Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Jahrhundert im Besitz von Melissas Familie. Ihr Bruder Brad lebte dort mit seiner Frau Meg, einer geborenen McKettrick, und der rasch größer werdenden Familie.
„Er hat den Laden neben der Reinigung angemietet“, fuhr J. P. fort. „Er ist Anwalt, wie Sie wissen, und wie ich gehört habe, wird er in Kürze sein Firmenschild draußen aufhängen.“
„Stone Creek könnte einen guten Anwalt gebrauchen“, entgegnete Melissa, die an dem Thema nur wenig Interesse hatte. Hatte sich J. P. etwa deshalb heute Morgen mit ihr treffen wollen? Um ihr zu erzählen, was er über Steven Creed wusste? „Seit Lou Spencer in Rente ist, müssen die Leute bis nach Flagstaff oder Indian Rock fahren, wenn sie einen Anwalt brauchen.“
J. P. trank laut schlürfend einen Schluck Kaffee. „Wie es heißt, plant Mr Creed, seine Dienste kostenlos anzubieten. Rechtsvertretung für Leute, die sich keinen Anwalt leisten können, und so weiter.“
Das ließ Melissa aufhorchen. Stone Creek war nicht gerade eine Brutstätte der Kriminalität, aber es gab regelmäßig Kläger und Beklagte zu vertreten. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten, was den Grenzverlauf zwischen den Grundstücken oder Wasserrechte anging, und Sheriff Parker erwischte gelegentlich einen betrunkenen Autofahrer. Außerdem schienen ein paar Jugendliche in der Stadt geradewegs auf eine Karriere hinzuarbeiten, die sie mit dem Gesetz in Konflikt bringen musste.
„Interessant“, murmelte Melissa, die ein leichtes Unbehagen verspürte, das sie aber nicht näher bestimmen konnte, da es mit irgendeiner schemenhaften Erinnerung zu tun hatte. Was Mr Creed anging, neigte sie persönlich dazu, selbst ernannten Wohltätern mit Skepsis zu begegnen, denn aus eigener Erfahrung wusste sie, dass die meisten von ihnen bestimmte Absichten verfolgten. Gleichzeitig freute es sie, dass Steven Creed sich nicht nur auf Durchreise befand, um sich irgendwo niederzulassen, wo es angesagter war, zum Beispiel in Scottsdale oder Sedona.
Ihr fiel das Kind ein, das mit dem pechschwarzen Haar wie das absolute Gegenteil zu Creed aussah, dessen Locken eher die Farbe von Karamell hatten.
„Der Junge muss dann wohl nach der Mutter kommen“, überlegte sie laut.
„Der Junge?“, wiederholte J. P. verwundert, dann ging ihm ein Licht auf. „Ach so, der Junge. Er heißt Matthew, ist fünf Jahre alt und adoptiert.“
Es erstaunte Melissa, dass J. P. so viel über Creed wusste, doch dann fiel ihr ein, dass Carpenters jüngste Tochter Elaine nach ihrer Scheidung vor zwei Jahren nach Stone Creek zurückgekehrt war und die Creekside Academy eröffnet hatte, eine private Vorschule, die das ganze Jahr geöffnet war. Zweifellos hatte Creed den Jungen dort angemeldet, und Elaine hatte ihrem Vater alles darüber brühwarm weitererzählt.
„Und es gibt keine
Mrs
Creed“, fügte J. P. noch hinzu.
Laut Elaine – sie und Melissa waren gemeinsam zur Schule gegangen – saß ihr Vater ihr seit der Scheidung und der Rückkehr in ihre Heimatstadt damit im Nacken, dass sie häufiger ausgehen, mehr unter Leute kommen und sich einfach öfter verabreden sollte. „Als ob es in Stone Creek von Singles nur so wimmeln würde“, hatte Elaine ihr erst vor ein paar Tagen gesagt, als sie sich im Drugstore über den Weg gelaufen waren.
Melissa, die seit über einem Jahr kein Date mit einem Mann mehr gehabt hatte, konnte nur zu gut mit Elaine mitfühlen. Ob Ashley, Olivia oder Brad – einer der drei ging ihr ständig damit auf die Nerven, öfter auszugehen, um die wahre Liebe zu finden. Dabei hatten ihre Geschwister alle gut reden, Brad war mit Meg zusammen, Olivia mit Tanner und Ashley mit Jack. Die unausgesprochene Frage schien zu lauten:
Was stimmt mit dir nicht, Melissa? Wann wirst du dich endlich aufraffen, um dir einen Mann zu schnappen
?
Ihr Stirnrunzeln bemerkte J. P. aber entweder nicht, oder er ignorierte es absichtlich. Er stand auf und warf seinen leeren Pappbecher mit dem Schwung eines deutlich jüngeren Manns in den Papierkorb. Während seiner Zeit auf der Highschool und am College war Carpenter ein Basketball-Star gewesen, hatte sich jedoch für eine Karriere als Anwalt entschieden. „Okay“, meinte er gut gelaunt. „Dann erkläre ich unsere Besprechung hiermit für beendet.“
„Das war eine Besprechung?“, wunderte sich Melissa, die am liebsten gesagt hätte: Ich schlinge ein halbes Sandwich runter, das ich mir nur einmal in der Woche gönne, nur damit Sie mir erzählen, dass Steven Creed Single
Weitere Kostenlose Bücher