Die Corleones
die nahelegte, dass er Mariposa die Zukunft zeigte. »Wir werden dafür sorgen, dass er immer schwächer wird, und dann … dann machen wir ihn endgültig fertig.«
»Das Einzige, was mir Sorgen bereitet«, sagte Giuseppe, »ist Luca Brasi. Das gefällt mir nicht.«
Tits öffnete die Tür und trat beiseite. »Mir auch nicht«, sagte Emilio und blieb neben Tits stehen. »Aber was sollen wir machen? Wenn wir Luca aus dem Weg räumen müssen, dann tun wir das eben.«
»Tommy will Brasi das Herz herausreißen«, sagte Giuseppe und blieb am oberen Ende der Treppe direkt unter einer Lampe stehen. »Was ist mit Vitos Sohn, Sonny?«, fragte er Emilio. »Ist er ein Problem?«
»Sonny? Der ist ein
bambino
. Aber wenn wir Vito aus dem Weg räumen, werden wir ihn wohl auch erledigen müssen.«
»In diesem Geschäft gibt es zu viele Söhne«, sagte Giuseppe und musste an die LaContis denken. Er hielt inne und wartete, bis Tits die Tür zum Dach mit einem Schlüssel abschloss, den Emilio ihm gegeben hatte. »Hast du dich um die Zeitungsleute gekümmert?«, fragte er Emilio.
»Die werden zusammen mit den Fotografen im Club sein.«
»Gut. Es ist immer klug, ein Alibi zu haben.« Giuseppe setzte einen Fuß auf die oberste Stufe und drehte sich noch einmal um. »Du hast uns einen Tisch vor der Bühne reserviert, ja?«
»Joe, das ist alles erledigt.« Emilio legte ihm die Hand auf den Arm und führte ihn die Treppe hinunter. »Was ist mit Frankie? Er sollte uns begleiten.«
Giuseppe schüttelte den Kopf. »Ich vertraue ihm nicht. Ich möchte nicht, dass er mehr weiß, als er unbedingt wissen muss.«
»Hör mal, Joe, ist Frankie jetzt auf unserer Seite oder nicht?«
»Ich weiß es nicht. Wir werden ja sehen, wie alles läuft.« Am unteren Ende der Treppe wartete Carmine Rosato. »Vertraust du denn den beiden Anthonys?«, fragte Giuseppe Emilio.
»Die sind in Ordnung. Ich hab schon mal mit ihnen zusammengearbeitet.«
»Ich weiß ja nicht.« Giuseppe blieb neben Carmine stehen. »Diese Typen aus Cleveland, das sind alles Hanswürste, Forlenza und der ganze Rest.«
»Bisher konnte ich mich immer auf sie verlassen.«
»Und wir wissen mit Sicherheit, dass Clemenza und Genco da sein werden?«, fragte Giuseppe. »Von diesem Angelo’s hab ich noch nie gehört.«
»Das ist ein kleines Familienlokal auf der East Side«, antwortete Carmine. »Der Sohn eines unserer Jungs arbeitet dort. Clemenza und Abbandando essen andauernd da. Sie reservieren unter falschem Namen, aber dieser Angelo hat gehört, wie sie einander bei ihrem richtigen Namen nennen. Also sagte er zu dem Jungen: ›Reservierungen für Pete und Genco.‹ Dem Jungen geht ein Licht auf – Pete Clemenza, Genco Abbandando. Und er erzählt es seinem Vater …«
»Glück gehabt«, sagte Emilio. »War auch an der Zeit.«
Bei der Vorstellung, dass das Glück auf seiner Seite war, musste Mariposa lächeln. »Sorg dafür, dass diese Visagen aus Cleveland alles haben, was sie brauchen.« Zu Tits sagte er: »Du weißt, wo sie untergeschlüpft sind?« Als Tits das bejahte, zog Giuseppe eine Rolle Geldscheine aus der Tasche und gab Tits einen Zwanziger. »Besorg ihnen ein paar Nelken. Ich möchte, dass sie gut aussehen, wenn sie diese beiden Wichser kaltmachen – richte ihnen das aus!«
»Klar«, erwiderte Tits. »Wann? Jetzt gleich?«
»Nein, gestern.« Giuseppe versetzte Tits einen Klaps auf den Hinterkopf. Dann lachte er und schob ihn die Treppe hinunter. »Ja, jetzt sofort. Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
»Nimm meinen Wagen«, sagte Emilio und reichte Tits die Schlüssel. »Und komm gleich wieder hierher.«
»Klar«, sagte Tits. Er warf Emilio noch einen kurzen Blick zu und eilte dann die Treppe hinunter. Hinter sich hörte er, wie die Unterhaltung fortgesetzt wurde, doch er war bereits außer Hörweite.
Vor dem Haus suchte Tits die Straße nach geparkten Autos ab. Als er Emilios Wagen sah, ging er darauf zu und dann daran vorbei bis zur Ecke der 24. Straße, wo er wieder beide Straßenseiten absuchte. Ein Stück in Richtung Sixth Avenue entdeckte er Frankies schwarzen DeSoto und schlenderte hinüber, wobei er hin und wieder einen Blick über die Schulter warf. Als er den Wagen erreichte, beugte er sich auf der Beifahrerseite zum Fenster hinunter, das offen war.
»Steig ein«, sagte Frankie. »Ich hab die Straße im Auge behalten, die Luft ist rein.«
Der Junge folgte der Aufforderung und rutschte dann nach unten, bis seine Knie auf dem Armaturenbrett ruhten
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