Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
erwiderte er leichthin. „Fahren wir.“
Kim und Davis, Conner und Tricia nahm er als homogene Gruppe wahr, die mit belustigten Mienen um den Tisch saß,sich aber nicht äußerte.
„Ich muss mich wohl von dir chauffieren lassen?“
„Ich glaube, schon. Wir nehmen meinen Pick-up. Irgendwer kann deinen Wagen später in die Stadt fahren.“
Carolyn, eben noch lebhaft und entschieden, wirkte plötzlich ratlos. „Aber was wird aus dem Abwasch und …“
„Davis und Conner können aufräumen.“ Brody schob eine Hand unter ihren Ellbogen, half ihr auf die Füße und führte sie fort vom Tisch in die Küche. Barney folgte ihnen dicht auf den Fersen.
Als sie beim Pick-up ankamen, half er ihr auf den Beifahrersitz, sorgsam darauf bedacht, ihr das Gefühl zu vermitteln, dass es ihr aus eigener Kraft gelang.
Barney nahm seinen Platz auf der Rückbank der Fahrerkabine ein.
Sobald Brody hinterm Steuer saß, ließ er die Fenster an der Fahrer- und Beifahrerseite zur Hälfte herab. Carolyn konnte gar nicht genug frische Luft bekommen.
„Morgen früh wirst du dich selbst hassen“, sagte er leichthin, als sie in Richtung Tor und Straße zur Stadt fuhren.
Es war als Scherz gemeint, doch Carolyns Seufzer war so tief, dass es ihn schmerzte und er sich wünschte, den Mund gehalten zu haben.
„Vielleicht dauert es nicht einmal so lange“, erwiderte sie traurig. „Ich bin … ich bin es nicht gewohnt zu trinken und ich … na ja, ich bin es einfach nicht gewohnt.“
Brody griff nach ihrer Hand und drückte sie kurz. „Das ist kaum zu übersehen“, sagte er sanft.
„Ich komme mir so bescheuert vor“, flüsterte Carolyn und sah ihn nicht an.
„Lass es“, sagte Brody.
„Du findest mich sicher erbärmlich“, fuhr sie fort und starrte durch die Frontscheibe.
„Nichts dergleichen“, versicherte Brody ihr.
„Mich zu betrinken. Mich bei einer Partnerbörse anzumelden …“
Bevor er sich dazu äußern musste, wandte sie sich ihm zu und sah ihn an. Sie war erbsengrün im Gesicht.
„Stopp!“, keuchte sie. „Mir wird …“
Brody hielt an, und Carolyn stieß die Tür auf.
„Übel“, vervollständigte sie ihren Satz.
Und dann war ihr übel.
5. KAPITEL
W enn ich mit Absicht geplant hätte, bei Brody Creed einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, überlegte Carolyn, als sie ihr bleiches Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken betrachtete, hätte ich es nicht besser machen können.
Zunächst einmal hatte sie, weil sie sprichwörtlich nur noch ein Nervenbündel war, zu viel Wein zum Essen getrunken. Und dann hatte sie sich mit Glanz und Gloria vor den Augen des Mannes übergeben. Hatte einfach den Kopf aus der Pick-up-Tür gesteckt und an den Straßenrand gekotzt wie jemand, der aufgegriffen und zur Entziehungskur gekarrt wurde.
„Sehr eindrucksvoll“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu.
Als sie das Schauspiel vor ihrem inneren Auge Revue passieren ließ, schloss Carolyn die Augen und schämte sich von Neuem. Brody hatte mit besonnener Freundlichkeit reagiert, ihr ein Päckchen Feuchttücher gereicht und noch zwei Streifen alten harten Kaugummi mit Zimtgeschmack draufgelegt.
Hinterher hatte sie sich so geschämt, dass sie ihn nicht ansehen konnte. Sie hatte gehofft, er würde sie einfach zu Hause absetzen, mitsamt seinem Hund weiterfahren und sie in Ruhe in ihrer Verzweiflung schwelgen lassen.
Doch statt sie ihrem Elend zu überlassen, hatte er Barney befohlen, sich nicht von der Stelle zu rühren, darauf bestanden, Carolyn beim Aussteigen zu helfen, und sie nicht nur durchs Tor und über den Hof, sondern auch die Außentreppe hinauf bis vor ihre Tür zu geleiten.
„Ich komme jetzt zurecht“, hatte sie auf dem Treppenabsatz gesagt. Sie konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen. „Wirklich, ich …“
Brody hatte sanft ihr Kinn umfasst; und so übel ihr auch war, durchfuhr sie die Mischung aus Zärtlichkeit und Kraft inseiner Berührung dennoch wie ein Stromstoß. „Ich bleibe lieber ein bisschen, bis ich sicher bin, dass es dir gut geht“, erwiderte Brody sachlich.
Obwohl Carolyn inzwischen schmerzlich nüchtern war, brachte sie nicht die Kraft auf, einen aussichtslosen Kampf zu führen. Sie schloss einfach die Tür auf und ließ zu, dass Brody ihr in die Wohnung folgte.
Winston hockte auf der Fensterbank und empfing ihn mit gesträubtem Fell und einem Fauchen.
„Wie du meinst, Katze“, sagte Brody. „Ich bin hier, ob es dir passt oder nicht, also finde dich damit
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