffnete die hintere Tür des Taxis und stolperte auf den Bürgersteig. Er legte den Kopf nach hinten, kippte den Rest in der Flasche in sich hinein, warf die Flasche auf den Rücksitz und knallte die Tür mit dem Fuß zu. Jack beugte sich über den Beifahrersitz und kurbelte das Seitenfenster herunter. Torriti zog ein Portemonnaie aus der Gesäßtasche, hielt es dicht vor die Augen und nahm ein paar Scheine heraus. »Warten Sie hier«, bellte er.
    Jack fragte: »Wie lange?«
    »Bis ich wiederkomme, verdammt noch mal.« Torriti richtete sich auf, rülpste und torkelte dann auf die Doppeltür der Kirche zu.
    Jack zog sich die Kappe über die Augen, die Hand am Schaft des M3-Gewehrs, das unter dem Regenmantel auf dem Beifahrersitz lag, und lehnte sich zurück; unter dem Schirm seiner Kappe konnte er die Rückspiegel gut einsehen. Aus dem kleinen Knopf im Ohr hörte er die folgenden

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