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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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guten Preis.«
    »Wo ist Nino?«, wollte Sonny wissen.
    »Ach, der ist mal wieder sauer auf mich.«
    »Was hast du angestellt?«
    »Nichts! Der hat dauernd wegen irgendwas miese Laune.« Johnny zuckte mit den Achseln, als wäre ihm Nino ein Rätsel. »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte er und senkte dann die Stimme. »Das sind solche Langweiler hier. Eine Visage fragt mich dauernd, wann ich endlich ›Inka Dinka Doo‹ singe. Seh ich vielleicht wie Jimmy Durante aus? Das musst du jetzt nicht beantworten!«, sagte er, bevor Johnny die Gelegenheit ergreifen konnte.
    Als er sich gerade umdrehen wollte, sagte Sandra: »Du singst wunderschön, Johnny.«
    Johnnys Gesichtsausdruck veränderte sich, und er wirkte plötzlich weit jünger und argloser. Offenbar fiel ihm keine Antwort ein, denn er sagte nur: »Vielen Dank«, und ging zurück auf die Bühne, wo Nino bereits auf ihn wartete.
    »Meine Damen und Herren«, wandte er sich ans Publikum, »das nächste Lied möchte ich meinem lieben Freund Sonny Corleonewidmen und der wunderschönen jungen Dame in dem lavendelfarbenen Kleid« – er deutete zu ihrem Tisch hinüber, und Sonny wiederum deutete auf Sandra –, »die ganz offensichtlich viel zu schön ist für einen Trampel wie Sonny, die aber, aus Gründen, die wir gewöhnliche Sterbliche nie werden verstehen können, gerade zugestimmt hat, ihn zu heiraten.« Die Gäste applaudierten höflich. Nino ließ fast seine Mandoline fallen, bevor er die Arme ausbreitete und Sonny und Sandra zunickte. »Das ist ein neues Stück von Harold Arlen«, fuhr Johnny fort, »und ich vermute mal, dass es ziemlich gut beschreibt, wie sich mein Freund Sonny jetzt fühlt.« Er drehte sich um und flüsterte Nino etwas zu. Dann beugte er sich über das Mikrofon und stimmte »I’ve Got the World on a String« an.
    Sandra hatte ihr Cordon bleu völlig vergessen und nur noch Augen für die Bühne. Sonny griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand, dann saßen sie beide schweigend da und lauschten, wie alle anderen Gäste auch, Johnnys Gesang.
     
    Im Angelo’s hatte der Kellner gerade ein zugedecktes Tablett an den Tisch von Clemenza und Genco gebracht, die sich zwanglos unterhielten, eine runde, mit Stroh umwickelte Flasche Chianti zwischen sich auf der roten Tischdecke. Gencos Ellenbogen ruhten rechts und links von seinem Teller, die Handflächen vor seinem Gesicht zusammengedrückt, rieb er sich mit den Fingerspitzen die Nase. Hin und wieder nickte er, während er Clemenza zuhörte, der einen Großteil des Gespräches bestritt. Beide wirkten sehr in ihre Unterhaltung vertieft, und sie schienen sich auch nicht für das Tablett zu interessieren, das gerade gebracht worden war. Das Restaurant war winzig; es hatte nur sechs Tische, und diese standen dicht beieinander. Clemenza hatte der Küche den Rücken zugewandt, und Genco konnte durch eine Luke in der Schwingtür Angelo an einem Ofen neben einer Edelstahltheke hantieren sehen. Die vier anderen Gäste saßen paarweise an Tischen, die einander an den Wänden gegenüberstanden, so dass ihre beiden Tische die Grundlinie eines Dreiecks bildeten, mit Clemenza und Gencoan der Spitze. In dem Lokal war es ruhig; außer den Gesprächen der Gäste war nur das gelegentliche Klappern von Töpfen und Pfannen aus der Küche zu hören.
    Um das Angelo’s von der Straße her zu betreten, mussten die beiden Anthonys drei Stufen hinabsteigen und eine schwere Holztür mit einem Messingschild unter einem kleinen rechteckigen Fenster aufziehen. Dieses Messingschild mit dem Namen des Restaurants war der einzige Hinweis, dass es sich um ein Lokal handelte; ansonsten sahen die rote Backsteinmauer und der Eingang eher nach einer typischen Souterrainwohnung aus. Anthony Firenza warf einen Blick zu dem schwarzen viertürigen Chrysler hinüber, der vor dem Restaurant parkte. Am Steuer saß Fio Inzana, ein junger Kerl mit Pfirsichflaum auf dem Gesicht. Er sah kein Jahr älter als sechzehn aus. Firenza gefiel es nicht, dass ihr Fahrer ein
bambino
war. Es machte ihn nervös. Bocatelli, der andere Anthony, spähte neben ihm durch die beschlagene Scheibe des kleinen Fensters in das Restaurant hinein. Er war der Größere der beiden, obwohl sie einander ansonsten hinsichtlich Statur und Alter recht ähnlich waren – beide gingen auf die fünfzig zu, beide waren ziemlich genau eins fünfundfünfzig groß. Sie kannten sich, seit sie gemeinsam in derselben Straße in Cleveland Heights aufgewachsen waren. Als Teenager hatten

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