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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Den Hut hatte er neben sich auf den Sitz gelegt, das dunkle Haar nach hinten gegelt. Obwohl er geradeaus durch die Windschutzscheibe starrte, bezweifelte Clemenza, dass er irgendetwas anderes sah als das, was ihm durch den Kopf ging. Vito war einundvierzig, aber in manchen Momenten – wie zum Beispiel jetzt – sah er für Clemenza noch genauso aus wie der Junge, den er vor fünfzehn Jahren kennengelernt hatte: Seinen dunklen Augen schien nichts zu entgehen. Was jemand tat und warum er etwas tat … Vito bedachte alles. Darauf konnte man sich verlassen. Deshalb arbeitete Clemenza auch seit Jahren für ihn, und er hatte es nie bereut.
    »Vito«, sagte er, »wir sind gleich da. Ich werde dich ein letztes Mal bitten, das nicht zu tun.«
    Vito schreckte aus seinen Gedanken auf. »Hat Tessio dich jetzt angesteckt? Seit wann machst du dir Sorgen wie ein altes Weib, mein Freund?«
    »
S’faccim!
«, fluchte Clemenza. Er nahm einen Blaubeerplunder aus einer offenen Gebäckschachtel, die neben ihm stand, und biss die Hälfte davon ab. Ein Sahneklumpen fiel ihm auf den Bauch. Er pflückte ihn von seinem Hemd, betrachtete ihn, als wüsste er nicht, wohin damit, und steckte ihn sich dann in den Mund. »Lass mich wenigstens mitkommen«, sagte er, während er kaute. »Herrgott noch mal, Vito!«
    »Ist es das?«, fragte Vito.
    Clemenza war von der Park Avenue in eine Seitenstraße abgebogen und hielt vor einem Hydranten. Ein Stück weiter vorne befand sich, zwischen einem Holzhändler und einer Autowerkstatt, ein kleines Lagerhaus mit einer Rolltür aus Stahl. »Ja, das ist es.«Er wischte sich ein paar Krümel von Bauch und Lippen. »Vito, lass mich mitkommen. Wir sagen einfach, dass du es dir anders überlegt hast.«
    »Fahr dort drüben an den Straßenrand.« Vito nahm seinen Hut vom Sitz neben sich. »Warte hier, bis ich wieder rauskomme.«
    »Und wenn ich Schüsse höre«, fragte Clemenza ärgerlich, »was mache ich dann?«
    »Wenn du Schüsse hörst, gehst du in Bonaseras Beerdigungsinstitut und veranlasst alles Nötige.«
    »Schön.« Clemenza fuhr bis vor das Lagerhaus. »Das werde ich tun.«
    Vito stieg aus, setzte den Hut auf und sah noch einmal zu Clemenza hinein. »Sei nicht knausrig. Von dir erwarte ich einen besonders großen Kranz.«
    Clemenza hielt das Lenkrad umklammert, als wollte er jemanden erwürgen. »Sei vorsichtig, Vito. Was ich von diesem Kerl gehört habe, gefällt mir gar nicht.«
    Vito schlenderte zu dem Lagerhaus hinüber. Eine Seitentür öffnete sich, und zwei Männer traten heraus. Beide waren jung, und einer trug einen schwarzen Porkpie mit einer Feder im Band. Er hatte ein Babyface, schielte ein wenig und presste die Lippen aufeinander. Seine Haltung verriet eine gewisse Schicksalsergebenheit, als wäre er bereit für das, was kommen mochte, ohne sich unbedingt darauf zu freuen, aber auch ohne Angst zu haben. Der Kerl neben ihm kratzte sich am Sack und wirkte wie ein ziemlicher Dummkopf.
    »Mr. Corleone«, sagte der mit dem Porkpie, »es ist eine Ehre, Sie kennenzulernen.« Er streckte die Hand aus, und Vito schüttelte sie. »Ich heiße Luigi Battaglia. Alle nennen mich Hooks.« Er wies auf seinen Kumpan. »Das ist Vinnie Vaccarelli.«
    Die Hochachtung, mit der er begrüßt wurde, überraschte Vito. »Können wir hineingehen?«, fragte er.
    Hooks öffnete ihm die Tür. Als Vinnie Vito in den Weg trat und Anstalten machte, ihn abzutasten, legte Hooks ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Was denn?«, sagte Vinnie.
    »Drinnen«, erwiderte Hooks scheinbar angewidert.
    Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, fand sich Vito in einem großen feuchten Raum mit Betonboden wieder, der ihn an eine Autowerkstatt erinnerte. Fenster gab es keine, aber weiter hinten schien sich ein abgetrenntes Büro zu befinden. Er zog sein Sakko aus, nahm den Hut ab und spreizte Arme und Beine. Hooks musterte ihn eingehend, wies dann nach hinten und sagte: »Luca ist im Büro.«
    Vinnie stieß ein zorniges Schnauben aus – offenbar passte es ihm nicht, dass Hooks Vito nicht filzte. Hooks begleitete Vito zu dem separaten Raum, hielt ihm die Tür auf und schloss sie dann hinter ihm. Vito sah sich einem Koloss von einem Mann gegenüber, der sich an einen Rosenholzschreibtisch lehnte.
    »Mr. Brasi?«, sagte er und wartete mit gefalteten Händen.
    »Mr. Corleone«, antwortete Luca und wies auf einen Stuhl. Während Vito Platz nahm, wuchtete er sich auf die Tischplatte und schlug die Beine übereinander. »Hat Ihnen

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