Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
fühlen, wenn er ganz allein hinten sitzen muss.“
Dem konnte Matt nichts entgegensetzen, immerhin ging es hier um das Wohl des Hundes. Also kletterte er zwischen den Vordersitzen nach hinten und seufzte nur ein paarmal leise, während Steven die Gurte festmachte.
„Dann wollen wir doch mal sehen, wie sich dieser Wagen fährt“, meinte Steven, nachdem er Matt angeschnallt hatte. Während er um den Truck herumging, um einzusteigen, rückte Zeke an den Jungen, wohl um ihn moralisch zu unterstützen. Für Steven bedeutete das, dass er im Rückspiegel nur den zotteligen Kopf des Hundes sehen konnte. Also musste er hinter sich greifen und Zeke irgendwie zur Seite schieben, was kein einfaches Manöver war.
Als sie endlich fahrbereit waren, überlegte Steven, ob es nicht vielleicht besser wäre, den Besuch in der Tagesstätte auf den nächsten Tag zu verschieben. Dann jedoch entschied er sich gegen eine Änderung ihrer Pläne. Außerdem war morgen Sonntag, und die Tagesstätte hätte geschlossen, sodass Matt vorab keinen Blick auf das werfen könnte, was ihn ab der nächsten Woche erwartete. Der Junge war fünf und neu in der Stadt, und Steven wollte jede sich bietende Gelegenheit nutzen, damit er sich frühzeitig in dieser noch fremden Umgebung orientieren konnte.
Auf dem Weg nach Stone Creek döste Matt ein, was für Zeke Anlass genug war, sich hinzulegen und ebenfalls zu schlafen. Die plötzliche Ruhe nahm ein jähes Ende, da der Hund so laut schnarchte wie eine Kettensäge, die einen Mammutbaum zerlegte.
Hund und Junge waren prompt wieder hellwach, als Steven den Wagen vor der Creekside Academy anhielt, einem lang gestreckten Flachbau aus dunkelroten Ziegelsteinen mit grünen Fensterläden und einem großen umzäunten Spielplatz mit Fahnenmast, an dem die amerikanische Flagge im Wind flatterte.
Zeke begann ausgelassen zu bellen, möglicherweise besaß er eine patriotische Ader.
Für einen Samstagnachmittag standen auf dem gepflasterten Parkplatz auffallend viele Fahrzeuge. Steven wusste, dass Creekside sechs Tage die Woche geöffnet war, aber die Einrichtung musste außerordentlich gut zu tun haben.
Er parkte den Truck neben dem schicken Nachbau eines MG Roadsters von 1954, dem er über die Schulter einen bewundernden Blick zuwarf, während er Matt aus dem Kindersitz half.
Sie führten Zeke kurz spazieren und brachten ihn zurück zum Truck. Er kletterte sofort wieder hinein und ließ sich seufzend auf die Rückbank sinken, wo er sein Nickerchen fortsetzte.
Elaine Carpenter, die Gründerin der Creekside Academy, begrüßte Steven und Matt am Empfang. Mit ihrem extrem kurzen Haarschnitt, dem mit Rüschen besetzten Baumwollkleid und den Riemchensandalen war sie eine interessante Erscheinung.
Steven stellte sich und Matt vor, und sie beugte sich vor, sah dem kleinen Jungen in die Augen und schüttelte ihm die Hand.
„Willkommen in der Creekside Academy, Matt“, sagte sie. „Ich weiß, es wird dir hier gefallen.“
Matt erwiderte die Begrüßung ebenso wie den Blick. „Sie erlauben bestimmt keine Hunde in der Schule, nicht wahr?“, fragte er verhalten.
Als Elaine sich aufrichtete, lächelte sie Steven zu, setzte dann aber eine bedauernde Miene auf, als sie sich wieder Matt zuwandte. „Leider nur an den Tagen, an denen jeder in den Unterricht mitbringen kann, was er den anderen Schülern zeigen möchte“, antwortete sie, dann hielt sie Matt wieder die Hand hin, die er ohne zu zögern ergriff. „Komm mit, ich zeige dir die Academy.“
„Wo sind alle?“, wollte er wissen. „Draußen stehen ganz viele Autos, aber hier sind gar keine Kinder zu sehen.“
Elaine deutete mit einer Kopfbewegung auf eine geschlossene Glastür gegenüber ihrem Schreibtisch. Hinter der Scheibe konnte Steven mehrere Personen ausmachen, vorwiegend Frauen, doch es war vor allem das Schild, das seine Aufmerksamkeit weckte.
T REFFEN DES P ARADEKOMITEES
15.00 U HR
H ELFT UNS , M ELISSA O’B ALLIVAN IN
UNSERER G RUPPE WILKOMMEN ZU HEISSEN !
Steven musste unwillkürlich lächeln.
Elaine führte ihn und Matt über das Gelände und zeigte ihnen die kleine Sporthalle, das Kunstzimmer und das Musikzimmer sowie die farbenfroh dekorierten Klassenräume.
Das Ganze war ein Paradies für Kinder, und Steven war sehr beeindruckt, trotzdem kreisten seine Gedanken zum Teil immer noch um das Schild an der Glastür, wobei er sich ausmalte, wie und wo er Melissa O’Ballivan willkommen heißen würde.
Zum Beispiel in seinem
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