Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
ihreKurzbiografie ins Internet stellte, ging sie schließlich keine lebenslängliche Verpflichtung ein, sondern nahm nur eine Möglichkeit wahr, das Terrain zu sondieren.
    „Das kannst du“, sagte sie streng zu sich selbst.
    Jetzt musste sie nur noch an ihr eigenes Motto glauben.

3. KAPITEL
    B rody blickte wehmütig auf sein halb fertiges Haus und schwang sich aus dem Sattel – der Stall hatte provisorische Boxen und ein vorläufiges Dach, sodass Moonshine zumindest im Trockenen stand.
    Es war Abenddämmerung – die einsamste Zeit überhaupt.
    In der Stadt und draußen auf dem Land, wo ein Dutzend oder mehr Farmen und Ranchs verstreut lagen, schauten Leute in die Briefkästen unten an der Straße oder ritten nach vollbrachtem Tagewerk von den Feldern nach Hause, wo sie von lächelnden Ehefrauen, lärmenden Kindern und bellenden Hunden in Empfang genommen wurden. In den Küchen klapperten fröhlich Töpfe, Pfannen und Geschirr, und Essensdüfte hingen in der Luft.
    So zumindest hatte Brody es aus seiner Kindheit in Erinnerung.
    Damals hatte Kim Brot gebacken und Hühnchen in echtem Schmalz gebraten. Sie kochte grüne Bohnen mit Speck und Zwiebelwürfeln, und ins Kartoffelpüree kamen gute Butter und Vollmilch. Gewöhnlich rumpelte in dem kleinen Raum direkt neben der Küche noch eine letzte Wäscheladung in der Waschmaschine, denn „Kims Männer“ – Davis, Conner, Brody und im Sommer auch Steven – verbrauchten Unmengen frischer Kleidung.
    Seufzend führte Brody Moonshine in die halb fertige Unterkunft, brachte ihn in eine der zwölf Boxen und nahm ihm Sattel, Zaumzeug und Decke ab. Er füllte seine Raufe und vergewisserte sich, dass die Tränke funktionierte. Außerdem nahm er sich Zeit, um das Tier ausgiebig zu striegeln und die Hufe auf Steinchen oder Zweige zu untersuchen. Die Deckenlampen waren noch nicht angeschlossen, doch bei dieser Arbeit brauchte er kein Licht. Brody hatte sein Leben lang Pferde und andere Tiere versorgt – wahrscheinlich hätte er dasauch im Schlaf erledigen können.
    Bevor er die Box verließ und zum Tor ging, das aus nichts als einem großen holzgerahmten Rechteck aus Dämmerlicht bestand, klopfte er Moonshine auf die Flanke. Das Holz roch immer noch frisch und nach Pech. Brody nahm den Hut ab, legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel.
    Er war blauviolett, dieser Himmel, durchzogen mit Nuancen von Grau, Schwarz und Marineblau. Das letzte schwindende, apricotfarbene Licht säumte die Baumwipfel. Ein Dreiviertelmond, der tagsüber schon geisterhaft sichtbar gewesen war, schimmerte zaghaft zwischen den ersten Sternen auf.
    Etwas Bittersüßes regte sich in Brodys Brust, zart und rau zugleich, ein widersprüchliches Gefühl, gemischt aus Schmerz und Freude und einem Wirrwarr anderer Emotionen, die er nicht benennen konnte.
    Er fragte sich, wie er es fern von Lonesome Bend je so viele Jahre lang ausgehalten hatte, fern von diesem Land und seinen Menschen. Seine Seele war in diesem Land verwurzelt wie ein unsichtbarer Baum. Sie war an das Felsgestein gefesselt und zerrte an ihm, zerrte an ihm, ganz gleich, wo er ging und stand.
    Dies hier war der einzige Ort, an dem er sein wollte.
    Doch das hieß nicht, dass es nicht manchmal wehtat, hier zu sein.
    Mit dem Gefühl, auf seine alten Tage doch ein bisschen kauzig zu werden, grinste er, setzte den Hut wieder auf, schlug den Kragen seiner Jeansjacke gegen die Kühle eines Frühlingsabends im Hochland hoch und betrachtete das Haus, das er in seinem Kopf schon baute, solange er denken konnte. Er hatte den Grundriss einzelner Zimmer bereits viele Tausend Mal gezeichnet, auf Papierservietten in Straßencafés, auf der Rückseite eines Werbezettels für irgendein Kleinstadtrodeo oder Stockcarrennen und manchmal sogar auf eigens zu diesemZweck gekauftem Papier.
    Und jetzt sah er es vor sich: ein Entwurf, der zum Leben erwachte und zu einem richtigen Haus wurde.
    Blieb die Frage, ob es auch ein Zuhause sein würde?
    Brody sah sich um und notierte im Geist, was erledigt und was noch zu tun war. Der Unterboden war komplett verlegt, die Mauerpfeiler standen, das Dach war fertig. Die Küche – das Herzstück eines jeden Landhauses – war groß, mit Kathedralendecke und Dachfenstern. Sie bot Platz für einen riesigen Restaurantherd mit etlichen Kochstellen. Der massive doppelseitige Kamin aus Steinen von den Feldern und Wiesen rings um Lonesome Bend und vom Flussufer wartete auf prasselndes Feuer. Nur noch die Eisenteile fehlten.
    Im

Weitere Kostenlose Bücher