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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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getroffen hast. Hahaha. Hör zu, Elihu – du erinnerst dich doch, worüber wir an dem Tag gesprochen haben … der Typ, der in Österreich die Kommunistin geheiratet hat … ich muss ihm eine Nachricht zukommen lassen, aber sie soll nicht von mir kommen … du hast gesagt, du telefonierst zwei-, dreimal in der Woche mit ihm … ja, man sagt mir nach, ich hätte ein Gedächtnis wie ein Elefant … könntest du meine Nachricht in das Gespräch irgendwie einfließen lassen, wenn du das nächste Mal mit ihm sprichst … ihm erzählen, ein alter Kumpel aus deiner Zeit in Sizilien hätte dich angerufen, um dich auszuhorchen, er hätte wissen wollen, wie die Apparatschiks im MI5 reagieren würden, wenn er ihnen eine brisante Information liefern würde. Dein Mann in Washington wird dich fragen, ob du eine Ahnung hättest, um was für eine Information es sich handelt. Du druckst herum, du lässt ihn schwören, dass er Stillschweigen bewahrt, du sagst ihm, es ist absolut inoffiziell und dass dein Kumpel – du musst ihm unbedingt meinen Namen nennen –, dass dein Kumpel behauptet, er kann den sowjetischen Maulwurf identifizieren, der dem KGB den Tipp mit der Wischnewski-Exfiltration gegeben hat … Natürlich ist es Kontrastbrei, Elihu … ich auch, ich hoffe, ich weiß, was ich tue … Tut mir Leid, dass ich dich beim Essen gestört habe … Schalom, Elihu.«
     
    Torritis Leute bereiteten sich auf den Ernstfall vor. Die automatischen Waffen waren von den Wandgestellen im Büro ihres Bosses genommen worden und lagen jetzt säuberlich aufgereiht auf einem Tisch im Korridor; die beiden Silvans luden die Magazine. Jack und Miss Sipp probierten nagelneue Mini-Walkie-Talkies aus, winzige Mikrofone, die an der Krageninnenseite befestigt, und Lautsprecher, die wie ein Hörgerät im Ohr getragen wurden.
    »Test, zehn, neun, acht«, flüsterte Jack in seinen Hemdkragen. Die Stimme der Nachteule klang blechern und hell. »Wunderbar, Jack, ich höre Sie laut und deutlich.«
    Dann begann das Warten. Zwei Tage und Nächte ließ Torriti seine Bürotür ein Stück geöffnet, so dass eine Arie nach der anderen durch die Gänge hallte. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, streckte Jack den Kopf zur Tür herein und sah seinen Boss in den Hörer sprechen, während er mit seinem Revolver spielte, ihn am Abzugsfinger herumwirbeln ließ, den Hahn spannte und auf das Bild eines Vogels auf dem Wandkalender zielte. »Fehlanzeige«, sagte er kopfschüttelnd, sobald er wieder aufgelegt hatte.
    »Woher weißt du, wann es der Richtige ist?«, fragte Jack schließlich gereizt.
    »Meine verdammte Nase wird zucken, Kumpel.«
    Und dann, am dritten Tag, war es so weit.
    »Otto, lebst du noch?«, brummte Torriti in den Hörer und signalisierte Jack, der an der Tür auftauchte, aufgeregt, an den zweiten Apparat zu gehen. »Wo hast du dich denn die ganze Zeit verkrochen?«, fragte er den Anrufer.
    Jack nahm vorsichtig den Hörer des anderen Apparates ab. »… Leitung sicher?«, fragte die Stimme am anderen Ende.
    »Du fragst mich ernsthaft, ob die Leitung sicher ist? Otto, Otto, glaubst du wirklich, du könntest mich auf einer Leitung erreichen, die nicht sicher ist?«
    »Ich habe da vielleicht einen Leckerbissen für dich, mein lieber Harv.«
    »Aha? Und der wäre?«
    »Einer meiner Leute hat nach einer Mission im Osten einen Abend mit seinem Cousin verbracht, bevor er in den Westen zurückgekehrt ist. Der Cousin hat eine Cousine, die als Stenotypistin im Büro des Stasi-Chefs arbeitet. Anton Ackermann diktiert ihr seine Briefe. Sie muss schnellstens Geld auftreiben, damit ihr Mann sich im Westen einer Augenoperation unterziehen kann. Sie bietet Durchschläge von sämtlichen Briefen zum Verkauf an, die Ackermann in den letzten drei Monaten diktiert hat.«
    »Wieso spielst du nicht den Mittelsmann, Otto?«
    »Aus zwei Gründen, mein lieber Harv. Erstens, sie verlangt zu viele US-Dollar, und zweitens, sie weigert sich strikt, mit einem Deutschen zu verhandeln. Sie will nur mit dem Chef der Berliner CIA-Basis sprechen. Mit Mr. Torriti, Harv. Und nur, wenn du allein kommst.«
    »Woher kennt sie meinen Namen?«
    »Ackermann kennt deinen Namen. Sie liest Ackermanns Post.«
    »Wie viele US-Dollar will die Lady, Otto?«
    »Fünfundzwanzigtausend in kleinen, gebrauchten Scheinen. Sie schlägt vor, heute Abend in den britischen Sektor zu kommen und dir eine Kostprobe zu liefern. Wenn dir zusagt, was sie zu verkaufen hat, könnt ihr ein zweites Treffen vereinbaren

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