Die Corleones
am Kopf des Tisches auf einem ganz gewöhnlichen Stuhl – der Thron, den Mariposa für sich beansprucht hatte, warnirgendwo zu sehen. Auf einer Seite des Tisches saßen Stracci und Cuneo, auf der anderen Tattaglia und DiMeo sowie am Tischende Barzini. Vito bedeutete Sonny, er solle ihm das Wasser bringen. Sonny stellte das Glas vor ihn hin und trat zu den anderen Leibwächtern an die Wand.
Vito trank einen Schluck und faltete die Hände auf dem Tisch. »Gentlemen«, sagte er, »ich denke, wir haben hier und heute Großes erreicht. Bevor wir unsere Besprechung beenden, möchte ich noch einmal wiederholen, bei der Ehre meiner Familie, und ich gebe euch mein Wort – und mein Wort ist, wie ihr alle wisst, Gold wert … ich gebe euch mein Wort, dass es zu keinen weiteren Auseinandersetzungen kommen wird. Es ist nicht meine Absicht, mich in die Geschäfte der hier Anwesenden einzumischen.« Vito hielt inne und sah die Männer am Tisch der Reihe nach an. »Wie wir vereinbart haben, werden wir uns ein- oder zweimal im Jahr treffen, um alle Probleme zu besprechen, die aufgetreten sind. Wir haben bestimmte Regeln aufgestellt und Übereinkünfte getroffen, und ich hoffe, dass wir uns daran halten werden – und wenn es Schwierigkeiten gibt, können wir diese wie Geschäftsleute beilegen.« Um das Wort
Geschäftsleute
zu betonen, klopfte Vito mehrmals auf den Tisch. »In New York gibt es jetzt fünf Familien«, fuhr er fort. »Dazu kommen die Familien in Detroit, Cleveland, San Francisco und im ganzen Land. Eines Tages sollten alle diese Familien – alle, die sich an unsere Regeln und Übereinkünfte halten möchten – in einem Ausschuss vertreten sein, dessen wichtigste Aufgabe darin besteht, den Frieden zu wahren.« Wieder ließ Vito den Blick über die Anwesenden schweifen. »Wir alle wissen, dass ein solches Massaker wie vor Kurzem bei der Parade oder die barbarischen Vorfälle in Chicago uns nur schaden. Aber wenn wir unsere Geschäfte friedlich betreiben, wird uns allen Erfolg beschieden sein.«
Als Vito schwieg und nach seinem Glas griff, schob Emilio Barzini seinen Stuhl zurück, stand auf und legte die Hände auf den Tisch. Seine Finger ruhten auf dem auf Hochglanz polierten Holz wie auf den Tasten eines Klaviers. »Ich möchte hier und jetzt, vorallen großen Männern, die um diesen Tisch versammelt sind, erklären, dass ich Don Corleone in allem zustimme und dass ich schwöre, mich an alle Übereinkünfte zu halten, die wir getroffen haben. Es ist meine Hoffnung, dass Sie sich mir alle anschließen und ebenfalls einen Eid auf das ablegen werden, was wir heute beschlossen haben.«
Die anderen am Tisch nickten und ließen ein zustimmendes Murmeln hören, und Phillip Tattaglia wollte gerade aufstehen, aber Vito kam ihm zuvor. »Und lasst uns schwören«, sagte Vito, den Blick auf Barzini gerichtet, »wenn wieder jemand eine solche
infamitá
wie das Blutbad auf der Parade begeht, ein Verbrechen, bei dem Unschuldige ermordet wurden, unter ihnen sogar ein Kind – wenn irgendeiner von uns Unschuldige und Familienangehörige bedroht, dann wird es keine Gnade geben.« Alle am Tisch applaudierten – mit solcher Leidenschaft hatte Vito während der ganzen langen Versammlung noch nicht gesprochen –, sogar Barzini, wenn auch Sekunden nach den anderen Männern, und alle schworen, sich an ihre Abmachungen zu halten. Schließlich ergriff Vito wieder das Wort. Wie im Gebet presste er die Finger aneinander und faltete die Hände. »Es ist mein größter Wunsch, als Pate geachtet und respektiert zu werden, als Mann, dessen Pflicht es ist, seine Freunde zu unterstützen und ihnen nach Kräften zu helfen – mit Rat und Geld, mit meinen eigenen Männern und mit meinem ganzen Einfluss. Zu allen hier am Tisch sage ich: Eure Feinde sind auch meine Feinde, und eure Freunde sind auch meine Freunde. Möge dieses Treffen den Frieden zwischen uns allen gewährleisten.«
Bevor Vito zu Ende gesprochen hatte, erhoben sich alle von ihren Stühlen und klatschten erneut Beifall. Vito hob die Hand und bat um Ruhe. »Mögen wir unser Wort halten«, sagte er in einem Tonfall, der nahelegte, dass er bald ans Ende gelangt sein würde. »Mögen wir unser Brot verdienen, ohne das Blut der anderen zu vergießen. Wir alle wissen, dass die Welt dort draußen kurz davor steht, in den Krieg zu ziehen, aber wir, in unserer Welt, werden Frieden halten.« Vito hob sein Wasserglas, als wollte er den Anwesendenzuprosten, und trank einen tiefen Schluck,
Weitere Kostenlose Bücher