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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Geschichte aus einem der alten Bücher seines Vaters, einer in Leder gebundenen, mit Goldrand verzierten Geschichtensammlung, die jetzt neben Caitlins schmalem Bett lag. Vorsichtig drehte er sich auf die Seite und ließ Caitlin auf das Laken gleiten. Ihr Kopf, von einem Heiligenschein aus sandfarbenem Haar umgeben, sank auf ein dickes Kissen. Er hörte, wie sich, gerade als er Caitlin eine karierte Decke mit Kühen und Schafen darauf über die Schulter zog, draußen ein Schlüssel im Schloss drehte und die Küchentür aufging.Er blieb noch eine Weile neben seiner schlafenden Nichte in dem halbdunklen Zimmer stehen und lauschte, wie Eileen in der Küche hin- und herging.
    Cork war in dieser Wohnung aufgewachsen. Als seine Eltern an der Grippe gestorben waren, war er so klein gewesen, dass er sich kaum noch an sie erinnern konnte – aber er wusste noch genau, wie aufregend es gewesen war, mit Eileen hier einzuziehen. Seinen siebten Geburtstag hatte er in der Küche gefeiert. Eileen, die im gleichen Alter gewesen sein musste wie er jetzt, hatte rote und gelbe Fähnchen aus Krepppapier an der Decke aufgehängt und sämtliche Kinder eingeladen, die in ihrer Straße wohnten. Sie hatte gerade angefangen, bei Mrs. McConaughey in der Bäckerei zu arbeiten, einer Frau, die auf ihn schon damals uralt gewirkt hatte. Er erinnerte sich noch daran, wie Eileen gerufen hatte:
drei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und eine Küche!
Es war ihm vorgekommen, als zögen sie in einen Palast, verglichen mit den beengten Zimmern, die sie sich in den Häusern entfernter Verwandter geteilt hatten, während Eileen ihren Schulabschluss machte, was einigen dieser Verwandten überhaupt nicht gefiel. Er war in dieser Wohnung aufgewachsen und erst ausgezogen, nachdem er selbst die Highschool abgeschlossen und angefangen hatte, mit Sonny das ein oder andere Ding zu drehen. Aber das war jetzt vorbei, und Murray hatte ihm erklärt, er solle sich von den Iren fernhalten. Cork schaute sich in seinem alten Zimmer um und stellte fest, dass er sich hier immer noch wohlfühlte. Von draußen drangen die vertrauten Geräusche des Viertels herein, und er hörte Eileen in der Küche werkeln. Er bückte sich, hob Caitlins zerlumpte Plüschgiraffe Boo auf und legte sie zu ihr ins Bett.
    Als er in die Küche kam, stand Eileen an der Spüle und wusch Geschirr. »Ich musste gerade an die alte Mrs. McConaughey denken«, sagte er und setzte sich an den Tisch. »Gibt’s die noch?«
    »Ob sie noch lebt?«, erwiderte Eileen, von der Frage sichtlich überrascht. Sie drehte sich um und trocknete sich die Hände an einem hellgrünen Geschirrtuch ab. »Natürlich. Sie schreibt mirjede Ostern und Weihnachten eine Postkarte. Wirklich eine Heilige, diese Frau.«
    »Sie war witzig«, sagte Cork. »Für mich hatte sie immer ein Rätsel parat.« Er hielt inne und dachte an die alte Frau zurück. »Meinst du, ich krieg eine Tasse Kaffee für meine Dienste als Babysitter?«
    »Mal sehen«, erwiderte Eileen und machte sich am Herd zu schaffen.
    »Ich weiß noch, wie wir hier ein großes Fest für sie ausgerichtet haben«, sagte Cork.
    »Du klingst ja richtig wehmütig«, sagte Eileen, ohne sich umzudrehen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass du Mrs. McConaughey jemals erwähnt hättest.«
    »Kann schon sein. Ein bisschen jedenfalls.« Cork blickte zur Decke und musste an die bunten Fähnchen denken, die an seinem siebten Geburtstag dort gehangen hatten. Das Fest für Mrs. McConaughey hatten sie gefeiert, weil die alte Dame aufgehört hatte zu arbeiten und nach Irland zurückgegangen war. Eileen und Jimmy hatten ihr gerade die Bäckerei abgekauft. »Ich hab mich gefragt, Eileen – so oft, wie ich auf Caitlin aufpasse, kann ich genauso gut wieder hier einziehen.«
    »Heißt das, du wohnst eigentlich gar nicht hier?«, fragte seine Schwester und drehte sich zu ihm um. »Wie kommt es dann, dass ich dir zu jeder Tages- und Nachtzeit begegne? Außer natürlich im Laden, wo ich schufte wie eine Sklavin, damit wir was zu beißen haben. Nur Gott weiß, was du dann so treibst.«
    »Nicht viel«, sagte Cork. »Jedenfalls nicht in letzter Zeit.« Er schaute betreten auf seine Hände, die auf dem Tisch lagen.
    »Bobby«, fragte Eileen, »was ist denn los?« Sie zog sich einen Stuhl heran und umfasste seine Hand.
    Für eine Weile war nur das Köcheln des Kaffees auf dem Herd zu hören. Schließlich sagte Cork: »Ich hab mir gedacht, ich könnte doch wieder hier einziehen und dir in der Bäckerei

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