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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Gasse hinein. Er hätte nicht genau sagen können, was er sich dabei dachte, nur dass es da vielleicht einen Hintereingang gab und er etwas sehen könnte – und tatsächlich, als er die Rückseite vom Murphy’s erreichte, entdeckte er eine geschlossene Tür mit einem Fenster daneben. Durch den Vorhang fiel gelbliches Licht. Er kletterte auf einen großen Mülleimer, der auf der anderen Seite der Gasse stand, und sprang zur untersten Sprosse einer Feuerleiter hinüber. Einen Augenblick später lag er auf dem Bauch und spähte durch den Spalt zwischen dem Fenstersturz und dem Vorhang in das Hinterzimmer von Murphy’s Bar. Der Raum war voller Holzkisten und Kartons, und sein Vater stand mit den Händen in den Taschen da und redete in aller Ruhe mit einem Mann, der offenbar an einen Stuhl gefesselt war. Sonny kannte den Mann auf dem Stuhl. Er war ihm schon begegnet, wie er in ihrem Viertel mit Frau und Kindern spazieren gegangen war. Die Hände des Mannes befanden sich hinter dem Stuhl, wo Sonny sie nicht sehen konnte. Um Brust und Taille grub sich eine Wäscheleine in seine zerknitterte gelbe Jacke. Seine Lippen bluteten, und sein Kopf hing herab, als wäre er betrunken oder müde. Sonnys Onkel Peter saß ihm direkt gegenüber auf einer Holzkiste und blickte mürrisch drein, während sein Onkel Sally mit verschränkten Armen und ernster Miene danebenstand. Bei Onkel Sally war das nichts Besonderes, aber Onkel Peter kannte er so nicht. Bisher war er für Sonny immer jemand gewesen, der lächelte und lustige Geschichten erzählte. Er beobachtete die Männer von seinem Hochsitz aus, fasziniert davon, seinen Vater und seine Onkel im Hinterzimmer einer Bar zu entdecken, während ein Mann aus der Nachbarschaft an einen Stuhl gebunden war. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was vor sich ging. Dann legte sein Vater dem Mann eine Hand aufs Knie, ging neben ihm in die Hocke, und der Mann spuckte ihm ins Gesicht.
    Vito Corleone zog ein Taschentuch hervor und wischte sich das Gesicht sauber. Hinter ihm griff Peter Clemenza nach einem Brecheisen, das vor seinen Füßen lag, und sagte: »Das war’s! Der Penner ist erledigt!«
    Vito hob beschwichtigend die Hand und bedeutete ihm zu warten. Clemenzas Gesicht wurde rot. »Vito.
V’fancul’!
Bei diesen dickköpfigen Iren hilft alles nichts.«
    Vito musterte den blutüberströmten Mann und schaute dann zum Fenster hinüber, als wüsste er, dass Sonny da draußen auf der Feuertreppe lag und ihn beobachtete – aber er wusste es nicht. Er sah das Fenster und den schäbigen Vorhang nicht einmal. Seine Gedanken waren bei dem Mann, der ihm gerade ins Gesicht gespuckt hatte, und bei Clemenza, der ihn anstarrte, und bei Tessio, der hinter Clemenza stand. Sie ließen ihn beide nicht aus den Augen. Das Zimmer wurde hell erleuchtet von einer nackten Glühbirne, deren Metallstrippe direkt über Clemenzas Kopf von der Decke herabhing. Aus der Bar jenseits der verriegelten Holztür klangen lauter Gesang und Gelächter herüber. Vito wandte sich zu dem Mann um und sagte: »Sei doch vernünftig, Henry. Ich musste Clemenza bitten, dir mir zuliebe nicht die Beine zu brechen.«
    Bevor Vito fortfahren konnte, fiel Henry ihm ins Wort. »Ich schulde dir einen Scheißdreck. Ihr verdammten Makkaronis!« Obwohl er betrunken war, sprach er in dem singenden Tonfall, der für die Iren typisch ist. »Ihr könnt alle machen, dass ihr in euer scheißgeliebtes Sizilien zurückkommt, um eure scheißgeliebten Mütter zu ficken!«
    Clemenza trat einen Schritt zurück. Er wirkte eher überrascht als wütend.
    »Vito«, sagte Tessio, »der Hurensohn ist ein hoffnungsloser Fall.«
    Clemenza griff erneut nach der Brechstange, und wieder hob Vito die Hand. Dieses Mal blickte Clemenza an die Decke und stieß auf Italienisch eine rasche Folge von Flüchen aus. Vito wartete, bis er damit fertig war, und dann wartete er noch etwaslänger, bis Clemenza ihn schließlich anschaute. Er blickte Clemenza schweigend in die Augen, bevor er sich wieder zu Henry umdrehte.
    Auf der Feuertreppe zog Sonny die Arme eng an die Brust und straffte sich gegen die Kälte. Der Wind war stärker geworden, und es sah nach Regen aus. Das lange, tiefe Heulen eines Schiffshorns hallte vom Fluss herüber. Sonnys Vater war ein Mann von mittelgroßer Statur, aber mit breiten Schultern und muskulösen Armen; früher hatte er Güterzüge beladen. Manchmal saß er bei Sonny auf der Bettkante und erzählte ihm Geschichten aus jener Zeit. Nur ein

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