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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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hatten die Iren im Hafen von New Orleans das Sagen«, erklärte Michael. »Aber dann sind die Sizilianer aufgekreuzt und haben ihnen die Arbeit weggenommen.«
    »Die Sizilianer befahren die Meere schon seit Tausenden von Jahren.«
    »Alles war in Ordnung«, fuhr Michael fort, »bis die italienischen Gangster aufgetaucht sind, wahrscheinlich von der Mafia …«
    »Mafia?«, unterbrach ihn Vito. »Was für eine Mafia? Steht das in deinem Buch? So etwas wie die Mafia gibt es nicht, jedenfalls nicht hier in Amerika.«
    »Dann eben Gangster, Papa.« Michael wollte ganz offensichtlich seine Geschichte zu Ende erzählen. »Gangster haben den Polizeichef erschossen, und dann, nachdem sie freigesprochen wurden …«
    »Freigesprochen«, wiederholte Vito. »Also haben sie es nicht getan, richtig?«
    »Ein paar von ihnen sind freigesprochen worden, aber trotzdem haben diese Gangster es wahrscheinlich getan. Also haben ein Haufen aufgebrachter Bürger angefangen zu randalieren, sind in das Gefängnis eingebrochen und haben alle Italiener gelyncht, die sie finden konnten. Elf Italiener, und die meisten davon waren wahrscheinlich unschuldig.«
    »Die meisten?«, fragte Vito.
    »Ja«, sagte Michael. Er sah seinen Vater an, offensichtlich auf seine Reaktion gespannt. »Wahrscheinlich waren nur eine Handvoll Gangster an der ganzen Sache schuld.«
    »Aha, ich verstehe.« Vito erwiderte Michaels Blick, bis dieser sich schließlich abwandte. »Und darüber möchtest du jetzt dein Referat schreiben.«
    »Vielleicht.« Michael hob wieder den Kopf, und seine Stimme klang trotzig. »Vielleicht auch über die italienischen Veteranen im Großen Krieg, die auf Seiten der Amerikaner gekämpft haben. Das interessiert mich auch gerade. Im Krieg haben sich viele Amerikaner italienischer Herkunft ausgezeichnet.«
    »Das bezweifle ich nicht. Michael …« Vito schien etwas erklären zu wollen, hielt dann inne und betrachtete den Jungen schweigend. Schließlich strich er ihm sanft über die Wange. »Jeder Mann muss seine Bestimmung finden«, sagte er, umfasste das Gesicht seines Sohnes und küsste ihn.
    Michael war anzusehen, dass er innerlich mit sich rang. Dann beugte er sich vor und umarmte seinen Vater.
    »Komm runter, wenn du mit Lesen fertig bist.« Vito erhob sichschwerfällig. »Deine Mutter macht
braciol’
.« Er küsste seine Fingerspitzen, um anzuzeigen, wie lecker die
braciol’
sein würden. »Ach«, fügte er dann hinzu, als wäre ihm gerade erst etwas eingefallen, »ich habe da noch was für dich.« Er zog ein Kärtchen aus der Tasche, auf dem ein persönlicher Gruß für Michael stand, der ihn ermutigte, weiter fleißig zu lernen. Unterschrieben war sie von Bürgermeister LaGuardia. Vito reichte sie Michael, wuschelte ihm durchs Haar und ließ ihn in Ruhe.

29.
    Sonny hatte gerade aus einer Kristallkaraffe ein Glas Wasser eingeschenkt, als ein stämmiger, gutgekleideter Mann mit einer Hakennase ihm die Hand auf die Schulter legte. »Hey, Sonny«, sagte er, »wie lange sind die noch da drin?«
    »Kennen wir uns?«, fragte Sonny. Clemenza und Tessio unterhielten sich währenddessen mit einigen Freunden und Bekannten der sechs Dons, die im Konferenzzimmer nebenan saßen – fünf Dons aus New York und DiMeo aus New Jersey.
    »Virgil Sollozzo«, erwiderte der Mann und streckte Sonny die Hand hin.
    Sonny schüttelte sie. »Sie müssten gleich fertig sein.« Er hob das Wasserglas. »Mein Vater redet so viel, dass er seine Leitungen ölen muss.«
    »Gibt’s Probleme, Sonny?«, wollte Clemenza wissen. Er und Tessio traten hinter Sollozzo und blieben rechts und links von ihm stehen. Clemenza hatte ein Silbertablett in der Hand, das mit Prosciutto und
capicol’
, Salami, Sardellen und Bruschetta beladen war.
    »Nein, keine Probleme«, antwortete Sonny. Sein Blick fiel auf das üppige Buffet, das auf einem langen Tisch angerichtet war, und auf die Männer in weißer Uniform mit Schöpfkellen und Pfannenhebern in der Hand, die die Anwesenden bedienten. »Pa hat sich mal wieder selbst übertroffen. Was für ein Festgelage!«
    »Ist das für deinen Vater?«, fragte Tessio und deutete auf das Glas in Sonnys Hand.
    »Yeah. Er hat bestimmt schon einen trockenen Hals.«
    »Eh!«, sagte Clemenza und deutete mit dem Tablett auf den Konferenzraum. »
Avanti!
«
    »Ich geh ja schon«, erwiderte Sonny. »
Madon’!
«
    Im Konferenzraum von Saint Francis, unter den Porträts der Heiligen an den Wänden, war alle Aufmerksamkeit auf Vito gerichtet. Er saß

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