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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Augenwinkel sah Brody, wie Carolyns Gesicht sich zuerst rosig und dann mauvefarben färbte. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass Kim vor Gott und der Welt die Neuigkeit ausplauderte.
    Brody hätte am liebsten gelacht. Und mit der Flinte vor Carolyns Tür Posten bezogen, um keinen Mann zu ihr durchzulassen.
    „Hoppla“, sagte Kim und riss die Augen auf. Dabei wusste jeder, dass sie absichtlich geplaudert hatte. „Entschuldigung.“
    Davis warf seiner Frau einen Blick zu.
    Carolyn, immer noch rot, schlug die Augen nieder und gab nicht einmal mehr vor, zu essen.
    Lässig beugte Brody sich vor, griff nach der nächsten Weinflasche und füllte ihr Glas noch einmal. Mit einem Ausdruck von Verzweiflung gepaart mit Dankbarkeit sah sie ihn an und leerte das Glas mit wenigen Schlucken.
    Die Situation bot nach Brodys Erachten zumindest einen Lichtblick. Jetzt hatte er einen triftigen Grund, Carolyn nach Hause zu fahren. Denn sie war offensichtlich nicht mehr in der Lage, sich hinters Steuer zu setzen.
    Ein verlegenes Schweigen machte sich breit, lediglich unterbrochen vom Klappern des Bestecks auf bunten Keramiktellern.
    „Das finde ich wunderbar“, unterbrach Tricia schließlich das Schweigen. „Die Partnerbörse, meine ich. Immer mehrMenschen finden heutzutage ihren Seelenverwandten im Internet. Ja, die Statistik …“
    Carolyn wirkte inzwischen dermaßen elend, dass sie Brody leidtat. Sie schluckte verkrampft, hob das Kinn und fiel Tricia mutig ins Wort. „Es ist nur eine Mitgliedschaft auf Probe. Ich war einfach neugierig.“
    „Es wimmelt nur so von Kerlen, die sie kennenlernen wollen“, erzählte Kim begeistert, die sich zunehmend für das Thema erwärmte.
    Eine weitere Weinflasche wurde geöffnet und herumgereicht.
    Carolyn ließ etwas in ihr Glas schwappen und mied Brodys Blick, als sie die Flasche an ihn weiterreichte.
    „Meinst du wirklich, du solltest noch mehr …“, fragte er sie freundlich.
    Endlich sah Carolyn ihn an. Ihre Augen blitzten wie ein Warnsignal auf der Autobahn, so wütend war sie.
    So schön war sie.
    „Ich bin volljährig, Brody Creed“, sagte sie leicht schleppend.
    Die anderen unterhielten sich. Es war wie ein fernes Summen, wie ein Radio, das im Nachbarhaus oder eine Straße weiter lief, die Worte blieben unverständlich.
    „Außerdem“, fuhr sie lebhaft fort, bevor er etwas antworten konnte, „habe ich nur zwei Gläser getrunken.“
    „Fünf“, sagte Brody leise, „aber wer wird denn zählen?“
    „Normalerweise trinke ich nicht so viel“, informierte sie ihn beiläufig.
    „Iss noch ein Tamale“, riet Brody ihr leise, obwohl es immer noch so schien, als befänden sie sich in einer separaten Sprechblase, während der Rest der Gesellschaft sich irgendwo am Rande bewegte.
    „Ich will kein Tamale“, erklärte Carolyn.
    „Dir wird schlecht, wenn du nichts isst“, warnte Brody sie.Seit Stevens und Melissas letztem Besuch, bei dem er die Zwillingssöhne seines Cousins gefüttert hatte, hatte er nicht mehr in diesem lockenden Tonfall geredet. Damals hatte er mit Engelszungen reden müssen, damit sie die Mündchen öffneten und von den pürierten grünen Bohnen aßen.
    „Das ist mein Problem, nicht deins“, erwiderte Carolyn steif.
    „Hier bei uns gibt einer auf den anderen acht“, kam die unverdrossene Antwort.
    Sie schnaubte durch die Nase und versuchte, die wieder kreisende Weinflasche in ihren Besitz zu bringen, doch Brody kam ihr zuvor und gab sie weiter.
    Das machte Carolyn wütend. Wieder stieg ihr die Röte in die Wangen, und ihre Augen blitzten, als stünde wegen Überbelastung ein Kurzschluss bevor.
    Brody sah sie lediglich eindringlich an. „Iss“, sagte er.
    Mürrisch stach sie mit der Gabel zu und aß ein winziges Stückchen Tamale. „Bitte schön“, sagte sie, nachdem sie gekaut und geschluckt hatte. „Zufrieden?“
    Er schenkte ihr sein Grinsen, dieses charmante Grinsen, das ihm manchmal seine Wünsche erfüllte und manchmal eine Ohrfeige einbrachte. „Nein“, sagte er gedehnt. „Du?“
    Eine Sekunde lang sah es so aus, als sollte es dieses Mal die Ohrfeige sein.
    Letztlich jedoch war Carolyn zu durcheinander und beschwipst, um angemessen zu reagieren. Sie blinzelte einmal, zweimal, als wäre sie überrascht zu sehen, wo sie sich befand, und schwankte kaum merklich auf ihrem Stuhl.
    „Ich möchte nach Hause“, verkündete sie.
    Brody schob seinen Stuhl zurück, stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. „Das ist eine gute Idee“,

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