Die Corleones
den Garten hinter dem Haupthaus, wo Clemenza sich mit Richie Gatto und Al Hats unterhielt. »Ich werde Clemenza bitten, in den Keller zu gehen und mit den beiden Herren ein freundliches Wort zu reden. Ich glaube, danach werden sie den Heizkessel wieder zusammenbauen, ohne etwas dafür zu verlangen.«
Sonny kratzte sich im Nacken und lächelte. »Was meinst du –vielleicht sollten sie sich auch dafür entschuldigen, dass sie uns beleidigt haben.«
»Warum das?« Vito wirkte überrascht. »Macht es dir etwas aus, was solche Leute über uns sagen?«
Sonny dachte darüber nach. »Nein, eigentlich nicht.«
»Gut.« Vito packte Sonny an den Haaren und schüttelte ihn. »Du musst noch einiges lernen«, sagte er und klopfte ihm auf den Rücken. »Lass es mich so ausdrücken: Unsere beiden Freunde da unten im Keller werden es zutiefst bereuen, dass sie so wütend geworden sind.«
Sonny betrachtete das Haus, als könnte er durch die Wände in den Keller blicken.
»Vielleicht ist das etwas, das du auch lernen solltest«, sagte Vito.
»Was?«, brummte Sonny.
Vito bedeutete Clemenza, dass er ihn sprechen wollte. Während der große Mann herbeigeeilt kam, versetzte Vito seinem Sohn einen weiteren liebevollen Klaps auf die Wange. »Sonny, Sonny«, sagte er.
Hooks fuhr mit seinem Wagen unter die Bäume, wo hinter zwei großen Eichen mehr oder minder gut versteckt bereits JoJo parkte und die Shore Road im Auge behielt. Er hatte eine Zeitung auf dem Schoß, und neben ihm auf dem Beifahrersitz lag eine MP. Ein kalter Wind blies unablässig durch den Wald, und in einem fort regneten rote, goldene und orange Blätter herab. Als Hooks sein Fenster herunterkurbelte, zog Luca, der neben ihm saß, das Jackett fester um sich. Wellen gischteten über die Little Neck Bay, und das Brausen der Brandung übertönte immer wieder das Rauschen des Windes. Irgendwo verbrannte jemand Blätter, und obwohl kein Rauch zu sehen war, war der Geruch doch unverkennbar. Es war später Nachmittag, und die Sonne schien rötlich durch die Bäume.
JoJo rollte sein Fenster herunter und nickte Hooks und Luca zu.
»Nicht mehr lange, dann schick ich dir Paulie raus«, sagte Hooks.
»Gut«, erwiderte JoJo. »Hier ist es so langweilig, dass ich mirbald eine Kugel in den Kopf jage und dem Rest der Welt die Mühe erspare.«
Hooks lachte und schaute kurz zu Luca hinüber, doch sein Boss verzog keine Miene. »Ich sag Paulie Bescheid«, meinte er und kurbelte das Fenster wieder hoch.
In der Einfahrt des Farmhauses schaltete Hooks den Motor aus und wandte sich zu Luca, bevor dieser aussteigen konnte. »Hör mal, Luca. Bevor wir gehen …«
»Yeah?« Luca verzog das Gesicht und rieb sich die Stirn. »Ich hab wieder Kopfschmerzen.«
»Ich glaube, ich hab ein paar Aspirin im …«
»Asprin helfen einen Scheißdreck. Was ist?«
»Es geht um die Jungs«, sagte Hooks. »Sie sind nervös.«
»Warum das? Wegen den O’Rourkes?« Luca nahm den Hut von dem Sitz neben sich und setzte ihn bedächtig auf.
»Wegen den O’Rourkes auch, ja. Aber vor allem wegen Mariposa und Cinquemani.«
»Was ist mit denen?«
»Was mit denen ist? Alle Welt redet darüber, dass LaConti nackt aus einem Fenster gesprungen ist.«
»Ich weiß. Na und? LaConti steht schon seit Monaten mit einem Fuß im Grab. Hat nur eine Weile gedauert, bis er das selbst mitgekriegt hat.«
»Yeah. Aber nachdem er jetzt erledigt ist, machen sich die Jungs eben Sorgen. Cinquemani vergisst uns das nicht so schnell. Mariposa wird immer noch wissen wollen, wer ihm seinen Schnaps geklaut hat. Und jetzt sitzen uns zu allem Überfluss auch noch die O’Rourkes im Nacken!«
Luca lächelte, zum ersten Mal, seit er in der Bronx in den Wagen gestiegen war, schien ihn etwas zu amüsieren. »Hör zu«, sagte er. »Giuseppe und seine Jungs werden alle Hände voll zu tun haben, LaContis Organisation auf Vordermann zu bringen. Überleg doch mal, Hooks.« Er nahm den Hut ab und stülpte ihn über seine Faust. »Wir haben eine kleine Bank und eine Handvoll Läufer. Das ist doch kaum den Ärger wert!«
»Herrgott noch mal«, brummte Hooks, als wollte er darüber nicht nachdenken.
»LaContis Organisation ist riesig«, fuhr Luca fort. »Und soweit ich höre, haben LaContis Leute absolut keine Lust, für Giuseppe zu arbeiten. Und jetzt wirft er Rosario auch noch nackt aus dem Fenster? Meinst du nicht, dass Rosarios Jungs ihm eine Menge Ärger machen werden? Hör zu«, sagte er noch einmal, »Giuseppe und seine Capos
Weitere Kostenlose Bücher