Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
bewegen. Sie waren völlig furchtlos, diese zwei winzigen Hunde. Vielleicht waren ihre Gehirne einfach zu klein, um den Größenunterschied zwischen ihnen und Valentino einschätzen zu können.
„Komm heute Abend zum Essen zu uns“, sagte Kim zu Brody, als sie sich wieder aufgerichtet hatte. „Du siehst ein bisschen abgemagert aus – genau wie dieser Hund.“
Schon beim Gedanken an Kims Kochkünste lief Brody das Wasser im Mund zusammen, ganz zu schweigen von der Vorstellung, so einen weiteren einsamen Abend zu vermeiden.
„Ist das ein abgekartetes Spiel?“, fragte er dann. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass alle hofften, dass er und Carolyn ein Paar werden würden.
„Ja, natürlich“, antwortete Kim lachend und sah Brody an, legte den Arm um Davis’ Taille und drückte ihren Mann kurz an sich. „Warum willst du dich dagegen wehren?“
Brody lachte ebenfalls, obwohl ihm bei der Vorstellung, mit Carolyn in einem Haus zu sein, vor Aufregung ein bisschen flau im Magen wurde. Er verschränkte die Arme und konterte: „Warum nicht?“
Kim versetzte ihm einen spielerischen Hieb. „Du bist genauso wie dein Onkel“, sagte sie.
Was immer das heißen mochte.
Wahrscheinlich, dass er ein halsstarriger Esel war.
Diese Eigenschaft lag den Creeds im Blut, jedem einzelnen und ausnahmslos lebenslänglich.
Conner und Davis waren bereits auf dem Weg ins Haus, wo Tricia bestimmt schon Kaffee gekocht hatte.
Smidgeon, Little Bit und Valentino trotteten hinter ihnen her und ließen Brody, Kim mit Barney allein auf dem Hof zurück.
„Carolyn kennt deine Tricks längst, Kim“, sagte Brody vorsichtig, ernst und mit leicht rauer Stimme. „Sie wird wissen, dass du mich zum Essen eingeladen hast, und sich mit einer Ausrede herauswinden.“
Kim, die mit Mitte fünfzig immer noch eine schöne Frau war, schüttelte den Kopf und imitierte seine Haltung, indem sie ebenfalls die Arme verschränkte. „Warum bist du so pessimistisch, Brody Creed? Du und Carolyn, ihr seid füreinander geschaffen. Das wissen offenbar alle außer euch beiden.“
Brody dachte daran, wie er Carolyn am Vortag geküsst hatte, und das Gefühl bebte in ihm nach. Danach hatte Carolyn ihn angesehen, als hätte er sie geohrfeigt, und er hatte eine klugschwätzerische Bemerkung in der Richtung fallen lassen, dass es ihm nicht leidtäte.
Für Carolyn war er zweifellos abgeschrieben.
Der Kuss hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
Aber er hatte einfach nicht widerstehen können.
„Brody?“, fragte Kim, die offenbar seine Gedanken las.
Lächelnd legte er Kim eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung“, sagte er. „Mach dir bitte keine Sorgen um mich, ja?“
„Okay“, versprach sie in munter-ironischem Tonfall. „Kommst du heute Abend nun zum Essen zu uns oder nicht?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fügte sie hinzu: „Um Punkt halb sieben, und komm nicht zu spät.“ Gespielt finster blickte sie sich um. „Falls Davis Creed glaubt, ich würde ihm Smidgeonund Little Bit überlassen, während ich in der Stadt bin und Tricia im Laden vertrete, ist er auf dem Holzweg.“
Damit marschierte sie resolut in Richtung Haus.
Brody sah ihr nach und zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln hoch. Ob Carolyn Kims Einladung zum Abendessen wohl annahm oder eine Ausrede erfand? Brody hoffte, dass sie Ersteres trat.
Er wollte Carolyn wiedersehen, auch wenn die Vorstellung ihm eine Heidenangst einjagte.
„Weiber“, sagte er zu Barney.
Der Hund stieß ein zustimmendes Kläffen aus.
Brody lachte, kraulte Barney hinter den Ohren, und dann gingen beide zum Haus, wo die anderen sich zum Kaffee versammelt hatten.
„Du hast dunkle Ringe unter den Augen“, verkündete Kim, kaum dass sie über die Schwelle des Ladens getreten war. „Schläfst du nicht gut?“
Carolyn lächelte, als ihre Freundin die zwei winzigen Hunde aus ihren Taschen nahm und behutsam auf den Boden setzte, wo sie sofort anfingen zu balgen wie junge Kätzchen.
Winston, der sich längst mit der gelegentlichen Anwesenheit der Hundefraktion abgefunden hatte, ignorierte sie hoheitsvoll.
„Ich schlafe gut, vielen Dank“, schwindelte Carolyn. Irgendwann gestern Nacht war es ihr gelungen, wieder einzuschlafen, doch sie war prompt in eine Fortsetzung ihres Traums geraten. Dieses Mal mit dem zusätzlichen Anreiz, dass Brody durch eine Ansammlung von Verehrern mit Einkaufswagen zu ihr ritt, sich vom Pferd herabbeugte, den Arm um sie legte und sie vor sich in den Sattel
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