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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zuhörte, zusah, sich erinnerte.
    Aber abgetrennt von dem Schmerz.
    Carolyn unterbrach ihn nicht, und als er zum Ende gekommen war, saß sie auf seinem Schoß, die Arme um ihn gelegt, den Kopf an seine Schulter gebettet.
    Brody fühlte sich innerlich gebrochen und zerrissen, als hätte er sich selbst aufgebraucht, nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Die alte Trauer, die er nie lange inSchach hatte halten können, fiel wieder über ihn her, und eine stahlharte Macht zwang sein Ich zurück in seinen Körper.
    Wortlos hielt Carolyn ihn umschlungen … lange, lange Zeit. Dann stand sie auf, ergriff Brodys Hand und führte ihn zurück zu ihrem Bett, wo sie begann, ihn Stück für Stück wieder aufzubauen.
    Brody ging um kurz nach Mitternacht – er wollte Barney nicht zu lange allein lassen, sagte er –, und nachdem Carolyn die Tür hinter ihm abgeschlossen hatte, ging sie sofort zurück ins Bett und fiel in einen tiefen, heilenden Schlaf.
    Am nächsten Morgen tappte sie gähnend barfuß in die Küche, und ihr Blick fiel auf die beiden Teller mit dem kalten Rührei.
    Sie entsorgte es im Küchenabfall.
    Mittlerweile verlangte Winston lautstark nach seinem Frühstück. Carolyn gab ihm Trockenfutter, das er, wahrscheinlich in der Hoffnung auf Sardinen, zunächst verschmähte.
    Sie füllte Wasser in einen Becher, hängte einen Teebeutel hinein und stellte ihn in die Mikrowelle. Während sie darauf wartete, dass nach zwei Minuten die Zeitschaltuhr klingelte, dachte sie über Brody nach. Nach der vergangenen Nacht wäre es geradezu eine Glanzleistung gewesen, nicht über ihn nachzudenken.
    Das Liebesspiel wirkte mit kleinen unregelmäßigen Nachbeben noch in ihrem Körper nach, doch darüber musste sie nicht nachdenken, das musste sie nur fühlen, auskosten und genießen.
    Was Brody ihr erzählt hatte, über Lisa, über ihren kleinen Jungen, den furchtbaren Unfall und wie er danach völlig den Halt verloren hatte, das war es, was sie beschäftigte.
    Sie hatte intuitiv gewusst, dass er die Wahrheit sagte. Daher ging es hier nicht darum, ob sie ihm glaubte oder nicht. Es ging vielmehr um die Frage nach den persönlichen Schäden.
    Wie konnte ein Mensch sich jemals von einer solchen Tragödie erholen?
    Konnte sie sich, selbst nachdem sie jetzt die Wahrheit kannte, von ihrer bislang festen Überzeugung eines grausamen Betrugs erholen?
    Manche Wunden heilten nun mal nie.
    Für Brody war die Erfahrung mehr als grauenhaft. Er hatte mit Lisa am Telefon gesprochen, als der Zusammenstoß stattfand, hatte den ohrenbetäubenden Knall und die darauf folgende Stille gehört. Obendrein gab er sich selbst die Schuld – wäre er an diesem Winterabend zu Haus gewesen und nicht mit einem Schwertransporter unterwegs, dann hätte er am Steuer gesessen, nicht Lisa. Und ihm wäre es vielleicht gelungen, rechtzeitig auszuweichen und den Zusammenstoß zu vermeiden.
    Hätte er nur, wäre er nur.
    Carolyn kannte diesen Ausdruck zur Genüge. Hätte ihre Mutter sie nur genug geliebt, um bei ihr zu bleiben, statt sie in Pflege zu geben und sich aus dem Staub zu machen. Wäre ihr Dad nur ein starker, stabiler, zuverlässiger Typ wie Davis Creed gewesen, der bereit war, sein Kind großzuziehen.
    Wenn das Wörtchen Wenn nicht wär, dachte Carolyn. Eine ihrer Pflegemütter hatte diesen Spruch jedes Mal angebracht, wenn Carolyn es gewagt hatte, auch nur zaghaft ihre Zukunftsträume zu äußern.
    Bald hatte sie ganz aufgehört, irgendjemandem von ihren Hoffnungen zu erzählen.
    Emotional geknickt, aber körperlich glücklich nach der Liebesnacht mit Brody schaltete Carolyn ihren Laptop ein, damit er hochfuhr, während sie duschte.
    Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, war der Computer einsatzbereit. Icons blinkten, Roboterstimmen wiederholten immer und immer wieder „Jemand mag dein freundliches Gesicht!“
    Es war das akustische Gegenstück zum Märchen vom süßen Brei. Der Computertopf quoll über von Lärm. Carolyn blockte sämtliche weiteren Kontaktaufnahmen durch die Partnerbörse.
    Daraufhin trat süße herrliche Ruhe ein.
    „Schon besser“, sagte sie zu Winston, der sich in keiner Weise dazu äußerte.
    Ein paar Mausklicks führten sie auf die Auktionsseite, auf der sie den Zigeunerrock gepostet hatte. Immer noch wurde eifrig geboten, und als Carolyn die derzeitigen Zahlen sah, rieb sie sich die Augen und glaubte schon, falsch gelesen zu haben. Kein Mensch bezahlte so viel für einen Rock, ganz gleich, wie schön er war.
    Sie

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