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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Lied kannte Luca nicht, aber die Stimme war ihm vertraut. Die Pillen wirkten allmählich, seine Kopfschmerzen ließen nach. In ein paar Minuten würde es ihm wieder gutgehen. Das Rauschen des Windes störte ihn nicht. Eshatte etwas Beruhigendes. Die Jungs unterhielten sich, aber er musste ihnen nicht zuhören. Er konnte einfach eine Zeitlang dem leisen Gesang im Radio lauschen und dem Wind, der um das Haus pfiff, bis Hooks das nächste Blatt ausgab.
     
    Vito trat auf der Suche nach Carmella durch die Hintertür in die Küche. Draußen packten alle zusammen und machten sich bereit, in die Bronx zurückzufahren. Das Tageslicht verblasste allmählich, in einer halben Stunde würde es dunkel sein. Schließlich entdeckte er seine Frau auf der anderen Seite des Hauses – sie stand vor dem Wohnzimmerfenster und schaute hinaus. »Vito«, sagte sie, als sie ihn hinter sich hörte, »der Lieferwagen dort fährt mit einem platten Reifen weg.«
    Vito blickte über ihre Schulter hinweg auf den Vorgarten hinaus, wo der Wagen von Everyready Furnace Repair auf einer Felge davonholperte; der platte Gummireifen drehte sich ausgesprochen schwerfällig im Kreis. Beide Rückleuchten waren kaputt, und es sah so aus, als wäre die Scheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen worden.
    »Was ist passiert?«, fragte Carmella.
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Die kommen schon klar. Immerhin haben sie noch drei ganze Reifen.«
    »
Sì «
, sagte Carmella. »Aber was ist passiert?«
    Vito zuckte mit den Achseln und küsste sie auf die Wange.
    »
Madon’
…«, flüsterte sie und schaute wieder dem Lieferwagen nach.
    Vito strich ihr übers Haar und legte ihr dann die Hand auf die Schulter. »Was ist los?«, fragte er. »Warum stehst du so alleine hier?«
    »Früher war ich manchmal gerne allein.« Carmella hielt den Blick weiter dem Fenster zugewandt. »Aber seit wir Kinder haben …«
    »Nein«, sagte Vito, »das ist es nicht.« Er nahm sie behutsam am Arm und drehte sie herum. »Was ist los?«
    Carmella ließ ihren Kopf auf Vitos Schulter sinken. »Ich mache mir Sorgen. All das hier …« Sie trat einen Schritt zurück undbreitete die Arme aus – eine Geste, die das ganze Anwesen einschloss. »All das hier«, wiederholte sie und sah zu Vito auf. »Ich mache mir Sorgen um dich, Vito. Wenn ich mir das alles hier anschaue … mache ich mir Sorgen.«
    »Das hast du doch schon immer«, erwiderte er. »Und trotzdem haben wir so viel erreicht.« Er hob die Hand und wischte ihre Tränen ab. »Schau mal, Tom geht aufs College. Bald wird er ein erstklassiger Anwalt sein. Alle sind gesund, und es geht ihnen gut.«
    »
Sì «
, flüsterte Carmella. »Wir haben Glück gehabt.« Sie strich ihr Kleid glatt. »Hast du mit Sonny über Sandrinella gesprochen?«
    »Ja.«
    »Gut. Der Junge … ich mache mir Sorgen um sein Seelenheil.«
    »Sonny ist ein guter Junge.« Vito nahm Carmellas Hand, um sie aus dem Haus zu führen, aber sie blieb stehen.
    »Vito, glaubst du wirklich, dass er sich anständig benimmt?«
    »Aber ja. Carmella …« Vito legte ihr die Hände auf die Wangen. »Mit Sonny wird schon alles gut. Das verspreche ich dir. Er wird sich in der Automobilbranche langsam nach oben arbeiten. Ich werde ihm helfen. Mit der Zeit wird er, mit Gottes Hilfe, mehr Geld verdienen, als ich mir je hätte erträumen können. Er und Tom und Michael und Fredo – unsere Kinder werden wie die Carnegies und die Vanderbilts und die Rockefellers sein. Mit meiner Hilfe werden sie unermesslich reich werden, und dann werden sie für uns sorgen, wenn wir alt sind.«
    Carmella nahm Vitos Hände, zog sie von ihrem Gesicht weg und legte sie sich auf die Taille. »Glaubst du das wirklich?«, fragte sie und schmiegte ihre Wange an seinen Hals.
    »Wenn ich das nicht für möglich halten würde …« Vito trat einen Schritt zurück und umfasste ihre Hand. »Wenn ich das nicht für möglich halten würde, wäre ich heute noch immer bei Genco angestellt.« Mit entschlossenen Schritten führte er sie durch die Küche und zur Hintertür. »Die anderen warten schon.«
    »Ah«, sagte Carmella, legte ihm den Arm um die Taille und schritt dicht neben ihm durch die Zimmer, in denen es immer dunkler wurde.

11.
    Clemenza grummelte vor sich hin, während er den großen Essex die Park Avenue entlangsteuerte. Ihr Ziel war Lucas Lagerhaus in der Bronx. Vito, der neben ihm saß, hatte die Hände im Schoß. Er trug ein bequemes, nicht mehr ganz neues Wollsakko und ein weißes Hemd mit Stehkragen.

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