Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
Vom Netzwerk:
Schreibtisch Platz nahm, von der hohen Decke zurückgeworfen. Er nahm eine Flasche Strega und ein Glas aus einer der Schubladen und schenkte sich ein. Das Büro war spartanischeingerichtet: dünne Holzwände, die in gedecktem Grün gestrichen waren, ein Schreibtisch aus Furnierimitat, auf dem Papierkram und einige Bleistifte herumlagen, an der Wand ein paar Stühle, hinter dem Schreibtisch ein Garderobenständer aus Metall, daneben ein billiger Aktenschrank. Die eigentliche Arbeit erledigte Vito zu Hause in seinem Arbeitszimmer; in seinem Büro war er nur selten. Er schaute sich die schäbige Einrichtung an und verzog angewidert das Gesicht. Als Clemenza zur Tür hereinkam, fragte Vito, bevor Clemenza sich setzen konnte: »Wer hat sich in die Hosen gepisst?«
    »Eh?«, brummte Clemenza und zog sich einen Stuhl an den Tisch.
    »Bleib stehen«, sagte Vito.
    Clemenza schob den Stuhl wieder beiseite. »Niemand hat sich in die Hosen gepisst, Vito. Die Jungs sind hart im Nehmen.«
    »Gut. Wenigstens etwas.« Vito hob sein Glas mit Strega an die Lippen, hielt dann aber inne, als hätte er es vergessen. Sein Blick schweifte über den Rand des Glases hinweg an Clemenza vorbei in die Ferne.
    »Vito«, sagte Clemenza, und seinem Tonfall war zu entnehmen, dass er Vito trösten, mit ihm über Sonny sprechen wollte.
    Vito gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. »Bring sie alle irgendwo unter. Alle, außer die Iren. Tessio soll die Romeros nehmen, und du kümmerst dich um Nico und Santino.«
    »Und die Iren?«
    »Die sollen von mir aus Bullen, Politiker oder Gewerkschaftsfunktionäre werden und sich von uns schmieren lassen.« Vito stellte das Glas Strega ab, wobei der gelbliche Likör auf ein Blatt Papier schwappte.
    »Okay«, sagte Clemenza. »Ich werd’s ihnen erklären.«
    »Gut«, sagte Vito. Und mit völlig anderer Stimme fügte er hinzu: »Behalte ein Auge auf Santino, Peter. Bring ihm alles bei, was er wissen muss. Er muss in der Lage sein, seinen Mann zu stehen – aber behalte ein Auge auf ihn. Hast du mich verstanden?«
    »Vito«, erwiderte Clemenza, und wieder klang er, als wollte er ihn trösten. »Ich weiß, dass du andere Pläne mit ihm hattest.«
    Vito griff wieder nach dem Strega, und dieses Mal trank er sogar einen Schluck. »Er ist zu heißblütig«, sagte er. »Das ist nicht gut für ihn.« Er klopfte zweimal auf den Tisch und fügte hinzu: »Und es ist auch nicht gut für uns.«
    »Ich stutze ihn schon zurecht«, sagte Clemenza. »Er hat ein gutes Herz, er ist stark, und er ist dein Sohn.«
    Vito deutete zur Tür und forderte Clemenza auf, Sonny zu ihm zu schicken. Bevor Clemenza hinausging, legte er die Hand aufs Herz und sagte: »Ich werde ihn im Auge behalten. Und ihm alles beibringen, was es braucht.«
    »Sein Temperament«, gab Vito zu bedenken.
    »Das krieg ich schon hin«, erwiderte Clemenza, als würde er ein Versprechen ablegen.
    Als Sonny das Büro betrat, massierte er sich die wunden Handgelenke. Seinen Vater sah er nur kurz an, dann senkte er den Blick.
    Vito trat hinter dem Schreibtisch hervor, zog zwei Stühle heran und stellte sie vor seinen Sohn. »Setz dich«, sagte er und nahm Sonny gegenüber Platz. »Sei jetzt still und hör mir zu. Ich muss dir etwas sagen.« Vito faltete die Hände im Schoß und sammelte sich. »Das ist nicht, was ich mir für dich gewünscht habe«, sagte er schließlich, »aber ich sehe ein, dass ich dich nicht davon abhalten kann. Jetzt kann ich nur noch dafür sorgen, dass du dich nicht wie ein Narr benimmst und ein Verrückter wie Giuseppe Mariposa dich und deine Freunde wegen ein paar Dollar kaltmacht.«
    »Keiner von uns hat auch nur einen Kratzer …«, sagte Sonny, schwieg jedoch sofort wieder, als er den Blick in den Augen seines Vaters sah.
    »Über diese ganze Sache werden wir nur ein Mal sprechen«, sagte Vito und hob den Finger, »und dann nie wieder.« Vito zog seine Weste gerade und räusperte sich. »Es tut mir leid, dass du das mit angesehen hast. Toms Vater war ein verwahrloster Spieler und Säufer. Damals war ich noch nicht der, der ich heute bin. Henry Hagen hat uns auf eine Art und Weise beleidigt, die ich ihm nicht durchgehen lassen konnte, sonst hätten Clemenza und Tessio jeglichen Respekt vor mir verloren. Also habe ich sie machenlassen. In diesem Leben, Santino, kann man keinen Respekt verlangen, man muss über ihn gebieten! Hörst du mir zu?« Als Sonny nickte, fuhr er fort: »Spaß macht mir dergleichen allerdings nicht. Und ich

Weitere Kostenlose Bücher