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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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stattfinden würde.
    Kommt Carolyn zum Essen oder nicht?
    Er hoffte es.
    Und er hoffte es nicht.
    „Du und Carolyn, ihr erinnert mich an die beiden“, bemerkte Davis mit einem Augenzwinkern.
    Das ließ Brody aufhorchen. Er drehte sich auf seinem Stuhl um und musterte seinen Onkel mit schmalen Augen. „Was soll das denn heißen?“
    „Genau das, was ich gesagt habe. Du kennst mich, mein Sohn. Ich sage immer, was ich denke.“
    Tricia schlug mit einem Geschirrtuch nach Conner, der lachte. Die Hunde fingen an zu bellen, während Kim versuchte, sie alle zum Schweigen zu bringen.
    Es war ein fröhliches Chaos.
    Es war Familienleben.
    Wieder einmal empfand Brody die bittersüße Gefühlsmischung aus Dankbarkeit und Einsamkeit.
    „Gib euch eine Chance, Junge“, riet Davis ihm leise, schobseinen Stuhl zurück und ging zur Hintertür. Sein Onkel konnte seit jeher Brodys Gedanken lesen, und das hatte sich nicht geändert.
    Wegen des Gebells und der Beschwichtigungsversuche, des Klatschens von Geschirrtüchern und des fröhlichen Lachens hatte Brody das Auto nicht kommen hören, wohl aber Davis.
    Er öffnete die Tür, als Carolyn gerade eine Hand hob, um anzuklopfen.
    In ihrer schwarzen Jeans und der hauchzarten weißen Bluse wirkte sie schüchtern und lieb. Ihr sonnengesträhntes Haar war zu einem französischen Zopf geflochten, und wenn Brody nicht alles täuschte, hatte sie sogar ein bisschen Make-up aufgelegt.
    „Hi“, sagte sie mit etwas unsicherer Stimme zu Davis, drückte ihm eine große Plastikbox in die Hand und würdigte Brody keines Blickes. „Ich habe Nudelsalat mitgebracht. Aus der Feinkostabteilung im Supermarkt, aber er ist wirklich gut.“
    „Prima“, sagte Davis belustigt in seinem Cowboytonfall. „Komm rein und fühl dich wie zu Hause.“
    Conner und Tricia unterbrachen ihre Vorbereitung aufs Vorspiel, um Carolyn zu begrüßen – Conner mit einem Lächeln, Tricia mit einer Umarmung. Als Kim sich ihnen anschloss, war es wie bei der Familienzusammenführung in einer Realityshow.
    Brody konnte nichts weiter tun als warten, doch immerhin entsann er sich seiner Manieren so weit, dass er in der Gegenwart einer Dame aufstand.
    Carolyn musste sich geradezu zwingen, ihn endlich anzusehen. Ihre Wangen wurden rosig, und, verdammt noch mal, sie sah gut aus.
    „Hallo, Brody“, sagte sie.
    „Carolyn“, entgegnete er und nickte ihr zu.
    Auf einmal hatte Brody zwei linke Füße und eine schwere Zunge.
    Er kam sich vor wie ein Pennäler.
    Schlimmer noch: In der Schule war alles nur Spekulation gewesen. Als Mann wusste er nur zu gut, wie es war, diese Frau zu küssen, sie zu lieben.
    Wie im Wasser zu stehen und einen stromführenden Draht anzufassen, dachte er.
    Genauso war es.
    „Kim sagt, im Laden läuft alles wie am Schnürchen“, wandte sich Tricia mit einem perlenden Lachen an Carolyn. „Ich hatte gehofft, ein bisschen vermisst zu werden.“
    Als Carolyn lächelte, wirkte sie nicht mehr ganz so sehr wie ein fluchtbereites Reh, das ein Raubtier gewittert hatte. „Natürlich bist du vermisst worden“, versicherte sie ihrer Freundin.
    „Und wie“, pflichtete Kim ihr fröhlich bei und öffnete eine Tür des großen Doppelbackofens, um nach den Tamales zu sehen.
    Sie dufteten so gut, dass Brodys Magen knurrte.
    In den nächsten Minuten setzte eine gewissermaßen emsig summende Ruhe ein. Carolyn und Tricia wuschen an der Spüle das Geschirr ab und fingen an, den Tisch zu decken, während Davis ein paar Flaschen exquisiten Wein entkorkte.
    Es überraschte Brody nicht – und Carolyn wahrscheinlich auch nicht –, dass sie im Esszimmer am großen Tisch nebeneinandersaßen. Dafür hatten die anderen gesorgt.
    Sie saßen so nah zusammen, dass sie sich ein paarmal mit den Ellbogen anstießen. Carolyns Duft – eine Mischung aus Babypuder, Blumen und ganz leisem Zitronenaroma – verwirrte, nein berauschte Brody geradezu, was erstaunlich war, denn er reichte die Weinflasche jedes Mal weiter, ohne sich selbst einzuschenken. Tricia verzichtete freilich auch; sie war schließlich schwanger.
    Carolyn dagegen hatte anscheinend ungewöhnlich großen Durst. Sie naschte nur vom Salat, den Tamales und Kims unvergleichlichem mexikanischen Reis und dem Bohnenmus, aber beim Wein schlug sie gehörig zu.
    „Übrigens“, warf Kim in die Runde, „Carolyn hat sich bei Friendly Faces angemeldet – dieser Online-Partnerbörse –, und sie wird geradezu belagert, weil so viele Männer sie kennenlernen wollen.“
    Aus dem

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