Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
halben Jahrhundert eröffnen wir das jährliche Rodeo mit einer Parade, und ich schäme mich nicht, Ihnen zu sagen, dass es mir fast das Herz gebrochen hat, als ich mir ausgemalt habe, es könnte keine Parade geben …“
Während des Joggens waren Melissa sieben oder acht gute Gründe eingefallen, warum sie diese lästige Aufgabe vielleicht wieder von sich abwälzen konnte, doch als sie jetzt Ona hörte, lösten sie sich alle in Wohlgefallen auf. Unterdessen fand Ona kein Ende, sondern redete unaufhörlich weiter, bis das Zeitlimit für eine Ansage erreicht war und sie ein zweites Mal anrufen musste, um ihre Ausführungen zu beenden.
Im Kern ging es darum, dass das Treffen des Komitees auf diesen Samstagnachmittag vorverlegt worden war und um fünfzehn Uhr im Gemeinschaftsraum der Creekside Academy stattfinden würde. Da alle Beteiligten anwesend sein würden, hielt Ona das für die ideale Gelegenheit, um Melissa als ihre Nachfolgerin vorzustellen.
„Rufen Sie mich doch bitte an und geben Sie mir Bescheid, ob Sie den Termin wahrnehmen können“, beendete Ona ihre Nachricht gut gelaunt. „Und ich hoffe wirklich, ich habe Sie nicht aus dem Schlaf gerissen oder …“
Melissa legte auf und ließ ihre verschwitzte Stirn gegen den Küchenschrank sinken, während sie tief und gleichmäßig durchatmete. Nein, sie konnte sich vor diesem Komitee nicht mehr drücken, dafür steckte sie schon viel zu tief drin. Bevor sie Ona zurückrief und endgültig zusagte, gönnte sie sich aber noch ein paar Minuten für sich selbst und ging duschen.
Während des Frühstücks erhielt Steven einen Anruf von dem Autohändler in Flagstaff, mit dem er vor einigen Wochen Kontakt aufgenommen hatte. Sein neuer Truck war eingetroffen, und wenn er wollte, würde man ihn heute noch ausliefern.
Steven war heilfroh, dass er für Matt und Zeke endlich einen Wagen bekam, der über eine Rückbank verfügte. Außerdem sah sein alter Truck mittlerweile so mitgenommen aus, als hätte man ihn bereits in den Dreißigerjahren während der Prohibition benutzt, um Alkohol zu schmuggeln, auch wenn das natürlich vom Baujahr her nicht möglich war.
Er musste lächeln, als er an die zutreffende Beschreibung dachte, die seinem Dad beim Anblick des Trucks in den Sinn gekommen war. „Steven hat sich einen Wagen gekauft, der zweifarbig lackiert ist“, hatte Davis Creed mit breitem Grinsen einem alten Freund erzählt. „Die eine Farbe nennt man auch Rost.“
„Muss ich aufessen?“, fragte Matt, der unbedingt das Café verlassen wollte, um Zeke Gesellschaft zu leisten.
Stevens Gedanken kreisten immer noch um seine Autos. In Denver hatte er eine knallrote Corvette gefahren, die zum Transport kleiner Kinder und großer Hunde auch nicht geeignet war.
Aber Melissa O’Ballivan würde in einem solchen Wagen auf dem Beifahrersitz genau richtig aussehen, überlegte er und stellte sich vor, wie sie ein trägerloses blaues Kleid mit weißen Punkten trug, die Haare ihr auf die nackten Schultern fielen und ihre Lippen vom Lipgloss glänzten.
„Steven?“, fragte Matt und fuchtelte mit einer Hand vor seinem Gesicht umher.
„Ja, geh ruhig raus zu Zeke“, erwiderte er amüsiert, während er seinen Teller wegschob. „Ich kümmere mich um die Rechnung.“
Matt schoss davon und rannte nach draußen. Steven wartete, bis der Junge bei dem Hund war, erst dann wandte er sich ab.
Ein paar Minuten später verließ er ebenfalls das Lokal.
„Wir können mal rüber zu meinem Büro gehen und nachsehen, ob schon alles fertig ist“, sagte er zu Matt, während er seine Brieftasche wegsteckte.
„Okay“, entgegnete Matt. „Aber Zeke hat das ganze Hundewasser ausgetrunken, siehst du?“ Zum Beweis hielt er die leere Backform hoch.
Er strich dem Jungen übers Haar und nickte. „Gut beobachtet. Was meinst du? Bist du groß genug, um auf der Herrentoilette an den Wasserhahn zu kommen und die Schale aufzufüllen? Und glaubst du, du kannst sie dann durch den ganzen Laden tragen, ohne etwas zu verschütten?“
Matt nickte und ging zur Tür, blieb jedoch noch einmal stehen und sagte zu ihm: „Dann pass du auf Zeke auf, bis ich wieder da bin.“
Zur Bestätigung deutete Steven ein Salut an.
Nachdem Matt zurückgekehrt war, machten sie sich zu Fuß auf den Weg zum Büro, das nicht weit vom Café entfernt lag.
Wie sich herausstellte, war es in einem guten Zustand. Die Leute von der Verwaltung hatten die Wände wie erbeten in einem gebrochenen Weißton gestrichen, und der
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