Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Wird man diesen Nathan Carter bald schnappen?“ Sie schüttelte sich leicht. „Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass der immer noch irgendwo da draußen unterwegs ist. Stellen Sie sich vor, er kommt zurück und macht das Gleiche noch mal, weil ihm die Beute vom letzten Mal ja abhandengekommen ist!“
„Ich glaube nicht, dass er das machen wird“, sagte Steven und ging zur Tür. Viel Trost konnte er ihr damit nicht spenden, aber im Moment war es alles, was er zu bieten hatte.
Auf dem Weg zu seinem Büro kam er am Sunflower Café vorbei, das wie üblich gut besucht war. Auf dem Parkplatz standen Personenwagen, Motorräder und Pick-ups dicht an dicht.
Als Nächstes passierte er das Gerichtsgebäude und warf einen flüchtigen Blick in Richtung Eingang, wie er es immer machte, wenn er in die Stadt kam. Melissas Roadster stand auf seinem üblichen Platz, das Verdeck war geschlossen, eine mit Alufolie beschichtete Matte lag hinter der Windschutzscheibe, um die größte Hitze abzuhalten.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, einfach bei ihr vorbeizuschauen und Hallo zu sagen, aber er überlegte es sich schnell wieder anders. Worüber sollte er mit ihr schon reden? Melissa hatte sich ihre Meinung über ihn und seine Arbeit gebildet, und damit war die Sache erledigt. Sie war eine intelligente Frau, eine Staatsanwältin, und als solche war sie zumindest prinzipiell mit dem Aspekt des amerikanischen Rechtssystems – das noch so viele Fehler und Schwächen haben mochte – vertraut, dass jeder das Recht auf einen Anwalt hatte, ob er nun schuldig war oder nicht.
Wahrscheinlich benutzte sie ihre unterschiedlichen Rechtsauffassungen nur als Vorwand, um alles zu meiden, was nur irgendwie an eine feste Bindung erinnerte. Sie hatte zugegeben, dass Dan Guthrie ihr einmal viel bedeutet hatte. Als sie von Dans Kindern gesprochen hatte, war Steven der Ausdruck tiefsten Bedauerns in ihren Augen aufgefallen.
Ähnlich stark empfand sie auch für Matt, was für Melissa sprach – es sei denn, der Junge wäre der einzige Grund, weshalb sie sich zu ihm hingezogen gefühlt hatte.
Er stellte den Wagen neben dem Gebäude ab, in dem sein Büro lag. Dabei war er so in seine Gedanken vertieft, dass er fast Zeke im Wagen vergessen hätte. Zum Glück bellte der Hund einmal und erinnerte ihn daran, dass er nicht allein unterwegs war. Steven kehrte um und hob den Hund von der Rückbank. Der schnupperte ausgiebig auf dem Kiesuntergrund und an ein paar Büschen, dann hob er sein Bein an dem alten verwitterten Baumstamm, der die Grundstücksgrenze entlang der Main Street markierte.
Steven war immer noch mit seinen Gedanken beschäftigt. Wenn das so weiterging, würde er zumindest für den Rest dieses Tages zu nichts nütze sein.
Mit einer Hand rieb er sich den Nacken, während er daran zurückdachte, was für eine wilde Zeit er mit Melissa im Bett erlebt hatte. Er wusste, dass sie ihm nicht nur etwas vorgespielt hatte, um sein Ego zu befriedigen. Dafür waren ihre Reaktionen viel zu heftig und unkontrolliert gewesen.
Ungeduldig trat Steven von einem Fuß auf den anderen und versuchte, an irgendetwas anderes zu denken als ausgerechnet an die Nacht mit Melissa.
Im Büro nahm er dem Hund die Leine ab, woraufhin dieser eine Weile zwischen den Büroräumen hin und her trottete, bis er die richtige Stelle gefunden hatte, an der er zusammengerollt den Morgen verbringen wollte. Er entschied sich für einen Platz nahe dem Schaufenster, der von der Sonne beschienen wurde, und kurz darauf war er auch schon eingeschlafen und schnarchte laut.
Steven hörte unterdessen den Anrufbeantworter ab.
Natürlich keine Nachricht von Melissa.
Zwei Anrufe von Velda Cahill, die sich seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus vor ein paar Tagen regelmäßig bei ihm meldete, um sich zu erkundigen, welche Fortschritte die Suche nach Nathan Carter machte, und um sich darüber aufzuregen, dass Byron noch immer beim Sheriff einquartiert war.
Byron dagegen schien sich nicht daran zu stören, dass er vorläufig mit Tom Parker und Elvis zusammenlebte. Wie Steven vom Sheriff wusste, machte sich der Junge im Garten und im Haushalt nützlich, um sich erkenntlich zu zeigen. Die drei kamen gut miteinander aus. In seiner Freizeit arbeitete Byron ehrenamtlich im Tierheim, wo die Leitung bereits überlegte, ihn fest einzustellen, wenn auch nur für ein bescheidenes Gehalt.
So weit, so gut.
Bis auf die Tatsache, dass Carter noch immer nicht gefasst
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