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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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unbarmherzige Mischung aus Zufriedenheit und Wut in ihren Augen.
    Tom schaute sich um, wobei er genau registrierte, was er da sah – ein billiges Zimmer in einer Privatpension, sonst nichts, mit einem Waschbecken und ein paar Schränken an der einen Wand und einer besseren Liege an der anderen. Auf dem Boden herrschte ein heilloses Durcheinander aus Zeitschriften und Limoflaschen, Kleidern und Schokoriegelverpackungen, leeren Wings- und Chesterfield-Schachteln. Im Vergleich dazu waren die Kleider viel zu teuer. In einer Ecke lag eine Seidenbluse, die mehr kostete als die Miete des Zimmers. »Ich bin nicht adoptiert. Ich bin bei den Corleones aufgewachsen, aber adoptiert wurde ich nie.«
    »Und wenn schon. Was bist du dann? Ein Paddy oder ein Makkaroni oder eine Mischung aus beidem?«
    Tom setzte sich auf die Bettkante. Immerhin redeten sie jetzt miteinander, wenn auch nicht eben freundlich. »Also hast du mich aufgelesen, weil du etwas über meine Familie weißt, habe ich recht?«
    »Was hast du denn gedacht, Jungchen? Dass es an deinem hübschen Gesicht lag?« Kelly schnippte die Asche von ihrer Zigarette in das Waschbecken. Dann drehte sie den Hahn auf, um sie hinunterzuspülen.
    »Was hat das alles denn mit meiner Familie zu tun?«
    »Was alles?«, entgegnete sie, und ihr Lächeln dabei wirkte ehrlich, als hätte sie jetzt endlich ihren Spaß.
    »Dass ich dich abgeschleppt und flachgelegt habe.«
    »Du hast nicht mich flachgelegt, Jungchen. Ich hab dich flachgelegt.« Sie hielt einen Moment inne, wobei sie noch immer grinste und ihn anblickte.
    Tom stupste mit dem Fuß eine Schachtel Chesterfields an. »Wer raucht die?«
    »Ich.«
    »Du rauchst Wings und Chesterfields?«
    »Wings, wenn ich sie mir selbst kaufen muss. Ansonsten Chesterfields.« Als Tom nicht sofort etwas erwiderte, fügte sie hinzu: »Du kommst der Sache allmählich näher. Nur weiter so!«
    »Okay«, sagte Tom. »Wem gehört der Wagen, mit dem wir hierhergefahren sind? Dir ganz sicher nicht. Sonst würdest du nicht hier hausen.«
    »Schon besser, Jungchen. Langsam stellst du die richtigen Fragen.«
    »Und wer kauft dir die schicken Klamotten?«
    »Volltreffer! Mein Freund kauft mir all die Kleider. Es ist sein Wagen.«
    »Du solltest ihn bitten, dass er dir eine bessere Wohnung bezahlt.« Tom schaute sich um, als könnte er nicht fassen, wie schäbig das Zimmer war.
    »Ich weiß!« Kelly tat es ihm nach und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, als würde sie seine Verwunderung teilen. »Dieses Rattenloch ist doch unglaublich, oder? Und ich muss hier wohnen.«
    »Du solltest mal mit ihm reden. Mit diesem Freund, von dem du da erzählst.«
    Kelly schien ihm gar nicht zuzuhören. Sie schaute sich noch immer in dem Zimmer um, als sähe sie es zum ersten Mal. »Er muss mich wirklich hassen, stimmt’s? Dass er mich zwingt, hier zu wohnen.«
    »Du solltest wirklich mit ihm reden«, wiederholte Tom.
    »Verschwinde!« Kelly sprang vom Küchentresen herunter und hüllte sich in das Betttuch. »Verschwinde! Ich hab keine Lust mehr, mit dir zu spielen.«
    Tom ging zur Tür hinüber, wo seine Mütze hing.
    »Ich hab gehört, dass deine Familie ein paar Millionen schwer ist«, sagte Kelly, während Tom ihr noch immer den Rücken zuwandte. »Vito Corleone und seine Bande.«
    Tom zog sich die Mütze fest über den Hinterkopf. »Was soll das, Kelly? Warum verrätst du mir es nicht einfach?«
    Kelly wedelte mit ihrer Zigarette, deutete zur Tür. »Los, verschwinde. Leb wohl, Tom Hagen.«
    Tom verabschiedete sich höflich und ging hinaus, doch bevor er noch ein paar Schritte den Korridor entlanggegangen war, flog die Tür auf und Kelly stand im Halbdunkel, das Laken, das sie um sich gewickelt hatte, irgendwo hinter ihr im Zimmer. »Ihr seid gar keine so harten Jungs«, sagte sie, »ihr Corleones.«
    Tom griff sich an seine Mütze und rückte sie gerade. Er sah Kelly an, die ohne jede Scham vor ihrer Tür stand. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich für meine Familie typisch bin«, sagte er schließlich, zog sich die Mütze in die Stirn und stieg die Treppe hinunter.
    Kaum war Tom aus der Tür getreten, sprang Sonny auch schon aus dem Lastwagen und rannte über die Straße. Tom griff hinter sich, als wollte er wieder im Haus verschwinden, aber Sonny legte ihm einen Arm um die Schulter und zerrte ihn auf den Gehsteig und zur nächsten Straßenecke. »Hey,
idiota
!«, sagte Sonny. »Kannst du mir mal was erklären, Freundchen? Willst du, dass dich jemand

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