Die Corleones
erledigen, bevor sie so groß werden, dass sie mir ernsthafte Schwierigkeiten machen.« Mariposa blinzelte einmal, zweimal, was er immer tat, wenn er nervös oder wütend war. »Die kaufen Bullen und Richter, als gäb’s die im Dutzend billiger. Eine solche Organisation hat einiges vor.« Er schüttelte den Kopf. »Aber daraus wird nichts.«
Ettore Barzini warf seinem älteren Bruder über den Tisch hinweg einen fragenden Blick zu. Emilio nickte kaum merklich, und Ettore sagte: »Kann auch sein, dass Tessio hinter den Überfällen steckt, Joe.«
»Um Tessio kümmere ich mich auch noch«, erwiderte Mariposa.
Tony Rosato, der neben Emilio saß, räusperte sich. Er hatte fast den ganzen Abend geschwiegen, und die anderen wandten sich alle zu ihm um. Er war ein Schrank von einem Kerl, mit einer athletischen, muskulösen Figur, kurzem, dunklen Haar und blauen Augen. »Verzeihen Sie mir, Don Mariposa, aber das verstehe ich nicht. Warum zwingen wir diesen Hosenscheißer Brasi nicht, uns zu verraten, was er weiß?«
Frankie Pentangeli schnaubte, und Mariposa antwortete schnell: »Mit Luca Brasi möchte ich mich nicht anlegen. Ich hab da Geschichten gehört, von wegen dass er mehrere Kugeln abbekommen hat, ohne dass ihm das etwas ausgemacht hätte.« Er trank sein Glasleer, und als er fortfuhr, flatterten seine Augenlider. »Mit dem will ich nichts zu tun haben.«
Giuseppe hatte mit so lauter Stimme gesprochen, dass die Musiker aufhorchten. Sie hielten inne und schauten zu der Nische hinüber, bevor sie merkten, was sie taten, und sich wieder ihrer eigenen Unterhaltung widmeten.
Tomasino knöpfte seinen Kragen auf, lockerte seine Krawatte und kratzte sich am Hals. »Ich weiß, wo ich Luca Brasi finden kann«, sagte er und legte sich die Hand aufs Herz, als schmerzte ihn etwas. »
Agita «
, sagte er auf die fragenden Blicke der Männer am Tisch hin. »Ich kenne da so ein paar Vögel, die mit ihm Geschäfte machen. Wenn ihr wollt, rede ich mit ihm.«
Mariposa sah ihn einen Moment an und wandte sich dann Emilio und Tony zu. »Corleone und Clemenza – und Genco Abbandando. Die werde ich gleich erledigen, solange das noch ohne Schwierigkeiten möglich ist. Ein Großteil ihres Einkommens kommt von anderen Dingen als Schnaps. Und damit werden sie zu einem Problem, sobald das Gesetz außer Kraft ist.« Er schüttelte noch einmal den Kopf, um anzudeuten, dass es so nicht kommen würde. »Ich möchte ihre sämtlichen Geschäfte, Vitos Olivenölfirma eingeschlossen. Wenn dieser Mist mit LaConti erst mal vorbei ist, sind sie als Nächstes dran.« Er wandte sich an Frankie Pentangeli. »Du kennst Vito. Du hast doch eine Weile mit ihm zusammengearbeitet, oder?«
Frankie schloss die Augen und drehte leicht den Kopf, eine Geste, mit der er eingestand, dass er Vito kannte, dieses Eingeständnis aber gleich wieder einschränkte. »Klar kenn ich Vito.«
»Hast du ein Problem mit dieser Sache?«
»Vito ist ein arroganter Hurensohn. Er ist hochnäsig, als wäre er etwas Besseres als wir anderen. Der Dummkopf glaubt, er wäre der italienische Vanderbilt oder irgend so einen Blödsinn.« Frankie rührte mit dem Finger in seinem Drink. »Der kann mir gestohlen bleiben.«
»Gut!« Mariposa schlug auf den Tisch, und damit war das Thema beendet. An Tomasino gewandt sagte er: »Und du stattestdiesem Teufel Luca Brasi einen Besuch ab. Aber nimm ein paar von den Jungs mit. Die Geschichten, die ich über diesen
bastardo
gehört habe, gefallen mir nicht.«
Tomasino zog seinen Kragen nach unten und kratzte sich an den Trägern seines Unterhemds. »Ist so gut wie erledigt.«
Giuseppe deutete auf Carmine und Ettore. »Seht ihr? Da könnt ihr noch was lernen.« Er schenkte sich aus einer Flasche mit kanadischem Whisky nach. »Emilio, tu mir einen Gefallen. Knöpf dir doch mal den kleinen Klarinettisten vor.« Er deutete über den Tisch. »Und du, Carmine. Hol mir die Mieze her.« Zu den Übrigen sagte er: »Also gut, Jungs. Ihr habt bestimmt noch anderes zu tun.«
Während alle aufstanden, nippte Giuseppe an seinem Drink. Er beobachtete, wie Emilio mit dem Klarinettisten durch einen Hinterausgang verschwand. Carmine redete mit der Sängerin in dem roten Kleid, die sich daraufhin suchend nach ihrem Freund umsah. Carmine sagte noch etwas zu ihr. Als sie zu seinem Tisch hinüberschaute, hob Giuseppe sein Glas und lächelte. Carmine legte dem Mädchen die Hand auf den Rücken und führte sie durch den Raum.
Donnie O’Rourke wartete unter dem
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