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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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einer anderen Laterne gut fünfzig Meter entfernt. Sie mussten Torriti gesehen haben, denn sie beschleunigten den Schritt. Der Zauberer schlurfte zum Taxi am Straßenrand. Er konnte Jack sehen, der hinter dem Steuer zu schlafen schien, den rechten Arm auf dem Beifahrersitz. Whiskey drei und vier kamen um die Ecke und hielten sich hinter den beiden Gestalten, die auf die Kirche zugingen.
    Die zwei Männer waren nur noch wenige Schritte entfernt, als der Zauberer das Taxi erreichte. In dem Augenblick, als er die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, zog einer von ihnen etwas Metallisches aus dem Gürtel und stürzte auf ihn zu. Mit erstaunlicher Behändigkeit für einen korpulenten Mann sprang Torriti zur Seite und duckte sich. Schon hatte er seinen Revolver in der Hand und drückte ab. Der Schuss hallte durch die Kopfsteinpflasterstraße, als die Kugel dem Angreifer in die Schulter drang und ihn zu Boden warf. Ein großes Messer fiel klirrend in den Rinnstein und Jack vor die Füße, als er mit dem M3 im Anschlag um das Taxi herumgerannt kam und auf den zweiten Mann zielte, der so vernünftig war, wie angewurzelt stehen zu bleiben. Whiskey drei und vier näherten sich im Laufschritt mit gezückten Pistolen. Einer von ihnen trat das Messer von dem Verletzten weg, der mit dem Rücken gegen die Stoßstange gelehnt saß und wimmerte. Der andere tastete den zweiten Angreifer ab, der stocksteif mit erhobenen Händen dastand, und nahm ihm eine Pistole und ein kleines Walkie-Talkie ab.
    »Was für Stümper«, sagte Jack und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Ein Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene kam plötzlich die Straße hochgebraust und hielt mit quietschenden Bremsen ein Stück vom Taxi entfernt. Zwei Türen flogen auf, und zwei Männer in den Uniformen der westdeutschen Polizei eilten herbei, Maschinenpistolen im Anschlag.
    »Wo kommen die denn so schnell her?«, flüsterte Jack.
    »Vielleicht haben wir’s ja doch nicht mit Stümpern zu tun«, erwiderte Torriti leise.
    »Gibt es Probleme?«, rief einer der Polizisten.
    »Das ist eine Falle«, rief Harvey, als Jack und er auch schon das Feuer eröffneten. Jack streckte den einen und Torriti den anderen nieder. Der Angreifer, der noch mit erhobenen Händen dagestanden hatte, fasste sich den Bauch und sank auf die Knie, von einem Querschläger getroffen.
    »Nichts wie weg hier«, befahl Torriti, auf dessen Lippen sich plötzlich ein Lächeln breit machte.
    »Was amüsiert dich denn so?«, fragte Jack, während sie ins Taxi sprangen.
    »Kapierst du denn nicht, Kleiner? Die wollten mich kidnappen!« Das Taxi sauste los und verschwand in der gespenstischen Stille der Berliner Nacht.

 
    13 Berlin,
Freitag, 11. Mai 1951

    J
    a ck, der in Torritis Abwesenheit in der Basis die Stellung hielt, lockerte die Krawatte und lehnte sich in den Stuhl seines Chefs zurück. Seit neuestem trug er zusätzlich zu dem Pistolenhalfter im Kreuz noch ein Schulterhalfter. Der Mahagonigriff seiner Beretta ragte daraus hervor.
    Miss Sipp brachte die Abschriften der aktuellen Aufzeichnungen von den Lauschposten der in ganz Ostberlin verteilten Mikrofone herein. Jack blätterte sie durch, um zu sehen, was das Mikro im Fußboden der Wohnung des Professors aufgenommen hatte. Seit die Abhöraktion lief, gab es jeden Morgen lange SNIPER-Transkripte, die nicht unbedingt sehr aufschlussreich waren. Heute Morgen gab es jedoch kein einziges. Jack setzte sich aufrecht hin und ging die Transkripte noch einmal durch.
    »Wieso haben wir heute nichts über SNIPER?«, rief er nach draußen zu Miss Sipp.
    Sie steckte den Kopf zur Tür herein. »Das fand ich auch merkwürdig, also habe ich den zuständigen Lauschposten angerufen – er hat gesagt, das Mikro bringt nichts mehr.«
    »Fragen Sie noch mal nach, ja?«
    »Unverändert«, berichtete Miss Sipp eine Weile später. »Die sagen, es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens: Das Mikro wurde entdeckt und entfernt. Zweitens: RAINBOW und/oder SNIPER sind in den Händen des KGB.«
    » Die Mistkerle haben die dritte Möglichkeit ausgelassen«, fauchte Jack gereizt. »Das Mikro könnte defekt sein.«
    »Angeblich haben sie es genauestens geprüft, bevor sie’s installiert haben«, sagte Miss Sipp leise. Sie strich sich den Rock glatt, kam um den Schreibtisch herum und berührte schwesterlich Jacks Hand. »Seien Sie ehrlich, Jack. Sie sind emotional engagiert. Das ist nicht gut für den Kontakt mit Ihrer Kurierin.«
    Jack schüttelte ihre Hand ab. »Ich weiß sowieso

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