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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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also, zurück zu dieser Rennerei.« Svein atmet erleichtert auf, er kann die ablenkende Frage seiner Kollegin nicht begreifen.
    »Alle Wohnungen hier im Haus werden vermietet. Sie sind schweineteuer, das kann ich Ihnen sagen. Wir kennen einander kaum vom Sehen, das heißt, ich kenne alle. Und als sie dann das neue Türschild hatte, da war mir klar, dass die Frau ihre Firma zu Hause betreibt, dass sie sich mit etwas namens ›System Consult‹ befasst. Und deshalb hatte ich mir ihre Nummer im Telefonbuch rausgesucht und angerufen. Ich dachte, sie könnte mir vielleicht mit dem da helfen.« Sie nickt zum Computer hinüber. Svein öffnet den Mund, will etwas sagen, will den Wortschwall unter Kontrolle bringen. Seine Kollegin legt schnell ihre Hand auf seine, morst »nein«. Denn das hat sie von Kommissarin Halvorsen gelernt: die Leute reden lassen, einfach drauflosreden lassen. Wenn sie in ihrem eigenen Tempo erzählen dürfen, dann lassen sie ungeheuer viele Informationen herausfließen. Wenn sie nicht das Gefühl haben, gelenkt zu werden.
    »Ja, ich habe ihr von meinem Problem erzählt«, sagt ihre Gastgeberin jetzt, »aber nicht, dass ich in der Wohnung gegenüber sitze. Und dann habe ich gefragt, ob sie sich damit auskennt. Das ist aber nicht der Fall. Sie entwickelt Programme und Systeme für die Wirtschaft, hat sie gesagt. Aber sie war so nett, mir zu sagen, wer mir mit diesem verflixten Apparat helfen kann.« Die Gnädige schielt wütend zu ihrem Macintosh hinüber. Es ist ein alter Jahrgang.
    »In diesem Dings sitzen zweitausend stupide Mannsbilder und arbeiten gegen mich«, schnaubt sie. Britt lacht laut. Findet, die Zeit sei reif für eine Frage.
    »Aber warum haben Sie angerufen? Was hat Sie dazu gebracht, sich an die Wache zu wenden?«
    Als Antwort gibt es einen seltsamen Blick und eine etwas seltsame Aussage.
    »Ich mache mir Sorgen um Inger Andresen. Sie war vorhin nicht in ihrer Wohnung, oder? Ich habe alles beobachtet, habe gesehen, dass die Polizei zwei Männer mitgenommen hat. Aber was ist mit Inger Andresen? Haben Sie sie gefunden?«
    »Nein«, antwortet Britt. »Wir haben weder sie noch andere Frauen gefunden.«
    »Andere Frauen? Nein, natürlich haben Sie keine anderen Frauen gefunden. Die sind weggebracht worden, eine nach der anderen, das war früher heute Nacht. Junge schöne Frauen, so berauscht, dass es eine Schande war. Sie konnten nicht allein gehen.«
    Die Polizei fährt in ihren Sesseln hoch, will davonstürzen. Bittet Frau Lauritsen, sich zur Verfügung zu halten, die Wohnung nicht zu verlassen, sie muss mit weiterem Besuch von der Wache rechnen. Ob sie verstanden habe? Sie nickt. Fragt, ob die Wohnung durchsucht worden sei, ob Inger Andresen nicht irgendwo versteckt sein kann, in einem Schrank oder … Unmittelbar, ehe sie gehen, fragt Bitt: »Sind Sie ihr begegnet? Dieser Inger Andresen?« Die alte Frau nickt. »Ja«, sagt sie und zieht den Kimono fester um sich zusammen.
    »Und können Sie sie beschreiben? Wie sieht sie aus?«
    »Sie hat Ähnlichkeit mit meiner Mutter«, lautet die Antwort. »Groß und robust. Mitte fünfzig. Gelassen und handfest. Praktikerin. Stahlgrau.«
     
    Mutter und Tochter. Liebe und Hass, denkt Britt, als sie zurück zur Wache fahren und dort ihren Bericht zu Papier bringen.

51
    Sie wurde von einigen Katzen geweckt. Oder von einigen Gespenstern. Jedenfalls erwachte sie in aller Frühe. Der Kneipenbesuch mit Kollege Vang war kurz gewesen und hatte mit Cola und Eiswürfeln geendet. Und mit einem unerwarteten Stein-Jørgen, der aufgetaucht war, sich im Lokal umgesehen, sie und Vang entdeckt hatte, und ehe Anne-kin ihn zu sich rufen konnte, machte der Kerl auf dem Absatz kehrt und war wieder verschwunden. War einfach gegangen. Anne-kin begriff das nicht, hatte er sie denn nicht gesehen?
    Warum war er abgehauen? Als sie bei ihm anrufen wollte, ging er nicht ans Telefon. Sie erreichte nur den Anrufbeantworter. Sie hinterließ eine Nachricht. Endete mit »tausend Küsse«. Es kam ihr leicht bescheuert vor.
     
    Es ist lange vor der Arbeitszeit. Sie fährt trotzdem zur Wache, sie duscht und rutscht die Hänge vor ihrer Wohnung in Øvre Møllenberg hinunter. Begegnet keinem Menschen, nur einem Bäckerwagen und einem Zeitungswagen, die über die Backbrücke fahren. Auf dem Geländer stolzieren Möwen hin und her, ihnen gehört in diesen frühen Morgenstunden die Stadt. Als sie über den Marktplatz läuft, sieht sie das Heck eines Securitas-Wagens. Begrüßt einen

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