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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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er hatte sich in einem Nadelstreifenanzug herausgeputzt, als wollte er vornehm essen gehen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Carmine.
    »Meine Schulter schmerzt ein wenig«, antwortete Rosario.
    »Yeah.« Carmine betrachtete den Messergriff und die blutbeschmierte Klinge, die ein Stück weit aus Rosarios Schulter ragte, als wäre sie ein Problem, für das es keine Lösung gab.
    Nachdem Giuseppe sein Gespräch mit den Barzinis und Tomasino beendet hatte, kam er wieder zu dem Stuhl herüber. Rosariosagte: »Joe, um Himmels willen, lass mich etwas anziehen. Du musst mich nicht so demütigen.«
    Giuseppe blieb vor dem Stuhl stehen, faltete die Hände und ließ die Knöchel knacken, als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen. Auch er war gekleidet, als wäre er zu einem Empfang unterwegs – er trug ein frisch gebügeltes blaues Hemd und eine grellgelbe Krawatte, über der er eine schwarze Weste zugeknöpft hatte. »Rosario, weißt du, wie viel Schwierigkeiten du mir bereitet hast?«
    »Da ging’s ums Geschäft, Joe«, sagte Rosario mit erhobener Stimme. »Wie jetzt auch.« Er blickte an sich hinunter. »Es geht immer ums Geschäft.«
    »Nein, nicht immer«, erwiderte Giuseppe. »Manchmal geht es auch um Persönliches.«
    »Joe, das ist nicht richtig.« Rosario wies mit einer Kopfbewegung auf seinen nackten Körper, der schwabbelig war und mit Leberflecken übersät. Die Haut auf seiner Brust war teigig und blass, und sein Geschlecht hing müde auf den Stuhl herunter. »Du weißt, dass das nicht richtig ist, Joe. Lass mich etwas anziehen.«
    »Schau dir das an.« Giuseppe deutete auf einen Blutfleck auf seiner Manschette. »Dieses Hemd hat mich zehn Mäuse gekostet.« Er starrte Rosario an, als wäre er wütend auf ihn, weil sein Blut ihm das Hemd ruiniert hatte. »Ich hab dich noch nie gemocht, Rosario. Du warst schon immer ein arroganter Sack, du und deine maßgeschneiderten Anzüge. Immer hast du mich von oben herab behandelt.«
    Rosario zuckte mit den Achseln und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Und jetzt putzt du mich herunter. Das nehme ich dir auch gar nicht übel, Joe. Du tust, was du tun musst. So läuft das nun mal in unserem Geschäft. Ich hab schon öfter als ich zählen kann in deinen Schuhen gesteckt – aber ich hab noch nie jemand nackt über die Klinge springen lassen, Himmelherrgott!« Er sah die Barzini-Brüder und Tomasino Cinquemani an, als hoffte er auf ihre Zustimmung. »Sei doch wenigstens ein bisschen anständig,Joe. Außerdem ist das schlecht fürs Geschäft. Die halten uns noch alle für Tiere.«
    Giuseppe schwieg, als würde er über Rosarios Argumente nachdenken. »Was meinst du, Tommy?«, fragte er Cinquemani.
    Carmine Rosato sagte: »Hör mal, Joe …«
    »Dich hab ich nicht gefragt!«, bellte Giuseppe, den Blick weiter auf Cinquemani gerichtet.
    Tomasino legte eine Hand auf die Stuhllehne, und mit der anderen betastete er vorsichtig den Bluterguss unter seinem Auge. »Ich denke, wenn er so auf den Titelseiten der Zeitungen abgebildet wird, kapiert jeder, wer jetzt das Sagen hat. Die Botschaft wäre klar und deutlich. Sogar unser Freund Mr. Capone in Chicago würde das zur Kenntnis nehmen.«
    Giuseppe trat dichter an Carmine Rosato heran und sagte: »Ich denke, Tommy hat recht.« Und an Rosario gewandt: »Ich will ehrlich zu dir sei, LaConti. Mir macht das großen Spaß.« Sein Blick, den er weiter auf Rosario gerichtet hielt, wurde ernst. »Wer behandelt jetzt wen von oben herab?«, fragte er und nickte Tomasino zu.
    »Nein, nicht so!«, schrie Rosario, als Tomasino den Stuhl hochhob und ihn durch das Fenster schleuderte.
    Giuseppe eilte mit den anderen gerade noch rechtzeitig an die Fensterfront, um zu sehen, wie Glas und Holzsplitter hinter Rosario auf das Pflaster herabregneten, als der Stuhl aufschlug und zerbarst. »
Madonna mia!
«, sagte Mariposa. »Habt ihr das gesehen?« Er räusperte sich und starrte auf die Straße hinunter, wo sich um Rosarios Kopf herum eine Blutlache bildete. Dann wandte er sich unvermittelt ab und ging hinaus, als wäre die Sache für ihn erledigt, als hätte er Wichtigeres zu tun. Carmine blieb noch einen Moment am Fenster stehen, bis sein Bruder ihm den Arm um die Schulter legte und ihn wegführte.
     
    Vito hatte Tessio und Clemenza kurz zugenickt, und jetzt schlenderte er mit Sonny zu seinem Haus hinüber, um im Keller nachzuschauen, wie weit die Handwerker mit dem Heizkessel waren.Vito hatte Sonny bereits mehrere Fragen gestellt, wie es in der

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