Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
KAPITEL
D ie Morgendämmerung überzog den Himmel mit roséfarbenen und goldenen Streifen, als Melissa aufstand und keinen Laut von sich gab, um Steven nicht zu wecken. Sie hob ihr Kleid auf und zog es schnell über.
Der gesunde Menschenverstand riet ihr, den Bus zu verlassen, solange die Chancen noch gut standen, von niemandem gesehen zu werden. Auf keinen Fall wollte sie Brad oder Meg in die Arme laufen, wenn sie Matt zu Steven zurückbrachten. Trotzdem konnte sie nicht widerstehen, sich über Steven zu beugen und ihm einen Abschiedskuss auf die Stirn zu hauchen. Doch als sie das tat, legte er auf einmal die Hände auf ihre Schultern und zog sie zu sich herunter.
Im ersten Moment stieß sie vor Schreck einen Schrei aus, als sie auf ihm landete, doch dann lachte sie und richtete sich auf.
Steven gähnte gemächlich und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er sie mit einem verwegenen Funkeln in den Augen betrachtete. „Musst du schon gehen?“, fragte er.
„Schon?“, gab sie zurück. „Ich bin gestern Abend um sechs Uhr gekommen, und jetzt geht bereits die Sonne auf. Ich hätte schon vor Stunden gehen sollen.“
„Ich bin froh, dass du’s nicht gemacht hast.“
Sie lächelte, weil sie sich so gut fühlte. „Ich bin auch froh“, gab sie zu. „Trotzdem muss ich jetzt los. Alle meine Nachbarn werden mich wahrscheinlich sehen, wenn ich zu Hause ankomme, außerdem muss ich in ein paar Stunden wieder im Büro sein.“
„Ja, ich weiß“, seufzte er. Draußen im Flur winselte Zeke nervös. „Der Hund muss raus“, ergänzte er, setzte sich auf und wollte eben die Bettdecke zur Seite schlagen.
Da Melissa nur zu gut wusste, was sich unter dieser Decke befand, machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte nach draußen in den Flur. „Komm mit, Kumpel“, forderte sie den Hund auf. „Ich lass dich raus.“ Zeke folgte ihr, während sie aus dem Schlafzimmer Stevens Lachen hörte.
Kurz darauf tauchte er in der Tür nach draußen auf und trug nur seine Jeans, die auch noch schief geknöpft war. Melissa hatte darauf gewartet, dass Zeke sein Geschäft erledigte und dann in den Bus zurückkehrte, damit sie die Tür hinter ihm schließen konnte, bevor sie sich auf den Weg in die Stadt machte. Stevens Anblick brachte ihre Entschlossenheit allerdings ein wenig ins Wanken.
Muss er so verdammt gut aussehen, und das, obwohl er gerade erst aufgestanden ist?
Er hatte nicht geduscht, war weder rasiert noch gekämmt, und doch verzehrte sie sich bei seinem Anblick schon wieder nach ihm.
„Wir telefonieren später, okay?“, fragte er und fuhr sich durchs Haar.
Sie wusste noch genau, wie seidig sich seine Haare zwischen ihren Fingern angefühlt hatten. „Okay. Und danke für …“ Sie unterbrach sich, da ihre Wangen zu glühen begannen. „Danke für das Abendessen.“
Er grinste sie an. „Danke, dass du gekommen bist“, erwiderte er.
Ihr ganzes Gesicht schien in Flammen zu stehen. Ganz sicher würde er von ihr kein „Gern geschehen“ zu hören bekommen. „Okay“, wiederholte sie stattdessen nur und ging zu ihrem Wagen, während der Hund zu Steven lief.
Obwohl sie Gas gab, hatte der Fahrtwind ihr Gesicht erst abgekühlt, als sie die Stadtgrenze erreichte. Als sie in die Stadt fuhr, bemerkte sie, wie auffällig ihr Roadster war. Würde sie irgendeinen Kompaktwagen oder irgendeine Limousine fahren, wäre man nicht so schnell auf sie aufmerksam geworden. So dagegen …
Sie drückte den Rücken durch und atmete tief die frische Morgenluft ein, während sie versuchte, klar und vernünftig zu denken. Sie war mit Dan zusammen gewesen, und das hatte auch jeder in der Stadt gewusst. Warum machte sie sich dann solche Sorgen, dass jemand davon erfahren könnte, dass sie die Nacht mit Steven verbracht hatte? Dass ihr das nicht peinlich war und sie sich deswegen auch nicht schämte, daran gab es keinen Zweifel. Aber woran lag es dann?
Melissa brauchte nicht lange, um die Antwort herauszufinden. Ihre Zeit mit Steven war kostbar und daher etwas für sie ganz allein. Sie brauchte erst mal eine Weile, um alles zu verarbeiten und damit sie verstand, was passiert war.
Na dann viel Glück, ging es ihr durch den Kopf.
Auf dem Weg durch die Stadt achtete sie peinlich genau darauf, das Tempolimit nicht zu überschreiten, denn was sie jetzt ganz und gar nicht gebrauchen konnte, war ein Sheriff Tom Parker, der sie rechts ran winkte, um ihr einen Strafzettel zu überreichen.
Zu Hause parkte sie den Wagen in ihrer
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