Die Corleones
angemessenem Rahmen um ihre Hand anhalten kann!«
»Wenn das ein Trick ist«, sagte Mrs. Columbo und wedelte wieder mit dem Finger, »dann gehe ich zu deinem Vater!«
Sonny legte sich die Hand aufs Herz. »Wenn ich Ihre Sandrinella heirate«, sagte er und erhob sich, »werden Sie einen Mann in Ihrer Familie haben, der Sie beschützt.« Er nahm Mrs. Columbo an der Schulter und küsste sie auf die Wange.
Mrs. Columbo packte Sonny am Kinn und schaute ihm in die Augen. Dann sagte sie, als wäre sie wütend: »Eh! Sie solltest du küssen, nicht mich!«, und deutete auf Sandra. »Bring sie vor zehn Uhr nach Hause«, sagte sie, als sie die Küche verließ, »sonst gehe ich zu deinem Vater!« In der Tür drehte sie sich noch einmal um und hob den Finger, als wollte sie dem noch etwas hinzufügen, doch stattdessen nickte sie nur und ließ Sonny und Sandra allein.
Ettore Barzini folgte Giuseppe, während dieser das Dach begutachtete, und hielt ihm einen Regenschirm über den Kopf. Unterdessen sorgte Tits auf dieselbe Weise dafür, dass Emilio nicht nass wurde. Die anderen Jungs waren immer noch unten in derleeren Wohnung; irgendjemand hatte sie mit Sandwiches und einer Kiste Coca-Cola versorgt. Giuseppe ging zum Rand des Daches und schaute auf die Straße hinunter. Fußgänger hasteten, unter farbenfrohen Regenschirmen verborgen, dichtgedrängt die Avenue entlang. Es regnete nur leicht, aber unablässig, und in der Ferne zeigte sich hinter den Wolken hin und wieder ein blasser Blitz, gefolgt von leisem Donnergrollen. Giuseppe deutete auf die schwarzen Bögen einer Feuerleiter und sagte zu Emilio: »Sorg dafür, dass deine Jungs die Bolzen lockern, damit hier keiner von der Straße raufklettern kann.«
»Klar«, erwiderte Emilio. Eine Windbö zerzauste ihm das Haar, und er strich sich die Strähnen aus der Stirn. »Ehrlich gesagt, Joe«, sagte er, »glaube ich, dass Vito morgen mit eingezogenem Schwanz bei uns vor der Tür steht, wenn wir heute Nacht Clemenza und Genco erledigen.«
Giuseppe zog sein Jackett straff und wandte dem Wind den Rücken zu. An jeder Ecke des Gebäudes hockte ein dämonisch grinsender Wasserspeier und blickte auf die Straße hinunter. Mariposa schwieg einen Moment und sagte dann: »Das würde ich gerne erleben, wie Vito Corleone mit eingezogenem Schwanz vor mir steht. Weißt du, was ich dann machen würde?«, fragte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich würde ihn trotzdem umbringen. Aber erst würde ich mir die großen Reden anhören, die er so gerne schwingt.« Seine Augen leuchteten. »
Ach ja
«, sagte er, als stünde Vito vor ihm. »
Tatsächlich? Das ist ja interessant, Vito.
« Er hob die Hand, als würde er eine Pistole halten, und zielte damit auf Emilios Kopf. »Peng! Aus nächster Nähe, so dass sein Gehirn an die Wand klatscht. Und dann würde ich zu ihm sagen:
Da hast du meine Antwort, Vito. Und, was hältst du davon?«
Er sah Tits und Ettore an, als wäre ihm gerade erst wieder eingefallen, dass sie da waren. Die beiden jungen Männer lächelten, als hätte seine Geschichte ihnen ungeheuer Spaß gemacht.
Emilio lächelte nicht. »Vito Corleone ist ein kluger Mann«, sagte er. »Ich kann ihn genauso wenig leiden, Joe, aber er schwingt nichtnur große Reden. Wenn wir Clemenza und Genco kaltmachen, trifft ihn das hart, und er selbst wird das nur zu gut wissen.« Er hielt inne, trat einen Schritt auf Tits zu und zog die Hand des Jungen ein paar Zentimeter nach unten, damit der Regenschirn ihn besser schützte. »Er wird nur zu gut wissen, wie hart ihn das trifft«, wiederholte Emilio, »und dann wird er uns, so glaube ich, geben, was wir von ihm haben wollen. Andernfalls muss er uns den Krieg erklären, und er weiß, dass er den verlieren wird – und er ist kein Hitzkopf. Er ist nicht verrückt. Wir können uns darauf verlassen, dass er tut, was für seine Familie am besten ist.«
Ein Blitz zuckte herab, heller als die anderen, und erleuchtete für einen Augenblick die dunklen Wolken. Giuseppe wartete, bis es donnerte, was einige Sekunden dauerte, ein fernes, gedämpftes Grollen. »Also soll ich ihn nicht von vornherein zu sehr unter Druck setzen?«
»Ich glaube, er wird dir dazu überhaupt keine Gelegenheit geben.« Emilio legte Giuseppe den Arm um die Schulter und geleitete ihn zu der Tür, die nach unten führte, während der Regen immer heftiger wurde. »Vito ist nicht dumm«, fuhr er fort, »aber schon bald …« Er öffnete die Handflächen, eine Geste,
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