Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
Vom Netzwerk:
Frauen und Mördern. Ein Mann wie ich setzt sich nicht durch, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, Santino. So ist das nun einmal, und ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen. Aber bei dir muss das nicht so sein. Bei dir wird das nicht so sein.« Vito legte Sonny die Hand in den Nacken. »Vergiss diese ganze Gangstergeschichte. Dafür habe ich nicht so hart gearbeitet, damit mein Sohn ein Ganove wird. Das werde ich nicht zulassen, Santino.«
    Sonny ließ das Kinn auf die Brust sinken und schloss die Augen. Die schwarzen Planen über den Ladeflächen der Lieferwagen knatterten im Wind. In dem schmalen Zwischenraum, in dem er mit seinem Vater stand, schien die Kälte unter dem Fahrwerk hervorzukommen und ihm in die Füße und Waden zu schneiden. Auf der Straße fuhr ein steter Strom von Lastwagen und Pkws vorbei; Motoren grollten, wenn ein Fahrer einen anderen Gang einlegte. Sonny legte die Hand auf die Hand seines Vaters, die ihm noch immer im Nacken ruhte. »Pa, ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie Tessio und Clemenza Toms Vater umgebracht haben. Und du warst dabei.«
    Vito riss seine Hand zurück, packte ihn am Kinn und sah ihm in die Augen. »Was redest du da?« Als Sonny nicht sofort antwortete, drückte er so fest zu, dass Sonnys Lippen wieder anfingen zu bluten.
    »Ich hab dich gesehen«, sagte Sonny, wobei er versuchte, dem Blick seines Vaters auszuweichen. »Ich bin dir gefolgt und hab mich auf einer Feuerleiter auf der anderen Straßenseite versteckt. Von dort konnte ich in das Hinterzimmer vom Murphy’s schauen. Ich hab gesehen, wie Clemenza Henry Hagen einen Kopfkissenbezug über den Kopf gestülpt hat, und dann ist Tessio mit einem Brecheisen auf ihn losgegangen.«
    »Das hast du geträumt«, sagte Vito, als wollte er unbedingt, dass Sonny ihm glaubte. »Das hast du nur geträumt, Santino.«
    »Nein.« Jetzt endlich hob er den Blick und sah, dass sein Vater leichenblass geworden war. »Nein«, wiederholte er, »das hab ich nicht geträumt. Und du bist kein rechtschaffener Bürger, Pa. Du bist ein Mafioso. Du bringst Leute um, wenn es nötig ist, und dafür fürchten sie dich. Hör mir zu! Ich bin kein Schrauber und auch nicht der Boss einer Automobilfirma. Ich möchte für dich arbeiten. Ich möchte zu deiner Organisation gehören.«
    Vito starrte seinen Sohn an, ohne sich zu rühren. Langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Schließlich ließ er die Hände sinken und schob sie tief in seine Hosentaschen. »Geh rein und hol Clemenza«, sagte er, als wäre nichts Ungewöhnliches vorgefallen.
    »Pa …«
    Vito hob die Hand. »Tu, was ich dir sage. Schick Clemenza raus zu mir.«
    Sonny betrachtete das Gesicht seines Vaters, doch Vitos Miene verriet nichts. »Okay, Pa. Was soll ich Clemenza sagen?«
    Vito sah ihn verwundert an. »Ist das zu schwierig für dich? Geh rein. Rede mit Clemenza. Schick ihn raus zu mir. Du wartest drinnen bei den anderen.«
    »Klar.« Sonny öffnete die Metalltür und verschwand im Lagerhaus.
    Vito ging zu einem der Lieferwagen hinüber und stieg in das Führerhaus. Er ließ den Motor an, warf einen Blick auf die Temperaturanzeige und drehte dann den Rückspiegel so, dass er sich darin sehen konnte. Eigentlich wollte er seine Haare in Ordnung bringen, doch stattdessen starrte er in die Augen, die ihm entgegenblickten. Sein Kopf war völlig leer. Seine Augen sahen aus wie die Augen eines alten Mannes, wässrig und blutunterlaufen vom Wind, mit einem Krähennest aus Falten, die sich über die Schläfen erstreckten. Er betrachtete seine eigenen Augen, aber es war, als befänden sich zwei Menschen in dem Führerhaus, zwei Augenpaare, die einander anstarrten, jedes dem anderen ein Rätsel. Als Clemenza gegen die Tür klopfte, zuckte er erschrocken zusammen. Er kurbelte das Fenster herunter. »Schick Tessio nach Hause«, sagte er. »Er soll Eddie und Ken mitnehmen.«
    »Was ist mit Sonny passiert?«, wollte Clemenza wissen.
    Vito schenkte der Frage keine Beachtung. »Binde Santino auf einen Stuhl, genau wie die anderen. Und spring nicht zu sanft mit ihm um,
capisc’
? Ich möchte, dass du ihnen Angst einjagst. Damit sie denken, dass uns vielleicht nichts anderes übrig bleibt, als sie umzubringen, wegen Giuseppe. Sag mir, wer sich als Erster in die Hosen pisst.«
    »Und mit Sonny soll ich das auch machen?«
    »Ich möchte mich nicht wiederholen müssen.« Vito sah, wie sich die Nadel an der Temperaturanzeige langsam bewegte, schaltete die Lüftung an und legte den

Weitere Kostenlose Bücher