Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Flasche
eiskaltes
Wasser zum Mitnehmen bestellte.
Der Junge hatte einen freien Tisch ganz vorn am Schaufenster entdeckt. Zeke stand auf der anderen Seite der Scheibe, und als er Matt sah, stellte er die Vorderpfoten auf den Fenstersims und drückte die Nase gegen das Glas.
Bei dem Anblick musste Steven lachen, doch er war nur solange abgelenkt, bis Melissa mit der Wasserflasche in der Hand an ihm vorbeiging. Ein Trucker stand von seinem Platz auf, nur um ihr die Tür aufzuhalten, was Steven mit einem Anflug von Gereiztheit zur Kenntnis nahm – oder war das nichts weiter als Eifersucht?
Draußen joggte Melissa am Schaufenster vorbei und schenkte Zeke ein Lächeln, das Steven viel lieber für sich gesehen hätte.
„Was darf’s denn heute Morgen sein, die Herrschaften?“, fragte eine angenehme Frauenstimme. Als Steven sich umdrehte, stand Tessa Quinn vor ihm, die reizende Cafébesitzerin, die eine Schürze mit Blumenmuster zu Jeans und Tanktop trug und einfach bezaubernd aussah.
Er hatte sie schon am Vortag wiedererkannt, sie hatte vor Jahren eine Hauptrolle in einer erfolgreichen Fernsehserie gespielt, aber offenbar war es ihr lieber gewesen, die Mitgliedschaft in der Schauspielergewerkschaft gegen ein Kleinstadtcafé und eine Schürze einzutauschen.
Matt bestellte höflich eine Portion Blaubeerpfannkuchen und ein großes Glas Milch, während Steven sich für einen Kaffee und das Schinken-und-Ei-Spezial entschied.
„Kommt sofort“, sagte Tessa lächelnd und sah kurz zum Fenster, an dem eben noch Melissa vorbeigelaufen war.
Melissas übliche Joggingroute führte sie am Bed & Breakfast vorbei, an diesem Morgen lief sie aber eine andere Strecke. Sie fragte sich, wovor sie eigentlich Angst hatte, dann schnaubte sie sarkastisch, beschleunigte ihre Schritte und machte einen Umweg von zwei Straßen, nur um nicht am Haus von Ashley und Jack vorbeilaufen zu müssen. Fürchtete sie etwa, die Nudisten könnten ihr Krocketspiel in den vorderen Garten verlegt haben?
Du entwickelst dich noch zu einer richtigen Spaßbremse, Melissa O’Ballivan, ermahnte sie sich selbst.
Zu Hause angekommen, betrat sie ihr Grundstück durch den Vordereingang, machte auf dem Rasen noch ein paar Dehnübungen, trank die Wasserflasche aus und ging in Richtung Haustür, als sie auf einmal erschrocken stehen blieb.
Im Schatten der prächtigen alten Pfingstrosenbüsche mit ihren großen weißen Blüten, die bereits an Pracht verloren, je näher der Juli rückte, saß niemand anderes auf den Stufen zur Veranda als … Byron Cahill.
Andrea war bei ihm, und als die beiden Melissas ungläubige Miene sahen, stieß sie ihn leicht mit der Schulter an, als versuchte sie ihm Mut zu machen.
„Na so was“, sagte Melissa, die nicht wusste, was sie von diesem Besuch halten sollte. „Guten Morgen.“
Byron erhob sich. Vermutlich wollte er nur höflich sein, auf jeden Fall hatte seine Körperhaltung nichts Bedrohliches. Allerdings war er ein Stück größer als Melissa, weshalb diese automatisch einen Schritt nach hinten machte.
„Andrea hat mir erzählt, Sie suchen vielleicht jemanden, der für Sie den Rasen mäht und das Unkraut jätet und so weiter“, erklärte er. Er war im Gefängnis erwachsener geworden, trug eine billige Jeans, Sportschuhe und ein weißes T-Shirt. Seine Akne hatte sich in der Zeit hinter Gittern deutlich gebessert.
Insgesamt musste sie feststellen, dass er mittlerweile recht gut aussah, auch wenn er immer noch kein Mann war.
Es stimmte, was er sagte. Melissa hatte tatsächlich davon gesprochen, jemanden damit zu beauftragen, ihren Garten auf Vordermann zu bringen. Aber ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass Andrea zugehört und dann auch noch den Entschluss gefasst hatte, ihren soeben in die Freiheit entlassenen Freund für diesen Job vorsprechen zu lassen.
„Na ja …“, begann sie nachdenklich und betrachtete die aus der Form geratenen Büsche.
Das Gras stand so hoch, dass kleine Tiere zwischen den Halmen verschwinden konnten. Die Äste des altehrwürdigen Ahornbaums reichten so tief, dass sie fast schon den Fußweg vor dem Zaun berührten. Der Zaun wiederum konnte einen neuen Anstrich gebrauchen.
„Ich kann mir einen Rasenmäher ausleihen“, schlug Byron in einem Tonfall vor, der bei Melissa einen Anflug von Mitleid weckte. Sie lebten in schwierigen Zeiten, und in Stone Creek gab es nicht viele Jobs, schon gar nicht für vorbestrafte junge Leute.
Andrea sah Melissa hoffnungsvoll an und kaute auf ihrer
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