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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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gegangen. Weiter als bis zur fünften Klasse hatte er es nicht geschafft, er arbeitete in Fabriken und im Hafen, bevor sie nach New York zogen, wo er auf den Betriebshöfen der Bahn schuftete, und das war noch etwas, was er an sich nicht mochte: Er war hässlich und dumm.
    So dumm allerdings auch wieder nicht. Er betrachtete sich im Spiegel. Seine dunklen Augen.
Schau dich doch mal an
, dachte er und meinte damit, dass er mehr Geld hatte, als er ausgeben konnte, und eine kleine, straff organisierte Gang, vor der sich alle in der Stadt fürchteten, sogar die ganz großen Tiere wie Giuseppe Mariposa – sogar Mariposa hatte Angst vor ihm, vor Luca Brasi. So dumm war er also gar nicht. Er schloss die Augen, und das Pochen in seinem Hinterkopf füllte die Finsternis aus, und in der pochenden Finsternis dachte er an das Dach auf Rhode Island zurück, wohin er ihren Nachbarn gelockt hatte, Mr. Lowry, den Lehrer. Luca hatte ihm erzählt, dass er ihm ein Geheimnis verraten wolle, und nachdem sie erst einmal auf dem Dach waren, stieß er ihn hinunter. Wie er geflogen war und die Arme ausgebreitet hatte, als würde ihn jemand bei der Hand nehmen und retten! Er war auf dem Dach eines Autos gelandet, das nach innen durchgebrochen war, und die Windschutzscheibe war geborsten wie bei einer Explosion.
    Luca ließ etwas Wasser in seine hohle Hand laufen und wusch sich das Gesicht. Es war angenehm kalt, und er strich sich dieHaare mit den nassen Händen nach hinten und ging dann zurück in die Küche, wo seine Mutter bereits den Tisch abgeräumt hatte und mit dem Rücken zu ihm an der Spüle stand.
    »Hör zu, Ma«, sagte Luca. Behutsam massierte er ihr die Schultern. Draußen wich der Abend allmählich der Nacht. Er schaltete die Küchenlampe an. »Hör zu, Ma, ich muss los.«
    Seine Mutter nickte, ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen.
    Luca trat noch einmal zu ihr und strich ihr übers Haar. »Mach dir keine Sorgen um mich, Ma. Ich kann schon selbst auf mich aufpassen.«
    »Natürlich.« Die Stimme seiner Mutter war über dem laufenden Wasser kaum zu hören. »Natürlich kannst du das, Luca.«
    »Und ob ich das kann.« Er küsste sie auf die Stirn und nahm Jackett und Hut vom Garderobenständer neben der Tür. Er schlüpfte in das Jackett, setzte den Hut auf und schob sich die Krempe in die Stirn. »Also gut, Ma. Ich bin weg!«
    Seine Mutter nickte nur, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    Auf der Straße, unterhalb des Hauseingangs, holte er tief Luft und wartete, bis das Pochen in seinem Hinterkopf etwas nachgelassen hatte. Auf dem Weg die Treppe hinunter waren die Kopfschmerzen wieder schlimmer geworden. Der Wind wehte den Geruch des Flusses herbei, und es stank nach Pferdemist – als er auf die Washington Avenue hinausschaute, entdeckte er einen großen Haufen direkt am Randstein. Pferdewagen waren keine zu sehen, nur ein paar Autos und einige Leute, die nach Hause gingen, die Treppen zu ihren Wohnhäusern hinaufstiegen, sich mit ihren Nachbarn unterhielten. Ein paar hagere Jungs in zerrissenen Jacken rannten an ihm vorbei, als würden sie vor etwas weglaufen, aber Luca sah niemanden, der sie verfolgt hätte. Im Gebäude seiner Mutter öffnete sich ein Fenster, und ein kleines Mädchen schaute heraus. Luca kramte eine Schachtel Camels aus der Jacketttasche und zündete sich eine an, wobei er die Hände schützend um das Streichholz legen musste. Es war ziemlich stürmisch und es wurde zunehmend kälter. Auf den Straßen wurde es dunkel, und die Schatten der Mietshäuser legten sichüber Eingangstreppen, winzige Gärten und lange Gassen. Das Pochen in Lucas Kopf war noch immer da, aber es hatte etwas nachgelassen. Er schritt zur Ecke der Washington Avenue und bog in die 165., schlenderte zu seinem Apartment, das sich zwischen dem Gebäude, in dem seine Muttter wohnte, und dem Lagerhaus befand.
    Er berührte den Griff seiner Pistole, der aus seiner Innentasche ragte, nur um sich zu vergewissern, dass sie noch da war. Er würde Tom Hagen töten, und das würde die Corleones gegen ihn aufbringen. So oder so – es würde Ärger geben. Vito Corleone hatte den Ruf, eher ein Schwätzer als ein Killer zu sein, aber Clemenza und seine Jungs waren harte Burschen, vor allem Clemenza selbst. Genco Abbandando war Vitos Consigliere und sein Partner im Olivenölgeschäft. Peter Clemenza war Vitos Capo. Jimmy Mancini und Richie Gatto wiederum arbeiteten für Clemenza … Das war alles, was er mit Sicherheit wusste, aber eine richtig große

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