Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Wochenende konnten die Besucher der Parade und des Rodeos Stimmzettel für den schönsten Wagen ausfüllen und in eine große Lostrommel werfen, die mitten auf dem Kirmesplatz stand. Am Sonntag wurden die Stimmen ausgezählt, und Bill Norman, der die Veranstaltung jedes Jahr moderierte, verkündete den Sieger, der eine Trophäe überreicht bekam.
Eines war Melissa klar: Bea und Adelaide hatten es beide auf diese Auszeichnung abgesehen. Sie warf ihrem Bruder einen flehenden Blick zu in der Hoffnung, er würde ihr zu Hilfe eilen, doch er sah nicht in ihre Richtung. Allerdings umspielte ein auffälliges Lächeln seinen Mund, und wenn sie sich nicht täuschte, tat er nur so, als hätte er von dem Theater nichts mitbekommen, um seine Ruhe zu haben.
„Es ist zu spät, um jetzt noch etwas an dem Motivwagen zu ändern“, sagte sie zu Bea und hoffte, mitfühlend genug zu klingen. „Sehen wir uns doch mal Ihren Wagen an.“
Immer noch schnaubend vor Wut führte Bea Melissa von der schwebenden Skipiste weg, um ihren Beitrag zu präsentieren, einen gigantischen Blumenstrauß aus farbenfrohen Pappmaschee-Blüten in allen Größen und Formen. Das Ganze ruhte auf dem Dach eines Traktors und wirkte sehr zerbrechlich.
„Das ist wunderschön“, lobte Melissa die Arbeit und meinte es auch so. Enorm viel Planung, Anstrengung und vor allem Handarbeit waren für die Konstruktion dieses Motivwagens erforderlich gewesen, was natürlich auch für alle anderen Beiträge galt.
„Regeln sind Regeln“, beharrte Bea trotzig. „Adelaide Hillingsley meint, dass sich jeder daran halten muss, nur sie nicht!“
In diesem Moment fuhren mehrere Wagen vor, und die Mitglieder der Stone-Creek-Highschool-Marschkapelle in ihren Uniformen stiegen aus.
Bei diesem Anblick kam Melissa ein Gedanke, und sie erklärte: „Wir müssen den Kindern mit gutem Beispiel vorangehen, also sollten wir das Ganze so würdevoll über die Bühne bringen wie möglich.“
Bea schnaubte aufgebracht, doch ihre Verärgerung schien sich ein wenig zu legen. Melissa klopfte ihr auf die Schulter und warf erneut einen bewundernden Blick auf den Motivwagen. „Sie haben sich in diesem Jahr selbst übertroffen“, sagte sie. „So wie immer.“
Kaum hatte sie das ausgesprochen, begannen die Schüler auf ihren Instrumenten zu spielen, wodurch zum Glück jede weitere Unterhaltung unmöglich gemacht wurde. Melissa ergriff die Flucht und achtete darauf, dass sie nicht noch einmal Adelaide Hillingsley in die Arme lief.
Bring das hier hinter dich, ermahnte sie sich stumm. Immer schön eine Krise nach der anderen.
Dann ging sie zu Brad, der noch immer bei den Pferdeanhängern stand und darauf achtete, dass die Tiere mit Sorgfalt nach draußen geführt wurden. „Besten Dank für deine Hilfe“, spottete sie betont ironisch für den Fall, dass ihrem Bruder die wahre Absicht ihrer Worte verborgen blieb.
Brad grinste sie an. „Wieso? Gab’s ein Problem?“, fragte er mit Unschuldsmiene. „Mir ist gar nichts aufgefallen.“
Melissa versetzte ihm einen Schlag auf den Arm, aber nur halbherzig. Sie wusste, wenn es ein echtes Problem gegeben hätte, wäre ihr großer Bruder als Erster zur Stelle gewesen, um ihr zu helfen.
„Wie ich sehe, hat Olivias Idee funktioniert“, bemerkte er, nachdem er sie von Kopf bis Fuß gemustert hatte.
„Das war keine Idee, sondern nichts weiter als ein Versuch, sich in mein Leben einzumischen.“
„Du weißt, Meg, Ashley und Liv lieben dich“, entgegnete er mit einem Funkeln in den Augen. Dann hob er den Arm und schob den Hemdsärmel zurück, nur um festzustellen, dass er gar keine Armbanduhr trug, auf die er hätte sehen können. „Die drei müssen jeden Moment eintreffen“, fügte er hinzu. „Meg sprach davon, dass du ihre Hilfe bei der Parade benötigst.“
„Wenn ich Bea und Adelaide nicht davon abhalten kann, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen, dann benötige ich wohl eher die Hilfe der Nationalgarde“, meinte sie finster.
Brad lachte und legte eine Hand auf ihre Schulter, dann wurde er plötzlich ernst. „Geht es dir wirklich gut, Kleine?“
„Fang du jetzt nicht auch noch an“, stöhnte sie.
„Wenn Meg in Sorge ist, dann bin ich es auch. Das steht so in der Stellenbeschreibung für meinen Job als Ehemann, Vater und großer Bruder.“
„Ja, mir geht es gut“, beteuerte sie.
„Aber nicht so ganz gut“, wandte Brad ein.
Plötzlich stand Ashley neben ihr. Sie trug Jeans und eine kurzärmelige gelbe Bluse, ihr
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