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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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den Arm. »Ist nichts Ernstes. Wird schon wieder.«
    »Ich dachte, ich hätte zwei von euch erwischt.«
    »Mein Kumpel Tony hat eine Kugel ins Bein bekommen. Er liegt noch im Krankenhaus.«
    »Sie müssen operieren«, fügte Hooks hinzu.
    »Gut«, sagte Willie. »Hoffentlich verliert er das Bein. Richt ihm das aus!«
    »Mach ich«, erwiderte Hooks.
    Donnie berührte Willie an der Schulter und zog ihn zur Tür hinaus. »Sagt Luca, dass es gesünder für ihn ist, wenn er sich von den irischen Vierteln fernhält. Richtet ihm Grüße von den O’Rourke-Brüdern aus. In seinen Vierteln kann er machen, was er will, aber die Iren soll er den Iren überlassen, oder die O’Rourkes machen ihm die Hölle heiß.«
    »Die Iren den Iren«, wiederholte Hooks. »Geht klar.«
    »Gut«, sagte Donnie.
    »Und was ist mit deiner Schwester?«, fragte Hooks. »Was soll ich ihr ausrichten?«
    »Ich habe keine Schwester«, antwortete Donnie, »aber du kannst dem Mädchen, von dem du sprichst, sagen, dass wir ernten, was wir säen.« Er verschwand hinter Willie zur Tür hinaus und rannte die Treppe hinunter. Sean wartete am Ausgang auf sie.
    »Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, sagte Willie und schob Sean auf die Straße. Sie trabten um die Ecke, wo ihr Wagen mit laufendem Motor auf sie wartete.
     
    Von dem Stuhl, auf dem er festgebunden war, hatte Rosario La-Conti einen Panoramablick auf den Hudson River. In der Ferne sah er die Freiheitsstatue blaugrün im hellen Sonnenlicht funkeln. Er befand sich in einem weitgehend leeren Loft mit Fenstern, die von der Decke bis zum Boden reichten. Sie hatten ihn in einem Frachtaufzug hier hoch transportiert, zu dem Stuhl vor der Fensterfront geführt und dann gefesselt. Das Tranchiermesser hatten sie in seiner Schulter stecken lassen, denn so stark blutete er gar nicht, und Frankie Pentangeli hatte gesagt: »Wenn’s nicht kaputt ist, soll man’s nicht reparieren.« Und so ragte der Griff des Messers direkt unterhalb des Schlüsselbeins aus einer Wunde, die zu Rosarios Erstaunen nicht besonders wehtat. Er hatte Schmerzen, das ja, vor allem wenn er sich bewegte, aber er hatte es sich schlimmer vorgestellt.
    Überhaupt war Rosario einigermaßen zufrieden, wie er mit allem fertig wurde, seit er in diese Situation geraten war – und dass er in diese oder eine ähnliche Situation geraten würde, damit hatte er schon länger gerechnet. Und jetzt war es passiert, und er stellte fest, dass er keine Angst und keine starken Schmerzen hatte und dass er nicht einmal besonders traurig war über das, was bald zwangsläufig folgen würde. Er war ein alter Mann. In ein paar Monaten, wenn er denn noch ein paar Monate gehabt hätte, wäre er siebzig geworden. Seine Frau war mit Mitte fünfzig an Krebs gestorben. Sein ältester Sohn war von dem Mann ermordet worden, der auch ihn ermorden würde, und sein jüngererSohn hatte ihn gerade verraten, hatte ihn seinen Feinden ausgeliefert, um sich selbst zu retten – und Rosario war froh darüber. Recht hatte er! Der Deal, so hatte ihm Emilio Barzini erklärt, war, dass der Junge am Leben blieb, wenn er den Bundesstaat verließ und seinen alten Herrn ans Messer lieferte. Zum Glück hatte er sich darauf eingelassen, dachte Rosario bei sich. Vielleicht würde es dem Jungen gelingen, ein glücklicheres Leben zu führen – aber er bezweifelte es. Er war noch nie besonders helle gewesen. Trotzdem, vielleicht nahm es mit ihm nicht dasselbe Ende, und das war doch schon etwas. Er selbst, Rosario LaConti, war müde und froh, es endlich hinter sich zu haben. Eine Sache jedoch – von den Schmerzen in der Schulter einmal abgesehen, aber die waren auszuhalten – störte ihn: dass er nackt war. Das war nicht richtig. In einer solchen Situation zieht man einen Mann nicht nackt aus, schon gar nicht einen Mann wie Rosario, der schließlich einmal ein hohes Tier gewesen war. Das war nicht richtig.
    Hinter Rosario, auf der anderen Seite eines Stapels Transportkisten, unterhielt sich Giuseppe Mariposa leise mit den Barzini-Brüdern und Tomasino Cinquemani. Rosario sah ihr Spiegelbild in der Fensterfront. Frankie Pentangeli stand alleine neben dem Frachtaufzug. Die Rosato-Brüder stritten sich über irgendetwas. Carmine Rosato warf die Hände in die Luft und wandte sich von Tony Rosato ab. Er kam zu Rosario herüber und fragte: »Mr. La-Conti, wie geht es Ihnen?«
    Rosario reckte den Hals und musterte ihn eingehend. Carmine war noch ein junger Kerl, ein kleines Kind, nicht mal dreißig, und

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