Die Corleones
sagte er schließlich. »Sonnyboy, tu deinem Freund Cork einen Gefallen und fahr ihn nach Hause, okay?«
»Also gut, Gentlemen …« Sonny setzte sich aufrecht hinter das Steuer. Er dachte daran, die Jungs zu ermahnen, ja niemandem etwas von Tom und Kelly zu erzählen, entschied dann aber, dass es unnötig war. Von den dreien hatte Nico die größte Klappe, und er redete kaum mehr als drei Worte mit irgendjemandem außerhalb der Gang. Das war auch einer der Hauptgründe, warum er sie ausgesucht hatte. Die Zwillinge waren dafür bekannt, dass sie nur miteinander redeten, und das nicht gerade viel. Cork war zwar ein Schwätzer, aber er war klug und zuverlässig. »Dann fahr ich jetzt mal unsere Prinzessin nach Hause.«
»Besser, wir ziehen für eine Weile die Köpfe ein, was?«, fragte Nico.
»Klar«, erwiderte Sonny. »Wie immer, wenn wir etwas durchgezogen haben. Wir haben es nicht eilig.«
Vinnie klopfte Sonny auf die Schulter und glitt aus dem Wagen. Angelo sagte: »Bis bald, Cork«, und folgte seinem Bruder. Nico setzte einen Fuß auf den Gehsteig und wies mit einer Kopfbewegung auf Cork. »Bring den verdammten Schweinepriester gut nach Hause.«
»Himmel«, sagte Cork. »Die könnten sich auch mal was anderes einfallen lassen.«
Sonny lenkte den Wagen in die 126. Straße. »Scheiße«, sagte er, »ich muss morgen arbeiten.«
Cork lehnte sich an die Tür und warf seinen Fedora neben sich auf den Sitz. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der bei einem Schulausflug eingeschlafen war. Das Hutband hatte seinen Haaren eine seltsame Form verliehen. »Hast du die Titten von dem Mädel an der Garderobe gesehen? Ich wär am liebsten da reingesprungen und so lange geschwommen, bis ich absaufe.«
»Geht das wieder los.«
Cork warf seinen Hut nach Sonny. »Was denn? Nicht allen laufen die Weiber so nach wie dir. Muss man eben seine Phantasie bemühen.«
Sonny warf den Hut zu Cork zurück. »Mir laufen die Weiber nicht nach.«
»Erzähl keinen Blödsinn. Wie viele hast du diese Woche schon flachgelegt? Komm schon, Sonny. Deinem Kumpel Cork kannst du es verraten.« Als Sonny schwieg, sagte Cork: »Und die Mieze am Tisch neben uns? Herrgott. Die hatte einen Arsch wie ein Schlachtschiff!«
Jetzt musste Sonny doch lachen. Dabei wollte er nicht, dass Cork wieder mit den Weibern anfing.
»Wo fährst du mich hin?«, fragte Cork.
»Nach Hause. Hast du doch gesagt.«
»Nee.« Cork warf seinen Hut hoch, um ihn auf seinem Kopf landen zu lassen. Als er sein Ziel verfehlte, versuchte er es erneut. »Ich will nicht zu mir nach Hause. Ich hab seit einer Woche nicht mehr abgespült. Bring mich zu Eileen.«
»Es ist nach ein Uhr, Cork. Du wirst Caitlin wecken.«
»Caitlin schläft wie eine Tote. Ich will nur Eileen wecken, und die hat nichts dagegen. Sie liebt ihren kleinen Bruder.«
»Klar«, sagte Sonny. »Sonst hat sie ja niemand mehr.«
»Erzähl keinen Mist«, erwiderte Cork. »Sie hat doch Caitlin. Und auf die Stadt verteilt rund fünfhundert Corcorans, mit denen sie entweder nahe oder entfernt verwandt ist.«
»Wenn du meinst.« Sonny hielt an einer roten Ampel, beugtesich über das Lenkrad, um einen Blick in die Nebenstraßen zu werfen, und fuhr dann weiter.
»Braver Junge«, brummte Cork. »Immer schön an die Verkehrsregeln halten.«
»Eileen hat schon öfter gesagt, dass du der Einzige bist, der ihr noch geblieben ist.«
»Iren übertreiben gerne.« Cork schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Denkst du manchmal darüber nach, dass einer von uns getötet werden könnte, Sonny? Du weißt schon, wenn wir ein Ding drehen?«
»Nein, wir sind alle kugelsicher.«
»Klar, aber denkst du darüber wirklich nie nach?«
Sonny machte sich keine Sorgen, dass er oder einer seiner Jungs getötet werden könnte. So, wie er alles plante, und wenn jeder genau das tat, was er tun sollte, dürfte es keine Schwierigkeiten geben. Er sah zu Cork hinüber. »Ich mach mir mehr Sorgen um meinen Pa. Ich hab mitbekommen, dass er Ärger mit Mariposa hat.«
»Nee«, sagte Cork, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. »Dafür ist dein Vater zu klug, und außerdem hat er eine gottverdammte Armee, die ihn beschützt. Ich hab mir sagen lassen, dass Mariposas Gang aus einem Haufen Vollidioten besteht, die nicht mal einen Türknauf gefickt kriegen.«
»Wie kommst du nur immer auf so einen Quatsch?«
»Ich hab eben Phantasie! Weißt du noch, in der achten Klasse? Mrs. Hanley? Mit einem Gesicht wie ein aufgeplatzter Kohlkopf? Die
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