Die Crock-Expedition
Geräusch zu hören, auch keine Laute von Lybiden.
»Sie sind tot«, sagte er dumpf. »Ganz gewiß. Valerie hatte keine Waffe, überhaupt nichts, und drüben waren viele von den Biestern.«
Erneut trat er gegen die Tür und bedachte sie mit gräßlichen Flüchen. Valerie hätte eine normale Tür behutsam geöffnet, bereit, sie beim Anzeichen einer Gefahr von der anderen Seite sofort zuzuschlagen. Aber unter dieser Tür hatte sie sich bücken müssen und nicht daran gedacht, sie festzuhalten.
Ken Blake empfand, vielleicht zum erstenmal in seinem Leben, die Bereitschaft, den Tod willkommen zu heißen. Er erstickte jede Hoffnung und zwang sich zu der Erkenntnis, daß seine Frau und sein Kind den Tod gefunden hatten. Vielleicht, wenn es schon hatte sein müssen, war es besser, daß es nicht unter seinen Augen geschehen war. Für den Rest seines Lebens würde er sich der Stahltür entsinnen, wie sie langsam hinter Valerie herabsank, sie von ihm trennte. Aber er würde sich nicht zu erinnern brauchen, wie Lybiden an ihrer Kehle rissen, ihrem Körper, ihren Beinen, weil er es nicht gesehen hatte.
Er kehrte der Stahltür den Rücken zu, nicht länger daran interessiert, das Hindernis zu beseitigen. Es war zu spät. Ihm war auch nicht länger daran gelegen, die Archivräume zu erreichen. Der Tod im Feuer war so gut wie jede andere Todesart.
»Mr. Blake«, sagte Alexandra eindringlich, »wir müssen versuchen, am Leben zu bleiben. Wollen Sie den Menschen nicht berichten können, was sich ereignet hat? Meinen Sie nicht, daß …«
»Sie ist tot«, sagte er.
»Vielleicht nicht. Vielleicht konnte sie auf eine Leiter steigen. Oder das Kind auf einen Schrank werfen, wo die Lybiden es nicht zu erreichen vermochten. Oder …«
»Ich kann keine Stahltür einschlagen.«
»Ja, aber Sie haben den Revolver, und das andere Schloß …«
Blake begann erneut zu fluchen, und diesmal verfluchte er sich selbst. Seit die Rolladentür sich hinter Valerie ins Schloß gesenkt hatte, waren ungefähr zwanzig Minuten verstrichen, und er hatte diese Zeitspanne damit vergeudet, sinnlos gegen eine stählerne Tür zu hämmern.
Er ging zur anderen Tür und feuerte in das Schloß. Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in Filmen dauerte es mehrere Minuten, ehe er es gesprengt hatte, und dies bereitete ihm eine gewisse abwegige Erleichterung. Immerhin bedeutete es, daß nicht der zeitweilige Verlust seiner geistigen Klarheit die Schuld am Verlust Valeries und Georginas trug. Die Lybiden hatten nur einige Sekunden gebraucht, um ihr scheußliches Werk zu vollenden.
Er öffnete die Tür und blickte in die Haupthalle der Bibliothek an deren Wänden sich ringsum Regale erhoben. Er sah weder Menschen noch Lybiden. Aber die Blutspuren verrieten genug.
Auch andere hatten sich der Bibliothek als möglichem Schutz entsonnen und sie erreicht; nicht vom Platz aus, denn in diesem Fall hätte Blake sie bemerkt, sondern wahrscheinlich hatten sie den Bau durch die Rückseite betreten.
Und die Lybiden waren ihnen gefolgt.
Es hatte sich schätzungsweise um ein Dutzend Leute gehandelt. Und Valerie und Georgina. Die Spuren in der Halle waren unmißverständlich. Alle Hoffnung war dahin.
Vermutlich war es Alexandra, die ihn ins Bibliotheksbüro führte, die Tür öffnete und sie hinter ihnen verschloß. Er war sich dieser Vorgänge nicht bewußt. Während eines kurzen Moments der Besinnung beharrte er darauf, wieder nach draußen zu gehen, sie zurückzulassen und den Blutspuren zu folgen, die von der Stahltür ihren Ausgang nahmen, jenen Spuren, die zu verfolgen er zuvor keinen vernünftigen Anlaß gesehen hatte, doch nun von der leise erwachenden Hoffnung gepackt, daß Valerie sich womöglich in einem anderen Zimmer eingeschlossen haben mochte …
Eine Hintertür stand weit offen. Auf diesem Wege hatten die Lybiden ihre Opfer fortgezerrt. Für einen Augenblick weckte der Zorn gegen jene selbstmörderisch nachlässigen Idioten, die in der Bibliothek Zuflucht gesucht und diese Tür zu sichern versäumt hatten, seine Lebensgeister.
Das Feuer war noch nicht bis zur Bibliothek vorgedrungen. Blake verharrte unter der Tür, den Revolver in der Hand, zunächst fest entschlossen, in die Straßen zurückzukehren und Valerie zu finden oder zu sterben. Doch dann näherte sich ein Rudel von Lybiden dem Eingang, und instinktiv schlug er die Tür zu und verriegelte sie. Er wäre in der Tat gegangen, wäre die Chance, Valerie oder Georgina lebend zu finden, auch nur einprozentig
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