Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Unterlippe herum, dann platzte sie heraus: „Miss Mamie und Miss Marge haben Byron den Auftrag gegeben, den Koiteich in ihrem Garten neu herzurichten. Sie wissen schon, alles ausleeren, die alte Plastikwanne raus, eine neue rein, frisches Wasser rein und dann wieder alle Fische in den Teich …“
Offenbar war das Andreas Vorstellung von einem Verkaufsgespräch, aber als Byron ihre Hand drückte, verstummte sie auf halber Strecke.
„Ich fand, ich sollte Sie wenigstens fragen“, sagte er zu Melissa. Er klang resigniert, dennoch wich er ihrem Blick nicht aus. Wenn sie einen Schritt zur Seite gemacht hätte, wäre er ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei nach draußen auf den Fußweg gegangen.
Aber Melissa machte diesen Schritt zur Seite nicht.
„Das hier dürfte eine Menge Arbeit sein“, gab sie zu bedenken und musterte ihn aufmerksam. „Aber wahrscheinlich nur von kurzer Dauer.“ Mike Smith, der Teenager, der sich bei Ashley und Jack um den Rasen und die Blumenbeete kümmerte, erledigte für gewöhnlich auch bei Melissa die anfallenden Gartenarbeiten, doch in diesem Jahr besuchte er die Sommerschule, sodass er nur wenig Freizeit hatte.
Ein schwaches Lächeln umspielte Byrons Mundwinkel. „Eine Menge Arbeit macht mir keine Angst“, entgegnete er. „Und ich komme auch damit klar, dass es nur von kurzer Dauer sein wird.“
Unwillkürlich fragte Melissa sich, ob Andrea ihn dazu gebracht hatte, herzukommen und seine Arbeitskraft anzubieten, oder ob das seine eigene Idee gewesen war. So oder so war angesichts seiner Vergangenheit schon einiger Mut nötig, um herzukommen und sie nach einem Job zu fragen.
„Wann könnten Sie denn anfangen?“, wollte sie wissen und nannte ihm einen Stundenlohn, der ihm zuzusagen schien.
Byron stand da und fuhr sich mit den Fingern durch sein sandfarbenes Haar, während er überlegte. „Tja, also … Miss Mamie und Miss Marge sind auf jeden Fall als Erste an der Reihe, weil die Fische momentan alle in Eimern untergebracht sind und darauf warten, dass ich den Teich sauber mache.“
Als sie sich diese Szene ausmalte, musste Melissa lächeln. „Morgen?“, fragte sie.
„Ja, gern.“
Dann erst ging Melissa einen Schritt zur Seite, damit er die Stufen herunterkam. Er hielt inne und sah sie an, während Andrea immer noch seine linke Hand hielt.
„Danke“, sagte er und hielt Melissa die rechte Hand hin.
Sie zögerte nur kurz, dann ergriff sie sie. „Wenn irgendetwas schiefläuft“, erklärte sie freundlich, aber bestimmt, „dann fliegen Sie hier in hohem Bogen raus.“
„Ja, Ma’am“, erwiderte er lachend.
Während er zum Gartentor ging, drehte Andrea sich zu ihr um und bedankte sich stumm bei ihr.
In der Hoffnung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, betrat sie ihr Haus, ging zielstrebig in die Küche, warf die leere Wasserflasche in den Beutel mit Plastikabfällen und zögerte kurz, als ihr Blick auf das altmodische Wandtelefon fiel.
Es war Samstagmorgen, und zwar früher Samstagmorgen. In der Zeit, in der sie gejoggt war, hatte es in der Stadt ganz bestimmt keinen Zwischenfall gegeben, der ihre Mitwirkung erforderlich machte, schließlich war sie höchstens eine Stunde unterwegs gewesen.
Und abgesehen davon hatten Staatsanwälte am Wochenende frei, oder nicht?
Vor ihrem geistigen Auge sah sie Steven Creed, wie er heute Morgen vor dem Sunflower Café gestanden hatte. Natürlich erwartete sie nicht, dass
er
sie anrief. Er hatte ja nicht mal ihre Nummer.
Aber so wie er vorhin in seiner Rancherkleidung ausgesehen hatte, würde sie wohl noch den ganzen Tag an ihn denken. Eigentlich bräuchte man eine Art amtliche Erlaubnis, um so verdammt gut auszusehen.
Melissa seufzte leise. Nicht in der Lage zu sein, den Anrufbeantworter zu ignorieren, war der Fluch derjenigen, die ihre Arbeit ernst nahmen. Also griff sie nach dem Hörer. Denn sie würde ihre freie Zeit nicht genießen können, wenn sie nicht wusste, ob jemand angerufen hatte.
Zwei Anrufe waren aufgezeichnet worden. Als Melissa sie abspielte, hörte sie Ona Frames Stimme: „Melissa? Ich hoffe, ich rufe nicht zu früh an, meine Liebe, aber ich war so begeistert, als ich heute Morgen von Tommy gehört habe, dass Sie für mich beim Paradekomitee einspringen wollen …“ Es folgte eine kurze Pause, dann war deutlich zu hören, dass die ältere Frau mit den Tränen kämpfte. „Wissen Sie, ich muss mir diese verdammte Gallenblase rausoperieren lassen, es geht einfach nicht anders. Seit fast einem
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