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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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    »Whiskey zwei – er ist reingegangen.«
    »Whiskey fünf – ich sehe ihn.«
    »Whiskey sechs – ich sehe ihn auch.«
    Torriti, der jetzt in der Kirche war, ging den Mittelgang hinunter. Auf den Bänken verteilt, saßen rund ein Dutzend Leute, in stilles Gebet vertieft. In der letzten Reihe, rechts und links des Gangs, knieten zwei schlanke Männer, die nicht besonders fromm aussahen. Als Torriti sich dem Altar näherte, folgte ihm eine Frau mit Lodenmantel und Kopftuch, bis sie auf einer Höhe waren. »Mr. Torriti?«, flüsterte sie.
    »Höchstpersönlich«, sagte er.
    »Wo können wir uns ungestört unterhalten?«, fragte sie.
    Torriti zog sie am Ärmel und führte sie in den Schatten eines Seitenaltars. Er nahm erneut die Betenden in den Bänken in Augenschein; nur die beiden Männer in der letzten Reihe schienen Notiz von ihnen zu nehmen.
    Torriti sagte: »Ein gemeinsamer Freund hat mir erzählt, Sie hätten einen Leckerbissen anzubieten.«
    »Ich gebe Ihnen zwei Kostproben«, sagte die Frau. Sie wirkte ausgesprochen nervös. »Wenn Sie zufrieden sind, treffen wir uns erneut und Sie bekommen die Briefe, ich die fünfundzwanzigtausend Dollar. Billig für das, was es ist.«
    »Von wegen billig«, brummte Torriti, aber er sagte es mit einem humorlosen Lächeln, und die Frau lächelte andeutungsweise zurück.
    Sie griff in ihren Mantel, holte zwei gefaltete Blätter Papier hervor und reichte sie Torriti. Er blickte sich noch einmal um, entfaltete dann eines und hielt es ins Licht einer Kerze, die vor einer Madonnenstatue brannte. Er sah den Durchschlag eines getippten Briefs, der mit dem geschäftsmäßigen Gruß an den Genossen Ulbricht begann. Unter dem Brief war der Name A. Ackermann getippt und darüber Ackermanns deutlich lesbare Unterschrift zu sehen. Der zweite Brief war an den stellvertretenden sowjetischen Residenten von Karlshorst, Oskar Ugor-Molodi, adressiert und ebenfalls von Ackermann unterschrieben.
    »Scheint in Ordnung«, sagte Torriti und steckte die beiden Briefe in die Manteltasche. Er schaute sich wieder um und sah, wie zwei ältere, gut gekleidete Männer von ihren Plätzen aufstanden und Richtung Ausgang gingen. Die beiden Silvans hatten sie offenbar ebenfalls bemerkt, denn sie griffen unter ihre Jacken. Als die beiden älteren Männer in Höhe der letzten Reihe waren, drehten sie sich zum Altar um, beugten das Knie und verließen dann heftig miteinander flüsternd die Kirche. Torriti sagte zu der Frau: »Wo? Wann?«
    »Hier«, erwiderte sie, auf die Madonna deutend. »Morgen Abend.«
    »Abgemacht«, sagte Torriti.
    Die Frau eilte zu einer Seitentür und verschwand. Die beiden Silvans blickten einander unsicher an.
    Der winzige Lautsprecher in Torritis Ohr meldete sich: »Whiskey drei – weibliche Person ist aus dem Seiteneingang gekommen und geht in Richtung Breitestraße. Moment – ein alter Mercedes kommt aus der Breitestraße und hält neben ihr – die Frau steigt ein, der Wagen wendet, beschleunigt, biegt in die Breitestraße. Er ist weg.«
    »Whiskey-Leiter – was passiert als Nächstes?«
    Torriti flüsterte in seinen Kragen. »Hier Barfly – falls was passiert, dann jetzt. Haltet die Augen offen.«
    Er griff in seinen Regenmantel und tätschelte abergläubisch den Perlmuttgriff seines Revolvers, dann schlenderte er ein wenig schwankend über den Steinboden zum Haupteingang der Kirche. Er drehte sich nicht um, weil er wusste, dass die Silvans ihm den Rücken deckten. In seinem Ohr hörte er, wie einer der Beobachter sich meldete. »Whiskey eins – zwei Männer kommen aus der Carl-Schurz-Straße«, sagte er atemlos. Jacks Stimme ertönte gelassen. »Whiskey-Leiter – alle ruhig bleiben. Ich sehe sie im Seitenspiegel, Harvey. Sie gehen unter einer Straßenlaterne durch. Einer trägt einen langen Ledermantel, der andere eine Lederjacke. Sie gehen ganz langsam auf die Kirche zu.«
    Torriti erinnerte sich, was für ein Nervenbündel Jack in der Nacht gewesen war, als sie über dem Kino auf Wischnewski gewartet hatten. Er hatte sich in den vier Monaten seitdem gemausert; Torritis anfängliche Einschätzung – dass Jack aus einem anderen Holz geschnitzt war als das Kanonenfutter, das normalerweise aus Washington kam – hatte sich bewahrheitet. Torriti sagte leise ins Mikrofon: »Whiskey drei und vier – bleibt an ihnen dran, aber nicht zu nah. Sie sollen den ersten Schritt machen.«
    Als er durch die Tür auf die dunkle Straße trat, sah Torriti die beiden Männer unter

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