Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
hatte sie sitzen lassen.
    Punktum.
    Während der langen Fahrt nach San Antonio, wo Lisa damals lebte, hatte Brody sich mit jeder Faser seines Körpers nach Carolyn gesehnt und nicht nach der Frau, zu der er inseinem zerbeulten Pick-up auf dem Weg war, nicht nach dem Leben, das sie sich zusammen aufbauen würden, er und Lisa und das Kind.
    Vor Lisas Anruf war er kurz davor gewesen, Carolyn zu sagen, dass er sie liebte und sie heiraten wollte. Sobald sie sich eingerichtet hatten, wollte er eine Familie gründen.
    Auch mit seiner Familie wollte er sich aussöhnen und sich, sofern er ihnen willkommen war, auf der Ranch häuslich niederlassen.
    Zum Glück, dachte Brody bei der Erinnerung an seine weit zurückliegenden guten Absichten, war er vernünftig genug gewesen, sich über diesen naiven Impuls hinwegzusetzen. Er und Carolyn hatten sich damals erst seit etwa zehn Tagen gekannt, und das reichte einfach nicht, um etwas Ernsthaftes anzufangen.
    In San Antonio fuhr er zu Lisas kleinem Mietshaus, lud ihre wenigen Habseligkeiten in seinen Pick-up und fuhr auf direktem Weg mit ihr nach Las Vegas. Innerhalb weniger Tage waren sie Mann und Frau und zogen von Rodeo zu Rodeo.
    Nach Brodys Meinung waren sie ziemlich glücklich zusammen. Besonders als das Baby auf der Welt war.
    Die Ehe hatte seine Schwäche für Carolyn allerdings nicht geheilt. Er war etwa einen Monat mit Lisa zusammen, als er eines Abends in einer Bar, nachdem er mit seinen Rodeo-Kumpanen zu viel Bier getrunken hatte, ein Münztelefon suchte und Davis’ und Kims Nummer wählte, ohne die geringste Hoffnung, dass Carolyn sich melden würde.
    Inzwischen hatte sie ihren Haushüterjob bestimmt abgeschlossen und war weitergezogen, aber er musste es zumindest versuchen. Falls Kim den Hörer abnahm, wollte er sie fragen, wie Carolyn zu erreichen war. Andernfalls hätte er keine Möglichkeit, zu der Frau, die er immer noch liebte, Kontakt aufzunehmen.
    Doch wie durch ein Wunder meldete Carolyn sich tatsächlichselbst. Seine Tante und sein Onkel waren wieder einmal unterwegs, informierte sie ihn. Dann schwieg sie und wartete auf eine Erklärung seinerseits.
    Und die wollte er ihr auch geben, doch dazu kam es nicht. Brody brachte keinen Ton heraus. Am Ende stieß er nur die völlig unzulängliche Floskel „Es tut mir leid“ hervor.
    Daraufhin hatte Carolyn aufgelegt, völlig zu Recht. Brody stand im Flur der Spelunke, den Hörer noch in der Hand, die Stirn an die mit Graffiti beschmierte Wand gelehnt. Ihm war, als hätte ihm jemand einen Hieb in den Magen versetzt.
    Nach dieser Nacht reduzierte er seinen Alkoholkonsum auf ein Minimum. Er wusste, dass Lisa ihn liebte, und beschloss auf der Stelle, sie ebenfalls zu lieben. Und wenn es sein Tod wäre.
    Es kostete ihn einige Mühe, doch mit der Zeit empfand er wirklich etwas für seine hübsche junge Frau, besonders nachdem ihr Sohn Justin geboren war. Wenn Brody den Kleinen nur ansah, hätte er alles für ihn getan – alles für ihn aufgegeben.
    Und er hatte einiges aufgegeben, worauf er früher nicht hätte verzichten wollen.
    Carolyn.
    Den alten, müden Traum, nach Hause zu gehen, sich mit seiner Familie auszusöhnen und sich als Rancher niederzulassen. Er wollte Justin seinen Verwandten vorstellen, hatte aber eine Heidenangst davor, Carolyn über den Weg zu laufen. Darum hielt er sich fern.
    Diese Entscheidung würde er wohl sein Leben lang bereuen, denn drei Wochen vor seinem zweiten Geburtstag starben Justin und Lisa bei einem Autounfall.
    Der Schmerz über den Verlust war so frisch wie eh und je, und auch jetzt noch brach Brody fast darunter zusammen. Nach dem Unfall ritt er kein Rodeo mehr und trank ein ganzes Jahr lang Unmengen Alkohol.
    Irgendwann wurde er wieder nüchtern. Doch sein Zorn aufdie Welt blieb, ebenso wie seine Scham. Jetzt, da er sein Zuhause und seine Familie dringender denn je benötigte, versagte er sich beides – vermutlich um sich selbst zu bestrafen.
    Wäre er an jenem schicksalhaften Abend nicht unterwegs gewesen, um Bullen zu reiten, hätte er am Steuer des Wagens gesessen, nicht Lisa. Vielleicht hätte er dem betrunkenen Geisterfahrer ausweichen können, der Lisa mit überhöhter Geschwindigkeit entgegengekommen war.
    Und hätte er seine Frau und seinen Sohn nach Hause gebracht, wohin sie gehörten, wäre es vielleicht nie zu dieser größten Tragödie seines Lebens gekommen.
    Immer geht es um Entscheidungen, überlegte Brody und zwang sich, in die Gegenwart zurückzufinden. Die

Weitere Kostenlose Bücher