Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Fensterleder und fing an, das Stück, an dem er gearbeitet hatte, zu polieren.
„Wie geht’s denn mit dem tollen Hausbau voran?“, fragte er nach einiger Zeit. Er war kein Mann vieler Worte.
Unter einer der Arbeitsplatten entdeckte Brody die kleinen Hunde und musste lächeln. Sie kuschelten in einem Bettchen, das aussah wie ein pinkfarbener Plüschpantoffel. Er zog sich einen Holzstuhl heran, setzte sich rittlings darauf und verschränkte die Unterarme auf der Lehne.
„Langsam“, erwiderte er, was seinem Onkel ein leises tiefes Lachen entlockte.
„Ziemlich großes Haus für nur einen Cowboy und seinen Hund“, bemerkte Davis. Barney war Brody gefolgt und legte sich zu seinen Füßen nieder.
„Fang gar nicht erst an“, warnte Brody ihn, beugte sich hinab und kraulte den Hund hinter den Schlappohren.
„Womit?“, fragte Davis, obwohl er es ganz genau wusste.
Brody seufzte nur.
Schmunzelnd schüttelte Davis den Kopf. „Kim hat heute Abend beim Essen in ein Wespennest gestochen, wie?“, fragte er und polierte wie besessen das Stück Leder.
„Das kann man wohl sagen“, antwortete Brody trocken.
Davis unterbrach seine Arbeit und musterte Brody erheitert, bevor er fortfuhr: „Conner und Tricia passen gut zusammen, wie sich herausgestellt hat“, bemerkte er. „Sicher, Kim ist ins Fettnäpfchen getreten, aber sie will nur, dass du genauso glücklich wirst wie dein Bruder.“
„Ich weiß“, antwortete Brody mit einem tiefen Seufzer und fügte hinzu: „Es ist so, Davis. Zwischen Carolyn undmir ist vor langer Zeit etwas vorgefallen, und sie würde sich eher mit einem Iltis einlassen als mit mir. Wir kommen nie zusammen, sie und ich, so sehr du und Kim es euch auch wünschen mögt.“
„Tatsächlich?“, fragte Davis mit seinem vertrauten Unterton milder Skepsis. Er hatte aufgehört zu polieren und wischte sich die Hände mit einem Handtuch sauber.
„Tatsächlich! Wenn sie die Wahl zwischen einem Iltis und mir hätte, würde der Iltis mühelos gewinnen. Carolyn will nichts von mir, und ich kann es ihr nicht einmal verübeln.“
„Bilde ich mir das nur ein, oder schwang da eben etwas wie Traurigkeit in deinem Ton mit, Junge?“ Smidgeon und Little Bit purzelten aus ihrem Pantoffelbett, sausten zu Davis und kratzten an seinen Hosenbeinen, damit er sie hochhob.
Was er dann auch tat.
„Traurigkeit?“, spottete Brody ein bisschen verspätet. „Bei mir doch nicht.“
„Du bist in Carolyn verschossen“, sagte Davis ruhig. Er stand da und hielt in jeder Armbeuge ein Schoßhündchen. „Dagegen ist nichts einzuwenden. Sie ist eine Schönheit und hat außerdem Pferdeverstand.“
Brody schmunzelte kläglich. Wenn ein Creed sagte, jemand habe „Pferdeverstand“, war das ein großes Lob – besser als ein hoher Kontostand oder ein Leumundszeugnis vom Polizeipräsidenten. „Tja“, sagte er, „ich hab’s mir gewissermaßen mit ihr verdorben.“
Davis setzte die Hunde behutsam auf den Boden, und sie trollten sich, vermutlich um Kim zu suchen. Dann zog er für sich selbst einen Stuhl heran, setzte sich und sah Brody ernst, aber mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln an.
„Ich hab’s mir mit Kim öfter verdorben, als mir lieb ist“, sagte er, nachdem er sich gesetzt hatte. „Und trotzdem sind wir im kommenden Oktober fünfunddreißig Jahre verheiratet.“
Kameradschaftliches Schweigen breitete sich aus. Beide saßen da, lauschten eine Zeit lang dem Feuer im Ofen und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Brody schnürte es die Kehle zu. „Kim und du, habt ihr es je bedauert, keine eigenen Kinder zu haben?“, fragte er, und seine Stimme klang wie eingerostet.
„Wir hatten Kinder“, betonte Davis mit einem Lächeln. „Dich und Conner und Steven.“
„Eigene“, beharrte Brody. Davis’ Ehe mit Stevens Mutter hatte nicht lange gehalten.
Sein Onkel überlegte einen Moment, und als er antwortete, lag ein Funkeln in seinen Augen. „Wir hätten gern ein Mädchen gehabt“, gestand er. „Aber seit Melissa und Tricia in die Familie eingeheiratet haben, tja, seitdem haben Kim und ich das Gefühl, alles zu haben, was ein Mensch sich wünschen kann.“
Brody schwieg.
Abschließend legte Davis seinem Neffen die Hand auf die Schulter und drückte sie. „Ich weiß, ich habe es schon einmal gesagt“, erklärte er, „aber es ist mehr als gut, dich wieder zu Hause zu haben, wohin du gehörst, Junge. Du hast uns allen schrecklich gefehlt.“
Damit war die Unterhaltung beendet. Davis stand auf und
Weitere Kostenlose Bücher