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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Olivenöl in einem Halbkreis angeordnet waren. Hier drin war es kalt, und der graue Betonboden und die nackten Stahlträger schimmerten feucht. Die Kisten um die Stühle herum waren drei Meter hoch aufgestapelt, so dass der Eindruck entstand, sie befänden sich in einem abgetrennten Raum. Auf den Stühlen saßen, gefesselt und geknebelt, Sonnys Freunde – Cork in der Mitte, Nico und Little Stevie auf der einen Seite, die Romero-Zwillinge auf der anderen. Richie Gatto und Jimmy Mancini standen mit dem Rücken zu den Kisten hinter Nico, Eddie Veltri und Ken Cuisimano hinter den Romeros. Die Männer hatten sich alle in Nadelstreifenanzügen herausgeputzt; im Vergleich dazu wirkten die Jungs wie Abschaum von der Straße – ihre Wintermäntel lagen auf einem Haufen hinter ihnen. Tessio kam mit gesenktem Kopf aus einem Gang zwischen den Kisten geschlurft und zerrte am Reißverschluss seiner Hose, der offenbar klemmte. Als er den kleinen Raum betrat, hatte er das Problem jedoch behoben. Er blickte auf und sagte: »Hey, Sonny! Schau dir das an!« Er deutete auf die Stühle. »Die Hardy Boys sind auf die schiefe Bahn geraten!« Alle mussten lachen, außer Sonny und Vito sowie Sonnys Freunde.
    »
Basta «
, sagte Vito, trat in den Halbkreis und sah seinen Sohn an. »Diese
mortadell’
haben Giuseppe Mariposa bestohlen, was ihm eine Menge Ärger bereitet und ihn viel Geld gekostet hat – und weil ich mit Mr. Mariposa zusammenarbeite, hat es auch mir Ärger bereitet, und es fehlt nicht viel, dass es mich Geld kostet.«
    »Pa …« Sonny trat einen Schritt auf seinen Vater zu.
    »
Sta’zitt’!
« Vito hob drohend die Hand, und Sonny wich zurück. »Der junge Mr. Corcoran hier«, fuhr Vito fort und wandte sichzu Bobby um, »ist im Laufe der Jahre oft bei uns gewesen. Ich kann mich sogar noch erinnern, wie er in kurzen Hosen in deinem Zimmer gespielt hat.« Vito zog Bobby den Knebel aus dem Mund und wartete, ob er etwas sagen würde. Als er schwieg, wandte er sich den Romero-Brüdern zu und zog auch ihnen den Knebel aus dem Mund. »Diese beiden wohnen im selben Viertel wie wir. Nico hier«, fuhr er fort und befreite ihn von dem Knebel, »wohnt gleich bei uns um die Ecke. Unsere Familien sind miteinander befreundet.« Vito trat vor Little Stevie und musterte ihn verächtlich. »Den hier« – er riss ihm den Knebel heraus – »kenne ich nicht.«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt«, schrie Stevie, kaum konnte er wieder sprechen, »diese Visagen hab ich schon ewig nicht mehr gesehen!«
    Richie Gatto zog eine Pistole aus dem Schulterhalfter und spannte den Hahn. Zu Stevie sagte er: »Für dich wär’s gesünder, du würdest die Schnauze halten.«
    Vito trat weiter vor in die Mitte des Halbkreises. »Bis auf den hier« – er deutete auf Stevie – »behaupten diese Kerle alle, du hättest mit den Überfällen nichts zu tun.« Er sah Little Stevie lange an. »Der hier dagegen sagt, dass sie deine Gang sind und du hinter allem steckst.« Vito ging langsam auf seinen Sohn zu. »Die anderen nehmen dich in Schutz und behaupten, er wolle dir nur etwas anhängen.« Als er ganz dicht vor Sonny stand, hielt er inne und starrte ihn an. »Ich habe diese Kindereien satt«, sagte er. »Ich frage dich nur ein Mal: Hattest du irgendetwas mit diesen Überfällen zu tun?«
    »Ja«, erwiderte Sonny. »Das ist meine Gang. Ich habe alles geplant. Ich bin für alles verantwortlich, Pa.«
    Vito trat einen Schritt zurück, senkte den Blick, strich sich durchs Haar – und dann schoss seine Hand vor. Sonnys Kopf flog nach hinten, und aus seiner aufgeplatzten Lippe floss Blut. Vito beschimpfte Sonny auf Italienisch und packte ihn bei der Kehle. »Du riskierst dein Leben. Du riskierst das Leben deiner Freunde. Spielst den Cowboy. Mein Sohn! Habe ich dich nicht besser erzogen? Hast du das von mir gelernt?«
    »Mr. Corleone«, sagte Cork. »Sonny hat nicht …«
    Cork verstummte sofort, als Sonny die Hand hob. Keinem der Männer um sie herum entging, wie sehr er dabei seinem Vater glich.
    »Pa, können wir bitte unter vier Augen reden?«
    Vito ließ Sonny so plötzlich los, dass dieser fast das Gleichgewicht verloren hätte und ein paar Schritte nach hinten taumelte. Auf Italienisch erklärte er Clemenza, er sei in ein paar Minuten wieder zurück.
    Sonny folgte seinem Vater durch das Lagerhaus, vorbei an einem Pritschenwagen mit geöffneter Haube, vorbei an zahllosen Olivenölkisten, über den mit schwarzen Flecken übersäten Betonboden und zur Hintertür

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