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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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zu, wie sie weinte. An seinem Hals traten die Adern hervor, und sein Kopf war von einem pulsierenden Schmerz erfüllt, der sich anfühlte, als würde sich etwas Heißes um seinen Kopf zusammenziehen. »Ma«, sagte er leise. »Der Alte war ein Säufer und er hätte dich ins Grab gebracht. Ich hab getan, was getan werden musste. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich begreife nicht, warum du immer wieder darauf rumreitest. Himmel, Ma, wirklich! Man sollte doch meinen, du würdest die ganze Sache lieber vergessen. Aber alle paar Monate willst du wieder darüber reden. Das ist vorbei. Schnee von gestern. Lass es gut sein.«
    »Du warst erst zwölf«, brachte seine Mutter zwischen zwei Schluchzern hervor. »Du warst erst zwölf, und damals fing alles an. Seither gerätst du immer wieder in Schwierigkeiten.«
    Luca seufzte und spielte mit einem der Fleischklößchen auf seinem Teller.
    »Du hast das nicht absichtlich getan.« Die Stimme seiner Mutter war kaum mehr als ein Flüstern. »Mehr will ich gar nicht sagen. Ich gebe mir selbst die Schuld daran. Es war nicht dein Fehler.«
    Luca stand vom Tisch auf, um ins Bad zu gehen. Ihm dröhnte der Kopf, und er wusste, diese Kopfschmerzen würden die ganze Nacht andauern, wenn er nichts nahm. Aspirin würde wahrscheinlich nicht groß helfen, aber er konnte es ja versuchen. Bevor er jedoch das Bad betrat, kehrte er um und ging zu seiner Mutter zurück. Ihr Kopf war auf die Arme gesunken, und sie schluchzte wieder. Luca legte ihr die Hand auf die Schultern, als wollte er sie massieren. »Erinnerst du dich an unseren Nachbarn?«, fragte er. »Der Typ, der uns gegenüber gewohnt hat?« Er spürte, wie seine Mutter sich unter seinen Händen versteifte.
    »Mr. Lowry«, sagte sie. »Er war Lehrer an der Highschool.«
    »Genau. Und wie ist er gestorben?« Er wartete einen Moment, bevor er fortfuhr. »Ach richtig, er ist vom Dach gefallen. Stimmt doch, oder, Ma?«
    »Ja, das stimmt. Ich habe ihn kaum gekannt.«
    Luca strich seiner Mutter übers Haar und ging dann ins Bad, wo er im Arzneischränkchen eine Dose Squibb’s entdeckte. Er schüttelte drei Tabletten heraus, steckte sie sich in den Mund, schloss die Tür des Schränkchens und betrachtete sich im Spiegel. Ihm hatte noch nie gefallen, wie er aussah, wie seine Stirn sich über seinen tiefliegenden Augen vorwölbte. Er sah wie ein beschissener Affenmensch aus. Seine Mutter hatte unrecht, es war kein Unfall gewesen: Er hatte seinen Vater absichtlich getötet. Das Kantholz lag in der Diele, weil er es dorthin getan hatte. Da hatte er längst beschlossen, seinem Vater den Schädel einzuschlagen, wenn er das nächste Mal seine Mutter verprügelte oder Luca in die Eier trat, wofür er eine besondere Vorliebe hatte, und dann lachte er immer, wenn Luca winselte und stöhnte. Dergleichen tat er allerdings nur, wenn er betrunken war. In nüchternem Zustand war er nett zu Luca und Lucas Mutter. Manchmal ging er mit ihnen runter zum Hafen und zeigte ihnen, wo er arbeitete. Einmal war er in einem geliehenen Segelboot mit ihnen aufs Meer hinausgefahren. Er hatte Luca den Arm um die Schulter gelegt und ihn »meinen großen Jungen« genannt. Fast wünschte Luca, er wäre nie gut zu ihnen gewesen, denn sein alter Herr war oft betrunken, und dann hielt es niemand mit ihm aus, und wenn er nicht eine andere Seite gehabt hätte, dann würde Luca vielleicht nicht davon träumen, dass sein Vater zurückkommen würde. Sie machten ihn müde, diese Träume und die Erinnerungen, die immer wieder in seinem Gedächtnis aufblitzten: seine Mutter, von der Taille abwärts nackt und ihre Bluse zerrissen, darunter die leuchtend weiße Haut, die sich über ihren prallen Bauch spannt; wie sie versucht, von seinem Vater wegzukriechen, während sie bereits aus einer Stichwunde blutet und der Alte ihr mit einem Tranchiermessernachkriecht und schreit, dass er es aus ihr rausschneiden und an die Hunde verfüttern wird. Das ganze Blut, und ihr runder, weißer Bauch so prall, und dann der blutige Kopf des Alten, nachdem Luca ihm eins mit dem Kantholz übergezogen hat. Ein Schlag auf den Hinterkopf, und sein Vater war sofort bewusstlos, dann stand Luca über ihm und drosch auf ihn ein, bis er nichts mehr wahrnahm außer Blut und Geschrei, dann die Polizei und Tage im Krankenhaus, und sein kleiner Bruder, der die Gebärmutter nicht lebend verlassen hatte, wurde beerdigt, während Luca noch im Krankenhaus war, bevor er nach Hause durfte. Danach war er nicht wieder zur Schule

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