Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Wagenschlüssel und seinem Handy. „Dann wird es Tage geben, an denen das nicht möglich ist, Tex.“
„Weil du dann im Gericht sein musst und so?“
Steven lächelte den Jungen an und drückte sanft seine Schulter. „Weil ich dann im Gericht sein muss und so.“
„Aber dann ist er hier ganz allein, oder? Wird er dann hier im Bus eingesperrt?“
Es gab Gespräche, bei denen man seinem Gegenüber in die Augen sehen musste, und das hier war ein solches Gespräch. Also hockte Steven sich hin. „Wenn die Bauarbeiter kommen, sollen sie eine Fläche mit einem Zaun abteilen“, erklärte er. „Dann bekommt Zeke eine schöne große Hundehütte, und er hat genug Auslauf, solange ich arbeite und du in der Schule bist.“
Mittlerweile hatte Zeke den Napf leer gefressen und begann lautstark aus dem Wassernapf zu trinken.
„Und wenn Kojoten herkommen?“
In Colorado war es nichts Ungewöhnliches, dass Kojoten über ein Haustier herfielen, manchmal sogar mitten in der Stadt. Da der Lebensraum dieser Tiere immer weiter beschnitten wurde, blieb ihnen keine andere Wahl, als immer wagemutiger zu werden, wenn der Hunger sich meldete. Und da sie im Rudel lebten, waren ihnen oft sogar große Hunde unterlegen.
„Wir sorgen dafür, dass es ein ganz hoher und stabiler Zaun wird, damit sie nicht rüberspringen können“, versprach Steven ihm und richtete sich auf, weil ihm vom langen Hocken die Knie wehtaten.
„Wie hoch?“, wollte Matt wissen.
„Ganz, ganz hoch“, versprach er ihm.
Die Miene des Jungen hellte sich auf. „Okay“, erwiderte er und ging zur Tür. Zeke folgte ihm. „Los geht’s.“
Eine Viertelstunde später lenkte Steven den Truck auf einen freien Parkplatz auf der Fläche neben der Sunflower Bakery. Da ihm der gestrige Strafzettel noch gut im Gedächtnis war, sah er sich aufmerksam um, ob im Umkreis von fünfzehn Metern auch ganz bestimmt kein Hydrant stand.
Zeke folgte ihnen bis vor das Lokal, wo Steven seine Leine an einen Mast band, an dem ein Schild mit der Aufschrift
Hunde bitte hier parken
befestigt war. Gleich daneben stand eine überdimensionierte Backform voll mit frischem Wasser.
Gerade als Steven sich wieder aufrichtete, um Matt ins Lokal zu folgen, kam Melissa O’Ballivan um die Ecke gejoggt und lief genau auf ihn zu.
Sie trug pinkfarbene Shorts, ein knappes weißes T-Shirt und eine von diesen Schirmmützen, die eigentlich nur aus dem Schirm bestanden.
Ihr Lächeln hätte Steven fast umgehauen, obwohl es mit solcher Eindringlichkeit auf Matt und den Hund gerichtet war, dass er selbst ebenso gut hätte unsichtbar sein können.
Oh verdammt, ging es Steven durch den Kopf, da der Boden unter seinen Füßen zu zittern begann und der Himmel sich in einem so seltsamen Winkel zur Seite zu neigen schien, dass sein Gleichgewichtssinn außer Kontrolle geriet. Er schüttelte vorsichtig den Kopf, um das Gefühl wieder loszuwerden.
„Guten Morgen“, rief Melissa und trat dabei auf der Stelle.
Ihm entging nicht, was dadurch bei ihr alles in Schwingungen versetzt wurde, und er konnte nicht anders als sie wie ein Idiot anzugrinsen. „Morgen“, entgegnete er, nachdem er sich geräuspert hatte.
Sie sah ihn mit ihren blauen Augen so überrascht an, als hätte sie für einen Moment vergessen, dass er praktisch vor ihr stand. Oder als hätte sie ihn bisher gar nicht bemerkt.
Auf jeden Fall wollte sie genau diesen Eindruck vermitteln, was ihn sehr faszinierte.
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Tür zu öffnen?“, fragte sie, während sie die weißen Ohrstöpsel ihres MP3-Players herauszog.
Er brauchte ein paar Sekunden, bevor er begriff, was ihre Frage bedeutete. Sie wollte ins Café.
Während er spürte, wie sein Inneres zu glühen begann, drückte er die Tür auf und hielt sie fest, damit Melissa an ihm vorbei nach drinnen gelangen konnte, wo sie zielstrebig auf die Theke zusteuerte.
Von allen Seiten war „Guten Morgen“ zu hören, der Duft nach frischem Kaffee, warmen Backwaren und gebratenem Speck schlug ihm entgegen, aber auch wenn er sich noch so ausgehungert fühlte, nahm er von alledem kaum etwas wahr. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, seinen Blick von Melissa O’Ballivans perfekter straffer Kehrseite abzuwenden.
„Hier drüben!“, rief Matt und lenkte ihn damit endlich ab. Mit etwas Glück hatte niemand bemerkt, dass er wie ein kleiner Perverser der Staatsanwältin auf den Hintern gestarrt hatte, während diese an der Theke stand und keuchend eine
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