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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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einmal.
    Er machte sich aus dem Staub.
    Carolyns Blick glitt über die Gegend, und sie seufzte. Wer konnte ahnen, dass dieser Kerl sein eigenes Muster durchbrach, dieses Mal blieb und das Land kaufte, das Tricias Vater Joe McCall gehört hatte, und es der Ranch seiner Familie angliederte.
    Trotzdem war es anfangs nicht sonderlich schwierig gewesen, Brody aus dem Weg zu gehen, so klein die Stadt auch war. Und er hatte zweifellos auch sein Bestes getan, um einen weiten Bogen um sie zu machen.
    Dann verliebten sich Tricia und Conner, und alles änderte sich.
    Als Tricias Freundin und irgendwann auch Geschäftspartnerin war Carolyn an jedem Treffen auf der Creed-Ranch beteiligt, und weil die Creeds sehr gesellig waren, mit dem Hang, die Feste zu feiern, wie sie fielen, traf man sich häufig. Selbst in den seltenen Monaten ohne rot gekennzeichnete Feiertage im Kalender fand regelmäßig ein Picknick, ein Grillabend, ein Ausritt, ein gemeinsames Essen oder irgendeine Party statt.
    Meistens nahm Carolyn daran teil und versuchte sich zu amüsieren, doch dann war auch Brody zwangsläufig irgendwoin der Nähe. Er sprach selten mit ihr, sah sie oft nicht einmal an, aber anwesend war er trotzdem – eine stille, aber dynamische Präsenz, die zu ignorieren sie sich größte Mühe gab.
    Das allein erforderte schon ein Höchstmaß an Konzentration. Und diese Anstrengung nervte sie, allerdings blieb ihr nichts anderes übrig, es sei denn, sie selbst wollte ihre Zelte abbrechen und die Stadt verlassen.
    So wartete Carolyn darauf, dass sie über Brody hinwegkam.
    Dass sie über den Schmerz hinwegkam.
    Dass er aufhörte, ihr so viel zu bedeuten.
    Darauf wartete sie bis heute.
    Tief atmete Carolyn ein. Über ihr schwebte ein Falke und ließ sich auf einem unsichtbaren Luftstrom treiben. Kleines Getier raschelte im Gras.
    Und unter alldem hörte Carolyn das stetige Tick-Tick-Tick ihrer biologischen Uhr.
    Sie war über zweiunddreißig und wurde nicht jünger.
    Wie lange konnte sie noch darauf warten, dass das Schicksal ihre Träume von einem Heim und einer Familie erfüllte?
    Während sie Blossoms langen verschwitzten Hals tätschelte, schüttelte sie den Kopf als stumme Antwort auf ihre eigene Frage.
    Sie hatte genug Zeit damit vertan, auf den sprichwörtlichen Prinzen und sein schneeweißes Ross zu warten, der sie in sein Märchenreich entführte und mit dem sie glücklich war bis ans Ende ihrer Tage.
    Und natürlich hatte sie darauf gehofft, dass eine große Leidenschaft dazugehören würde. Aber die hatte sie mit Brody erlebt – ganze anderthalb Wochen lang.
    Und was hatte ihr das eingebracht? Ein gebrochenes Herz, sonst nichts.
    Offenbar war eine Liebe wie in all diesen Märchen, in denen sie sich als Kind verloren hatte, einfach nicht für sie vorgesehen.Manche Menschen erlebten sie – Tricia und Conner und noch ein paar –, aber das waren wahrscheinlich seltene Glückstreffer.
    Sie konnte wünschen, solange sie wollte, die Erfüllung besagter Wünsche lag in ihrer eigenen Hand. Niemand würde je einen Zauberstab schwingen und Träume für sie wahr werden lassen. Es war Zeit, etwas zu unternehmen, tätig zu werden.
    Sanft zog sie die Zügel an, damit Blossom aufhörte zu grasen, und setzte in Gedanken versunken ihren einsamen Ausritt fort.
    Bisher hatte Carolyn sich beharrlich geweigert, sich bei einer dieser Online-Singlebörsen anzumelden, aus Angst, einen Serienmörder, Bigamisten oder Betrüger anzulocken, der erpicht auf einen Auftritt in America’s Most Wanted war. Doch angesichts einer Statistik, die sie kürzlich gelesen hatte und nach der zwanzig Prozent aller Liebesbeziehungen über eine Partnervermittlungs-Website zustande kamen, war sie bereit, eventuell umzudenken.
    Oder, präziser ausgedrückt: Sie war bereit, zum Umdenken bereit zu sein.
    In Denver wimmelte es sicher von netten Männern auf der Suche nach einer Partnerin. Vielleicht liefen sogar in Lonesome Bend ein paar heiratswütige Burschen herum.
    Es war nicht so, dass es unbedingt ein Arzt, Anwalt oder Indianerhäuptling sein musste. Sie würde sich mit einem reifen Mann zufriedengeben, einem Erwachsenen mit Sinn für Humor und fester Anstellung.
    Der Ausdruck „zufriedengeben“ bohrte sich wie ein Widerhaken in ihr Herz.
    Carolyn atmete ein paarmal tief durch, bevor sie und Blossom gemächlich den Rückweg zu Kims und Davis’ Stall antraten. Ich will mich ja nicht als Braut per Katalogbestellung anbieten, beschwichtigte sie sich. Wenn sie ihr Foto und

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