Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
noch Carolyn rührten sich, es sei denn, um sich enger an den anderen zu kuscheln. Kaum dass sie beide einigermaßen wieder zu sich gekommen waren, liebten sie sich noch einmal. Dieses Mal langsamer, nicht so wild, aber mit dem gleichen furiosen Höhepunkt.
Danach ließ sich Carolyn auf Brody sinken, das Gesicht an seinen Hals geschmiegt, alle Sinne erfüllt von ihm, von seinem Duft, seiner Haut, seinem Körper und seiner Kraft. Befriedigt schlief sie ein und erwachte wenig später, weil Brody sie mit den Fingern schon wieder auf direktem Weg zu einem welterschütternden Orgasmus trieb.
Sie seufzte, als es schließlich vorbei war. Drehte sich auf die Seite und kuschelte sich in Brodys Arm.
„Ob wir das bereuen werden?“, wollte sie von ihm wissen.
„Wahrscheinlich“, antwortete Brody mit einem erotischen Flüstern. „Aber ich halte sehr viel davon, für den Augenblick zu leben.“
Darüber lachte sie, ballte die Hand zur Faust und versetzteihm einen leichten Schlag auf die Brust. „Brody Creed, du bist unverbesserlich.“
Er küsste sie aufs Haar. „Und hungrig“, erwiderte er.
„Ich könnte Rührei machen“, schlug Carolyn vor und fragte sich, wer diese Frau war, die hier im Bett lag. Offenbar dieselbe, die vorhin noch schnell zum Minimarkt gerast war, um Brot, Eier und Milch zu besorgen.
„Hört sich gut an“, murmelte Brody. Seine Stimme klang jetzt verschlafen.
Carolyn stieg über ihn hinweg aus dem Bett. Nach einer kurzen Dusche zog sie das weiße Hemd wieder an und ging in die Küche.
Winston beäugte sie vorwurfsvoll vom Fensterbrett aus.
„Sieh mich nicht so an“, sagte Carolyn zu ihrem Kater. „Du hast dein Abendbrot bereits gehabt, schon vergessen?“
„Riau“, sagte Winston und begann mit einem Ausdruck eleganter Resignation, seine rechte Pfote zu putzen.
Mein Kater, dachte Carolyn in flüchtiger Erinnerung an ihr Gespräch mit Tricia am Nachmittag. Mein Kater, meine Wohnung, mein Laden.
Und plötzlich hast ausgerechnet du eine Zukunft.
Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden, um über Brody Creed hinwegzukommen, bevor er mir noch einmal das Herz bricht.
15. KAPITEL
V erdammt noch mal, Carolyn sah gut aus, wie sie da in der Küche ihrer Wohnung stand, Eier in die Pfanne schlug und nichts am Leibe hatte als irgendein Männerhemd.
Brody runzelte die Stirn. Kim trug beim Malen, bei der Gartenarbeit oder beim Hausputz manchmal Davis’ alte Hemden. Und bekanntlich hatte auch Tricia gelegentlich eines von Conners Hemden angezogen, bevor ihr Babybauch überhandnahm. Aber wer war der Mistkerl, der dieses Hemd hier zurückgelassen hatte?
„Was ist?“, fragte Carolyn mit einem scheuen Lächeln auf den vom Küssen geschwollenen Lippen.
„Nichts.“ Brody seufzte und rückte einen Stuhl zurecht, um sich an den Tisch zu setzen. Mit der Liebe war’s aus, im Moment jedenfalls, wenn nicht für immer, wenn er erst einmal alles ausgesprochen hatte, was gesagt werden musste.
Es war jedoch höchste Zeit, reinen Tisch zu machen, komme, was da wolle. Er war ihr in vielerlei Hinsicht die Wahrheit schuldig – hauptsächlich über seine Gründe, sie in jener Nacht vor langer Zeit mit nichts als einer kurzen Nachricht, einer Menge Wut und Schmerz und höchstwahrscheinlich einer Unmenge an unbeantworteten Fragen zu verlassen.
Aber Carolyn war offenbar nicht nach einem Stimmungswechsel zumute. Sie blickte auf ihr Hemd herunter und sah dann mit großen, lachenden Augen zu Brody auf, als hätte sie einen Verdacht, was ihn daran störte, wäre sich aber nicht ganz sicher. „Was soll der merkwürdige Blick, Brody?“
„Ich habe mich nur gefragt, wem dieses Hemd gehört“, gestand er verlegen. „Jetzt bin ich drüber weg.“
„Es ist deins“, erklärte sie mit diebischer Vorfreude auf seine Antwort. „Du hast es hier zurückgelassen, als du …“
Der freudestrahlende Gesichtsausdruck verschwand, sie erinnerte sich und verfiel in Schweigen.
„Ich habe es zurückgelassen, als ich dich verlassen habe“, sagte Brody ruhig, beugte sich vor und rückte einen zweiten Stuhl zurecht. „Carolyn, nimm die Pfanne vom Herd und setz dich.“
Doch stattdessen wandte sie sich ab, schüttelte den Kopf und bearbeitete das Rührei mit dem Pfannenwender, als wollte sie Teer von einer heißen Oberfläche kratzen.
„Das liegt lange zurück“, sagte sie. Die Worte kamen wie aus der Pistole geschossen, schienen von den Schranktüren abzuprallen und ihm wie Querschläger um die Ohren zu fliegen.
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